Von Maria Stumpf
Kirchheim. Was braucht das Handwerk neben Wertschätzung? Hauptsächlich Platz, denn in Heidelberg herrscht Mangel an Raum. Mit dieser Erkenntnis feierte man den Spatenstich für den neuen Handwerkerhof im Gewerbegebiet Bieth in Kirchheim. Die Stadt bietet damit als Baustein der Heidelberger Wirtschaftsoffensive für fünf Betriebe Entwicklungsperspektiven in Stadtlage auf dauerhaft bezahlbaren Flächen. "Ziel ist es, sie in Heidelberg zu halten", begrüßte Oberbürgermeister Eckart Würzner zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaftsleben der Stadt beim Spatenstich.
Auf einer Gesamtfläche von mehr als 6500 Quadratmetern wollen sich auf der Hofgemeinschaft nach und nach fünf Unternehmen aus dem Bauwesen ansiedeln – in zentraler Lage und in Nachbarschaft zu Ausbildungsstätten. Die Bauarbeiten des ersten Betriebs beginnen in Kürze. Drei der Unternehmen planen, ihre bisherigen Standorte aus dem Pfaffengrund, der Weststadt und aus Handschuhsheim in den Schlosskirchenweg nach Kirchheim zu verlagern, ein Betrieb kommt aus Mannheim, der fünfte will sich innerhalb Kirchheims vergrößern. Darunter sind Malerbetriebe und Industrieservice-Anbieter, Gartengestalter, eine Tischlerei und Möbelmanufaktur und ein Isoliertechnik-Unternehmen. Rund 70 Mitarbeiter werden dort beschäftigt sein.
Im Gespräch mit den Geschäftsführern betonte Marc Massoth, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft, dass die grundlegende Idee eines Handwerkerhofs nicht nur ein Angebot an geeigneten, bezahlbaren Flächen sei, sondern auch ein Netzwerk schaffen könne für einen gemeinsamen unternehmerischen Alltag mit Synergieeffekten, etwa durch die Verkürzung der Lieferwege oder aufgrund von Angeboten an Kunden aus einer Hand.
Das Handwerk sei ein zentraler Pfeiler des Heidelberger Wirtschaftsstandortes, stellte Oberbürgermeister Würzner klar. "Handwerksbetriebe bieten Arbeitsplätze und sichern damit das Einkommen vieler Menschen. Sie gestalten unsere Stadt, und ohne sie können wir die Klimakrise nicht bewältigen." Mit dem Handwerkerhof unterstütze die Stadt konkret geeignete Ansiedlungen im Stadtgebiet: "Denn wer in Zukunft gute Handwerksbetriebe bekommt, kann sich glücklich schätzen." Das hier, so ist sich der Oberbürgermeister sicher, "gibt ganz bestimmt eine interessante Melange."
Laut Angaben der Stadt gibt es in Heidelberg rund 1170 Handwerkerbetriebe mit rund 7400 Beschäftigten. Der neue Handwerkerhof ist entstanden nach einem Konzeptentwurf der Stadt in Abstimmung mit ansiedlungsinteressierten Handwerksbetrieben. Erarbeitet wurden bedarfsgerechte Grundstücksgrößen. Vorgesehen sind nun Areale zwischen 715 und 2300 Quadratmetern. Bereits im vergangenen Sommer und nun auch in diesem Frühjahr hat der Gemeinderat den Verkauf der fünf Gewerbegrundstücke beschlossen. Das Gewerbegebiet "Im Bieth" in Kirchheim gilt insgesamt als ein Ziel für die Bereitstellung von gewerblichen Baugrundstücken für Handwerksbetriebe und Kleingewerbe.