Von Ines Schmiedl
Eppingen. Über das Wochenende hat sich ein Blüten- und Blätterteppich über manche Eppinger Innenstadtstraßen gelegt. Verantwortlich dafür ist Künstler Hinrich Zürn, der am Samstag vorm Baumannschen Haus und am Sonntag in der Leiergasse sowie auf der Kreuzung am Marktplatz zur Altstradtstraße fleißig die Spraydose geschüttelt hat.
Eine ruhige Hand allein reichte nicht aus. Zürn hatte seinen Sohn Jakob dabei, der nicht nur bei den riesigen Schablonen half. Vor allem musste der Junior eine Sperrholzplatte halten, während sein Vater die weiße Farbe aufsprühte, denn vom Farbnebel sollte nur das Pflaster bedeckt sein und weder Passanten noch Fahrzeuge. "Wir müssten ständig schauen, aus welcher Richtung der Wind kommt", erklärt Zürn. Was wenige Minuten nach dem Sprühen nach Leichtigkeit ausschaut, ist harte Arbeit und bedurfte einiger Vorbereitung. Die Blüten und Ranken hat Zürn selbst entworfen. Erst hat er seine Zeichnungen auf eine Art Stadtplan aufgebracht, dann die Vergrößerungen berechnet. Die Blüten und Ranken wurden mittels Beamer auf eine kunststoffbeschichtete Folie übertragen, die Details hat der Künstler von Hand ausgeschnitten.
Mit diesen Schablonen im Anhänger und einer besonderen Markierungsfarbe im Gepäck, die es nur in wenigen Farbtönen gibt und die nach gut einem Jahr wieder vom Untergrund verschwunden ist, war der Künstler dann in Eppingen unterwegs. "Natürlich habe ich das vorher ausprobiert", sagt der Maler und Bildhauer, der bei Stebbach lebt. Denn der Umgang mit einer solchen Farbe und dann noch mit Spraydosen ist für Zürn nicht alltäglich. Auch den Untergrund musste er vorher ausprobieren, sowohl auf Beton als auch auf Pflastersteinen hat Zürn die Farbe aufgesprüht um zu schauen, wie sie sich verteilt und wie schnell sie trocknet.
Schließlich musste sich der Maler für eine Farbe entscheiden, denn neben dem ausgewählten Weiß gibt es die Markierungsfarbe nur in Gelb, Rot- oder Grautönen. "Das Weiß hat mir am besten gefallen", erklärt der Künstler. Die Schablonen hat er bewusst nicht komplett ausgesprayt, damit die Blüten und Ranken einen malerischen Effekt haben.
Genau 22 Objekte hat Zürn zu Papier gebracht und in Schablonen umgesetzt. Allein vorm Baumannschen Haus hat er acht verschiedene Motive immer wieder anders in Szene gesetzt. Die ersten Entwürfe zu den Blüten und Blättern sind bereits vor eineinhalb Jahren entstanden. Das größte der Motive ist eine neun Meter lange Efeuranke, die sich aus 15 Schablonen zusammensetzt und nun die Leiergasse ziert.
Damit die Schablonen gut am Boden haften und nicht vom Wind weggerückt werden, wurden sie von Hinrich oder Jakob Zürn jeweils mit Steinen beschwert. Denn die Motive waren vorher genau ausgemessen worden, damit das Gesamtbild auf den Straßen gut wirkt.
Mit den blumigen Motiven möchte die Stadt Eppingen als Auftraggeber des Künstlers auf die am 20. Mai beginnende Gartenschau aufmerksam machen und auch während der Gartenschausaison die Besucher an den Knotenpunkten in Richtung der blütenreichen Sonderschau lenken.