Der US-Kongressabgeordnete George Santos will Medienberichten zufolge wegen der Affäre um falsche Angaben im Lebenslauf zumindest vorerst seine beiden Ausschussposten aufgeben. Santos bestätigte die Pläne zunächst allerdings nicht.
Der wegen zahlreicher Erfindungen in seinem Lebenslauf in der Kritik stehende US-Skandal-Abgeordnete George Santos will vorerst in keinem Kongressausschuss sitzen, berichten mehrere US-Medien. Der republikanische Politiker aus New York kündigte laut den Berichten am Dienstag bei einem Treffen mit Parteifreunden an, sich vorübergehend aus den beiden Ausschüssen des Repräsentantenhauses zurückzuziehen, in die er Mitte Januar berufen worden war. Laut der "Washington Post" begründete der 34-Jährige dies damit, dass er eine "Ablenkung" darstelle.
"Er hatte einfach das Gefühl, dass es so viel Drama um die Situation gab", sagte die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene nach der Sitzung dem Sender CNN. Santos selbst bestätigte die Pläne und Berichte zunächst nicht. PAID Wie der ultrakonservative Freedom Caucus die Republikaner lähmt 13.08
Der 34-jährige Santos war bei den Kongresswahlen im November erstmals ins Repräsentantenhaus gewählt worden. Die Zeitung "New York Times" nahm daraufhin Santos' Lebenslauf unter die Lupe. So behauptete er etwa, ein "erfahrener Investor an der Wall Street" gewesen zu sein. Es stellte sich schließlich heraus, dass Santos nie bei den genannten Unternehmen beschäftigt war. Auch seinen Universitätsabschluss konnte die Zeitung nicht verifizieren. Santos wurde zudem vorgeworfen, er habe die Öffentlichkeit über seine Familiengeschichte und einen angeblichen jüdischen Hintergrund getäuscht. In einem Interview räumte der Republikaner ein, er habe seinen Lebenslauf "beschönigt".
Santos ist mittlerweile auch im Visier der Justiz. Die New Yorker Staatsanwaltschaft nahm im Dezember Ermittlungen auf. Zudem soll das Justizministerium Santos Medienberichten zufolge wegen seiner Wahlkampffinanzierung im Blick haben. Zuletzt hatten etliche Republikaner gefordert, dass Santos sein Abgeordnetenmandat aufgibt – das hatte dieser aber bisher ausgeschlossen. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hatte betont, den Fall Santos intern regeln zu wollen.
Ein Rücktritt Santos' wäre für die Republikaner im Repräsentantenhaus heikel. Bei den Kongresswahlen haben sie zwar die Mehrheit in der Kongresskammer zurückerobert – allerdings nur hauchdünn. Sollte Santos zurücktreten, müsste es eine Neuwahl in seinem Wahlkreis geben. Es wäre nicht ausgeschlossen, dass die Demokraten den Sitz gewinnen und die republikanische Mehrheit schmilzt.FS Trump Rivalen 15.48
Bei den als Midterms bekannten Zwischenwahlen im November hatten die Republikaner eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus erobert. Dazu trug auch Santos mit seinem Sieg in einem New Yorker Wahlkreis bei. Im Senat konnten dagegen die Demokraten von Präsident Joe Biden ihre Mehrheit verteidigen.