Von Anica Edinger
Heidelberg. Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz in Heidelberg auch heute weiter unter 100 liegen, entfällt die Notbremse erst ab Samstag. Das erfuhr die RNZ jetzt vom Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises. Noch am Montag teilte die Behörde auf RNZ-Anfrage mit, die Notbremse trete bereits am Donnerstag außer Kraft, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an fünf aufeinander folgenden Tagen unter 100 lag. Erstmals unter 100 lag die Inzidenz in Heidelberg laut Landesgesundheitsamt am Freitag. Liegt der Wert auch heute unter 100, dann sind fünf Tage erreicht. Allerdings gibt es einen Haken: Denn für die Bundes-Notbremse zählen nicht mehr die Daten des Landesgesundheitsamtes, sondern des Robert-Koch-Instituts – und das veröffentlicht seine Daten erst einen Tag nach der Veröffentlichung des Landesgesundheitsamtes. Außerdem zählen laut Bundesgesetz nur Werktage, heißt: Der Sonntag, an dem die Inzidenz ebenfalls unter 100 lag, darf nicht in die Berechnung mit einbezogen werden. Für Heidelberg bedeutet das konkret: Laut Veröffentlichung des RKI lag der Wert am Samstag, 24. April, mit 99,7 das erste Mal unter 100; am Montag, 26. April, mit 84,2, das zweite Mal (weil der Wert vom Sonntag, 25. April, nicht mitgezählt wird), und am Dienstag, 27. April, lag der Inzidenzwert mit 78,6 den dritten Werktag in Folge unter 100. Sollte die 100er-Grenze also auch am morgigen Mittwoch, 28. April, und am Donnerstag, 29. April, unterschritten werden, wären die fünf Werktage in Folge erreicht. Dies würde noch am selben Tag vom Gesundheitsamt auf der Homepage des Rhein-Neckar-Kreises unter dem Punkt "Bekanntmachungen" veröffentlicht. Und dann der nächste Haken: Die Bundesnotbremse entfällt nicht am Tag nach der Bekanntmachung, sondern am übernächsten Tag – also erst ab Samstag, 1. Mai. Dann entfällt etwa die Ausgangssperre ab 22 Uhr, außerdem dürfte man wieder ohne negativen Corona-Test shoppen gehen und Museen und Galerien dürften wieder öffnen.
Update: Dienstag, 27. April 2021, 15.59 Uhr
Warum das Landesgesundheitsamt seine Zahlen korrigieren musste
Von Anica Edinger
Heidelberg. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Heidelberg sinkt weiter. Am Montag gab das Landesgesundheitsamt (LGA) den Wert mit 78,6 an, am Sonntag hatte er noch bei 82,4 gelegen. Am Wochenende hatte das LGA Corona-Fallzahlen korrigiert und insgesamt minus 18 Fälle gemeldet. Auf die Sieben-Tage-Inzidenz hatte das aber keinen Einfluss, wie nun das Kreisgesundheitsamt erklärt. Weshalb das so ist, was es mit den Korrekturen auf sich hat: Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu den Corona-Zahlen und zum Infektionsgeschehen in Heidelberg.
Wieso musste das Landesgesundheitsamt am Wochenende seine Zahlen korrigieren? Das LGA teilt auf RNZ-Anfrage mit, dass es sich bei den korrigierten Fällen um ältere Fälle handelt, die in der Vergangenheit fälschlicherweise dem Stadtkreis Heidelberg zugeordnet wurden, eigentlich aber zum Rhein-Neckar-Kreis gehörten. Der Fehler sei bei einer routinemäßigen Bereinigung im System "SurvNet", das zur Übermittlung der Fälle diene, gefunden worden, erklärt das Kreisgesundheitsamt weiter, das die Corona-Fallzahlen ans LGA übermittelt.
Hat das Einfluss auf die Sieben-Tage-Inzidenz? Nein, sagen LGA wie auch Kreisgesundheitsamt. Da es sich um "Altfälle" handle, hätte die Korrektur keine Auswirkung mehr auf die Berechnung der aktuellen Sieben-Tage-Inzidenz. Das heißt auch: Die Notbremse, die am Freitag in Kraft getreten war, weil die Sieben-Tage-Inzidenz an drei Tagen in Folge über 100 lag, wäre auch ohne den Fehler in Kraft getreten.
Das LGA korrigierte auch die Totenzahlen nach unten – von 59 auf 57. Wie ist das zu erklären?
Die beiden Verstorbenen wurden laut Kreisgesundheitsamt beim LGA im Rahmen einer Überprüfung von Heidelberg auf den Rhein-Neckar-Kreis umgeschrieben.
Gibt es derzeit Infektionscluster? Nein. Insgesamt nur 30 Fälle mit einer Relevanz für die Sieben-Tage-Inzidenz seien momentan 15 verschiedenen Einrichtungen oder Unternehmen in der Stadt zugeordnet. Das Cluster im Landesankunftszentrum für Geflüchtete in Patrick-Henry-Village – dort hatten sich 20 Menschen infiziert – fällt aus der Berechnung heraus, weil es dort in den letzten sieben Tagen keine Neuinfektionen mehr gab.
Wie alt sind die Menschen, die sich infizieren? Das Durchschnittsalter liegt bei 35,4 Jahren. Zahlenmäßig sind weiter die 21- bis 30-Jährigen am häufigsten betroffen: mit 47 der derzeit 229 aktiven Corona-Fälle in Heidelberg. Direkt danach kommt die Gruppe der 31- bis 40-Jährigen mit exakt 40 Fällen.
Wo stecken sich die Menschen in Heidelberg am häufigsten an? Laut Kreisgesundheitsamt nach wie vor hauptsächlich im familiären und sozialen Umfeld. Das Infektionsgeschehen ist allerdings weiter als diffus einzustufen, da der exakte Ursprung der Erstinfektion häufig nicht zurückverfolgt werden kann.