Von Daniel Hund
Mannheim. Spiel, Spaß und Spannung. Wer genau auf diese Mischung steht, dem sei mal ein Besuch im Mannheimer Carl-Benz-Stadion wärmstens ans Herz gelegt. Auch am heutigen Samstagnachmittag gab’s für den SV Waldhof dort wieder etwas zu feiern: Mit 3:0 (0:0) gewannen die Mannheimer gegen Türkgücü München. "Es war nicht einfach bei diesen Temperaturen, in der zweiten Halbzeit waren wir dann zielstrebiger und was die Mannschaft da abgerufen hat, das war herausragend", sagte Waldhof-Trainer Patrick Glöckner.
Gute Stimmung, super Wetter: Schon zwei Stunden vor Spielbeginn war vor dem altehrwürdigen Mannheimer Fußball-Tempel ordentlich was los. Türkgücü- und Waldhof-Fans standen friedlich nebeneinander, blieben für sich, freuten sich aber gemeinsam auf Fußball live und in Farbe. Auf ein Duell zweier Mannschaften, die gehobenen Drittliga-Ansprüchen genügen.
Auffällig auch: Die Polizei-Präsenz war groß. Auch eine Reiterstaffel war unterwegs. Vier Pferde durchkämmten das Gelände, marschierten mit ihren Reiterinnen auf und ab. Irgendwie fühlte man sich an ein Hoch-Risiko-Spiel erinnert.
Egal, zurück zum Spiel. Das versprach viel, denn im Vorjahr gab’s an gleicher Stelle ein Tor-Spektakel zu sehen. Das endete 4:4, war ein Wechselbad der Gefühle und damals zugleich das letzte Spiel im CBS vor Zuschauern. 2:4 lagen die Buwe da schon zurück, ehe Joseph Boyamba den Turbo zündete und noch zwei Tore nachlegte.
Verzichten musste Glöckner auf zwei wichtige Spieler: Marcel Costly (Probleme an der Achillessehne) und Hamza Saghiri (Schulter-Verletzung) fielen – wie bereits befürchtet – aus. Auf der Bank musste Anton Donkor Platz nehmen, der durch Alexander Rossipal ersetzt wurde.
Und auch diesmal zeigte sich gleich, dass Türkgücü eine harte Nuss ist. Für den SVW gab es in der Anfangsphase kein Durchkommen. Die erste Chance hatten die Gäste: Moritz Kuhn knallte den Ball aus rund 20 Metern aufs Tor und der hätte eingeschlagen, doch Timo Königsmann im Waldhof-Kasten war zur Stelle, machte sich ganz lang und lenkte die Kugel noch um den Pfosten.
In der 15. Minute waren die Blau-Schwarzen dann dran: Wirbelwind Adrien Lebeau stürmt über rechts in den Sechzehner, legt auf Dominik Martinovic ab, der den Ball aus sieben, acht Metern über den Kasten hebt. Den kann man auch mal rein machen.
Die nächste dicke Chance war stark herausgespielt: Marco Höger zu Martinovic, der direkt weiter auf Lebeau, der etwas das Gleichgewicht verliert und seinen Schuss zu hoch ansetzt (34.).
Die Führung wäre zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient gewesen. Waldhof war jetzt besser, zwingender. Immer auf der Suche nach dem direkten Weg zum Tor.
Das ging auch in der zweiten Halbzeit so weiter. Vor allem einer war irgendwie überall: Marc Schnatterer. Der ist schon 35, rast aber hin und her, vor und zurück, wie ein junger Hüpfer, kann’s aber auch aus dem Stand. Seine Freistöße sind gefürchtet, warum, zeigte sich in der 61. Minute mal wieder. Aus rund 40 Meter zentral vor dem Tor, zirkelte er eine Bogenlampe über Freund und Feind hinweg in den Türkgücü-Strafraum – und wer lauerte dort schon? Kapitän Marcel Seegert natürlich, per Direkt-Abnahme knallte er den Ball aufs Tor. Münchens Torhüter Rene Vollath brachte gerade noch die Fäuste hoch.
Sieben Minuten später war dann auch er geschlagen. Ecke "Schnatti", Abpraller, Vollspann-Hammer Martinovic: 1:0 für Waldhof, gegen Türkgücü. Freudenhaus CBS, Eskalation auf den Rängen. Die war noch gar nicht so richtig abgeebbt, da gab’s noch einen Nachschlag: Konter Waldhof, Pass Martinovic, Schuss Boyamba: 2:0 (74.). Und in der Nachspiel-Zeit war der blau-schwarze Feiertag dann perfekt. Da staubte der neue Publikumsliebling Lebeau zum 3:0 ab.
Der Rest war Spaß, einstimmen aufs nächste Wochenende, wenn das Derby beim Lieblingsgegner aus Kaiserlautern steigt. Die altbekannten Lieder wurden angestimmt und eines scheint klar zu sein: Geht man auch in der Pfalz derart konzentriert zur Sache, ist auch dort ein Sieg drin. "Nach so einem Sieg fahren wir da jetzt mit einem guten Gefühl hin, aber ich werde hier jetzt eine Woche vorher keine Kampfansagen raushauen", sagte Schnatterer zur RNZ. Der Routinier hatte sich während des Spiels einen Finger ausgekugelt, ist aber guter Dinge: "Das wird jetzt ein, zwei Tage weh tun, warten wir es mal ab."
Nach dem Spiel gab’s dann noch was gegen einen knurrenden Magen: Stadionsprecher Stephan Christen, der sich selbst gerne auch als Stadionschwätzer bezeichnet, grillte für den Anhang, verteilte Gratis-Bratwürste und 200 Liter Freibier. Und Christen kennt sich mit Essen aus: Kürzlich gewann er die ZDF-Küchenschlacht.
SV Waldhof: Königsmann – Sommer, Verlaat, Seegert, Rossipal – Höger (82. Wagner), Russo – Boyamba (77. Ekincier), Schnatterer, Lebeau – Martinovic (88. Roczen)
Schiedsrichter: Timo Gerach (FV Queichheim)
Tore: 1:0 Martinovic (68.), 2:0 Boyamba (74.), 3:0 Lebeau (90.+1)
Zuschauer: 7792