Von Friedemann Orths
Neckarbischofsheim. Das Wasser wird knapp. Und der Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Mühlbach wird alle Hände voll zu tun haben, die rund 56.000 Menschen in seinem Gebiet weiter mit dem kostbaren Nass zu versorgen. Alexander Freygang, kommissarischer Leiter der Mühlbachgruppe, präsentierte im Gemeinderat jetzt Zahlen, Daten und Fakten zu einem Strukturgutachten und erläuterte, was der Wasserversorger plant. Wie bereits berichtet, wird der Verband in den kommenden Jahren rund 62,3 Millionen Euro in sein Leitungsnetz und seine Infrastruktur investieren, um unter anderem neue Hochbehälter zu bauen.
Freygang erläuterte, dass sich der Wasserverbrauch in den vergangenen Jahren im Gebiet der Gruppe fast verdoppelt hat. Momentan werden die Menschen mit rund drei Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr versorgt. Das liegt zum einen daran, dass die Gruppe mehr Kommunen versorgt, aber vor allem am Klimawandel und den "unglaublich trockenen Jahren". Demnach wurde das Grundwasser seit 2001 nicht mehr aufgefüllt. Fehlender Regen im Winter lässt den Spiegel weiter sinken, während Starkregen im Sommer von den trockenen Böden nicht mehr aufgenommen werden kann.
Am "Spitzentag" des Jahres 2020 wurden im Gebiet 18.255 Kubikmeter verbraucht. Allerdings kann der Verband momentan nur rund 12.000 Kubikmeter Wasser aufbereiten. Es fehlten also knapp sechs Millionen Liter. Die kann man zwar noch durch die Wasserspeicher auffangen, aber die Speicher müssen eben auch wieder gefüllt werden. Freygang fasste zusammen: Über das gesamte Jahr sei die Versorgung noch problemlos möglich, aber "wir werden zu Spitzenzeiten Probleme bekommen". Vor allem, da Freygang darlegte, dass an einem "Spitzentag" im Jahr 2050 voraussichtlich etwa 25.000 Kubikmeter verbraucht werden.
Deshalb sei man in Gesprächen, den Bezug von Bodensee-Wasser zu erhöhen. Momentan bekommt man etwa ein Drittel aus dem Süden, den Rest fördert man aus Brunnen im Neckartal, beispielsweise bei Haßmersheim. Am Bodensee habe man aber "die selben Probleme wie wir auch". "Wenn wir viel, viel Glück haben, dann werden wir 22.500 Kubikmeter am Tag produzieren können", schätzte Freygang. Also fehlen an Spitzentagen immer noch rund 2000 Kubikmeter. Deshalb müsse man bestehende Anlagen erweitern, Wasser von anderen Versorgern zusätzlich beziehen, die Speicherkapazität erhöhen, neue Brunnen finden und eine "komplett neue Verteilungsstruktur" schaffen. Dazu soll das Wasser über ein "Ring- und Transportsystem" verteilt werden, damit man weniger auf Hochbehälter angewiesen ist.
Natürlich müsse man sich fragen, wie das alles finanziert werden muss, sprach Freygang den Elefanten im Raum an: "Über die Gebühr? Erstmal nicht", versicherte er. Die Maßnahme lasse sich mit Fördergeldern und eingesparten Kosten wegen eines effizienteren Betriebs wohl relativ gut finanzieren. Später sprach er auf Nachfrage von Bürgermeister Thomas Seidelmann von einer Million Kilowattstunden, die man pro Jahr sparen könne, wenn alle im Gutachten vorgeschlagenen Maßnahmen abgeschlossen sind. Dennoch sei das ein "großes Konzept", das die Mühlbachgruppe zwischen vier und fünf Millionen Euro jährlich kosten werde. Dafür stelle man aber jedes Jahr Förderanträge; die Zuschüsse könnten zwischen 50 und 60 Prozent liegen. Momentan sei man, was die Förderzusage angehe, "immer noch vollkommen im Zeitplan". Im Juni nächstes Jahr könnte die Ausschreibung beginnen, Mitte 2024 könnte das neue Wassersystem in Betrieb gehen. Wie sich am Ende dann alles auf den Wasserpreis auswirken wird, sei "schwer zu sagen". Eine konkrete Zahl konnte und wollte Freygang nicht nennen.
Seidelmann fragte dann noch ganz pragmatisch, was die fehlenden zwei Millionen Liter pro Tag konkret bedeuten. Die müsse man über das Speichervolumen abdecken, sagte Freygang, der dann noch anfügte, dass man im Jahr 2050 diese Abdeckung wohl für 14 Tage pro Jahr benötigen werde. Das sei allerdings ein "Worst Case", aber selbst den könne man dann abdecken, versicherte er.