Lili Elbe kam 1882 als Einar Wegener in Dänemark zur Welt. Die Malerin war eine der ersten Personen, die sich geschlechtsangleichenden Operationen unterzog. Einem breiten Publikum wurde sie mit dem Film "The Danish Girl" bekannt.
Lili Elbe – es ist ein klingender Name. An der Elbe in Dresden sollte für Lili Elbe ein neues Leben im passenden Körper beginnen. Geboren am 18. Dezember 1882 im dänischen Vejle als Einar Wegener unterzieht sie sich 130 in Dresden einer der ersten geschlechtsangleichenden Operationen der Welt: "Ich kämpfe gegen die Voreingenommenheit des Spießbürgers, der in mir ein Phänomen, eine Abnormität sucht. Wie ich jetzt bin, so bin ich eine ganz gewöhnliche Frau."
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Lili Elbe kommt als jüngstes von vier Kindern in Dänemark zur Welt. Nach dem Gymnasium besucht sie die Kunstakademie in Kopenhagen und lernt noch im ersten Jahr Gerda kennen. Sie heiraten. Das Ehepaar Wegener reist viel, verbringt unter anderem längere Zeit in Frankreich.
Lili Elbe malt moderne Landschaften, Stillleben, Stadtszenen. Für Gerda steht sie häufig Model. Es entstehen Porträts einer eleganten Frau in den ikonischen Kleidern und Kurzhaarschnitten der 20er Jahre. Es wächst der Wunsch: Nicht nur ihr Auftreten auch ihr Körper soll der einer Frau werden.
Am Institut von Magnus Hirschfeld in Berlin erfolgt 1930 die erste Operation, weitere wesentliche führt der Gynäkologe Kurt Warnekros an der Dresdener Frauenklinik durch. Insgesamt waren es vier. Die ersten drei verliefen ohne Komplikationen. Glaubt man Lili Elbes "Lebensbeichte", die ein Journalist für sie aufschrieb, so "Die Zeit", habe Warnekos wahre Wunder vollbracht und nachdem die männlichen Geschlechtsteile entfernt waren, nicht nur eine Vagina geformt, sondern auch Eierstöcke eingepflanzt. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld schreibt, dass die Durchführung einer Penisamputation offen sie, weil Details der Operation nicht genau thematisiert werden. Es gibt auch Angaben, denen nach Lili Elbe mit männlichen und weiblichen Organgen zur Welt kam.
Im Juni 1931 kommt Lili Elbe für eine letzte Operation in die Frauenklinik Dresden. Sie habe den Wunsch gehabt einmal "eine richtige Mutter" werden zu können, so dass die Vermutung der Transplantation einer Gebärmutter naheliegend sei, schreibt die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. OP-Unterlagen dazu gibt es nicht mehr, es bleibt Vermutung, was damals genau geschah.
"Die Zeit" sprach vor einigen Jahren mit Expertinnen über den Fall. Zitiert wird Marina Lienert vom Institut für Medizingeschichte der TU Dresden: "Es ist kaum vorstellbar, dass Warnekros sich an eine solche Operation gewagt hätte." Falls er es doch getan habe, sei es vermutlich zu Abstoßungsreaktionen und vielleicht Infektionen gekommen, mit tödlichem Ausgang.
Lili Elbe nennt sich den ersten Operationen auch offiziell so. Sie erhält neue Papiere. Allerdings ist damals nicht alles wohl gesonnen und liberal: Der dänische König annulliert die Ehe mit Gerda Wegener.
Wenige Monate nach der letzten Operation stirbt Lili Elbe am 12. September 1931 im Kreis der Familie. Die genaue Todesursache ist unklar, in den Monaten nach der Operation leidet sie unter Schmerzen und Schwäche. In einem letzten Brief von Anfang September schreibt Elbe: "Jetzt weiß ich, dass der Tod kommt... ich habe heute Nacht von Mutter geträumt ... sie nahm mich in ihre Arme ... sie sagte Lili zu mir ... und Vater war auch dabei ...".
Beigesetzt wird Lili Elbe auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden, wo ihr Grab bis in die 1960er Jahre existiert. Über Jahrzehnte verblasst die Erinnerung an die Malerin und Transgenderpionierin. Seit 2016 erinnert auf dem Friedhof wieder ein Grabstein an die Künstlerin, den die Produktionsfirma von "The Danish Girl" gestiftet hatte.
In dem Film von 2015 spielt Eddie Redmayne Lili Elbe und wird für einen Oscar nominiert. Trotzdem bezeichnet er seine Rolle ein paar Jahre später als Fehler. Er habe die anspruchsvolle Rolle "mit den besten Absichten" angenommen. Mit seinem heutigen Wissensstand über die Art und Weise, wie Minderheiten in der Filmindustrie noch immer behandelt werden, "würde [er] nicht mehr zusagen", beteuert der britische Schauspieler Ende vergangenen Jahres.
Am 28. Dezember 2022 ehrt Google Lili Elbe anlässlich ihres 140. Geburtstags mit einem Doodle.
Quellen: Lili Elbe Digital Archive, artnet, Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, FAZ, Die Zeit, mit Material der dpa