Von Alexander Werschak
Nußloch. Die Erde wird wärmer und gerade auch die einzelnen kleinen Gemeinden versuchen, den Temperaturanstieg zu begrenzen. In Nußloch wurde hier in der Vergangenheit bereits einiges auf den Weg gebracht – zudem ein Klimarat einberufen, vergangenes Jahr ein Konzept mit 18 Leitprojekten verabschiedet und im Frühjahr mit Erik Lang ein Klimaschutzmanager eingestellt. Auch jüngst stießen Verwaltung sowie Gemeinde- und Klimarat diverse Vorhaben an:
> Photovoltaikmodule werden auf dem Dach des Rathauses installiert. Das hat die Bürgervertretung einhellig entschieden. "Durch den hohen Eigenverbrauch im Rathaus kann eine hervorragende Wirtschaftlichkeit sowie eine deutliche Treibhausgaseinsparung erzielt werden", heißt es dazu. Demgemäß soll sich die Anlage schon nach gut fünf Jahren amortisieren. Gerne würde man die Solarstromerzeugung grundsätzlich in die Hände einer bürgerschaftlich organisierten Energiegenossenschaft legen – händeringend sucht man in Nußloch nach Freiwilligen, die so ein Unterfangen trotz des erheblichen Aufwands als ehrenamtliche Geschäftsführung stemmen wollen. Im kommenden Jahr, war zu erfahren, sollen auch Olympiahalle und Bauhof Photovoltaikanlagen aufs Dach bekommen. Zudem wurde die Verwaltung vom Klimarat beauftragt, ein Konzept für ein örtliches Förderprogramm mit Blick auf Photovoltaik und erneuerbare Wärmegewinnung zu erarbeiten.
> Grünstrom für die gemeindeeigenen Liegenschaften inklusive der Straßenbeleuchtung war ein Herzensanliegen der Grünen im Nußlocher Rat. Jetzt wird von den Stadtwerken Walldorf ein passendes Strompaket geschnürt. Mehrkosten im Jahr: ungefähr 7000 Euro. Dass alle am Ratstisch den Beschluss mittrugen, der im Klimarat ausführlich vorberaten worden war, erstaunte wie erfreute Bürgermeister Joachim Förster gleichermaßen. Mittelfristig würden einige das Geld indes lieber in eigene Projekte stecken. Anvisiert war "keine blassgrüne Variante", entsprechend dezidiert der Anforderungskatalog.
Der künftige Ökostrom und die Herkunftsnachweise werden ausschließlich aus Deutschland bezogen, wobei Sonnen- und Windkraft die Favoriten sind. Allerdings wird die zertifizierte Elektrizität nicht wie ursprünglich angedacht vorwiegend von Neuanlagen erzeugt, sondern vielmehr von solchen, deren Förderung ausgelaufen ist. Was einen wirtschaftlich tragfähigen Weiterbetrieb stützt und so ebenfalls Ressourcen schont.
> Energiemanagement für ihre Liegenschaften hat die Nußlocher Verwaltung eingeführt, der Fokus ruht dabei zunächst auf nichtinvestiven Maßnahmen. "Ziel ist es, den Energieverbrauch kontinuierlich zu senken und auf das notwendige Minimum zu reduzieren." Damit will die Kommune auch eine Vorbildfunktion wahrnehmen. Zur Umsetzung wurde in Absprache mit dem Personalrat eine "Dienstvereinbarung Energie" verfasst, die konkrete Regeln zu Nutzung und Betrieb sowie eindeutige Verantwortlichkeiten innerhalb der Belegschaft festschreibt – ein "Energieteam" ist zentraler Ansprechpartner und überwacht die Vereinbarung. Auf der Agenda stehen ferner die Umstellung der Rathausbeleuchtung auf LED, der Einsatz einer Energiecontrolling-Software und eine Zertifizierung des Energiemanagements. Bei kommunalen Vorhaben ist ein "Nachhaltigkeitscheck" geplant – anwenden will die Gemeinde das Instrument etwa auf die Investitionen des nächsten Etats.
> "Foodsharing", also das Teilen und Verteilen von Lebensmitteln, soll auch in Nußloch Einzug halten. Schließlich werfen deutsche Verbraucher pro Kopf und Jahr 75 Kilogramm Essen weg, so die Information im Klimarat. Daher möchte die Gemeinde die Umweltorganisation "Foodsharing" bei der Einrichtung eines sogenannten "Fairteilers" unterstützen, wo übrig gebliebene Lebensmittel – ob aus betrieblichen oder privaten Quellen – zur Weitergabe gesammelt werden.
Als Standort für das Verteilzentrum ist an die Ortsmitte gedacht; die ehrenamtlichen Mitglieder von "Foodsharing" würden sich um die Organisation, den Betrieb und die Reinigung kümmern. Wichtig: Die "Tafel" hat stets Vorrang, damit der "Fairteiler" Bedürftigen keine Konkurrenz macht. Für einen "nachhaltigen Einkaufsführer", der auf einem Flugblatt entsprechende Angebote in Nußloch auflistet und an die Haushalte verteilt würde, konnten sich die Klimaräte hingegen nicht erwärmen.