Von Michael Wilkening
Heidelberg. Im vierten Spiel der Playoff-Gruppenphase in der 2. Basketball-Bundesliga kämpften die MLP Academics und die Kirchheim Knights nicht wie meist üblich 40 Minuten gegeneinander, sondern benötigten 55 Minuten, um einen Sieger zu ermitteln.
Es gab in diesem Spiel unzählige kleine Geschichten. In der zweiten Verlängerung knickte einer der Schiedsrichter unglücklich um und humpelte dem Spielende entgegen – nur eine Kuriosität dieser verrückten Partie. Es gab viele Erklärungsansätze, warum eben diese Mannschaft und nicht jenes Team am Ende gewann. Letztlich war es aber Glückssache, dass die Kirchheimer am Ende der dritten Verlängerung 118:114 (42:35, 83:83, 95:95, 106:106) vorne lagen. Die Heidelberger kassierten die erste Niederlage, bleiben in ihrer Gruppe aber Tabellenführer. Mit den Kirchheimern und den Eisbären Bremerhaven, die jeweils zwei Siege auf dem Konto haben, sitzen der Mannschaft von Branislav Ignjatovic jetzt aber zwei Konkurrenten dicht im Nacken.
"Die letzten beiden Würfe sind ,in and out’. Wenn einer der Dreier reingeht, feiern wir den vierten Sieg", sagte Ignjatovic. Der Serbe wirkte unmittelbar nach der Partie benommen: "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich ein solches Spiel einmal erlebt habe." Beide Teams hatten mehrfach die Chance zum Erfolg, ließen den Gegner aber jeweils wieder herankommen. Nachdem die Academics in den ersten Partien der Playoff-Runde zwei ganz knappe Partien für sich entscheiden konnten, verließ sie diesmal das Glück.
Für Ignjatovic lag es aber nicht nur daran. "Wir haben zu viele Fehler gemacht. Bei uns haben die erfahrenen Spieler, die uns in der Saison oft getragen haben, in entscheidenden Situationen die falschen Entscheidungen getroffen." Der Coach trauerte den beiden Möglichkeiten nach, die Partie zu den eigenen Gunsten zu entscheiden. Fünfeinhalb Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit führten die Academics 72:61 und steuerten dem vierten Erfolg entgegen. "Dann erlauben wir den Knights zu schnell, wieder heranzukommen", grantelte Ignjatovic. Die Kirchheimer gaben nicht auf, trafen schnell hintereinander zwei Dreier und waren wieder im Geschäft.
In der ersten Verlängerung führten die Heidelberger 70 Sekunden vor dem Ende 95:90 und hatten 13 Sekunden vor der Schlusssirene beim 95:92 die Möglichkeit, die Partie zu entscheiden. Nachdem Shaun Willett einen Offensivrebound geangelt hatte, vergab der US-Amerikaner die Chance und im Gegenzug kamen die Knights durch Tim Koch mit einem erfolgreichen Dreier zum Ausgleich. Dieses Schussglück hatten wenige Minuten später die Hausherren, die kurz vor dem Ende der zweiten Verlängerung 103:106 zurücklagen. Mit dem Mut der Verzweiflung nahm sich Shyron Ely den Wurf und schickte den Ball trotz großer Bedrängnis zum 106:106 durch den Ring.
Die Kirchheimer ließen sich auch danach nicht abschütteln und kamen nach einem 110:114 erneut zurück. Die finalen Zentimeter-Entscheidungen gab es kurz danach. Beim Stand von 114:114 scheiterte Risto Vasiljevic 33 Sekunden vor dem Ende mit einem Dreier hauchdünn. 14 Sekunden später hatte Richard Williams mehr Glück, sein Wurf rauschte durch die Reuse und brachte die Kirchheimer in Front. Diesmal verfehlte der letzte Versuch von Ely sein Ziel und die Knights bejubelten den Sieg in einem verrückten Basketball-Spiel.
Die Academics haben zwar immer noch die besten Aufstiegsaussichten. Das Rennen ist jetzt aber wieder deutlich offener geworden. Am Donnerstag (20.30 Uhr) geht es bei den Panthern Schwenningen weiter.
Heidelberg: Ely 26/3 Dreier, Geist 23/3, Nelson 15/1, Willett 14, Heyden 10, McGaughey 10/2, Kuppe 8/2, Würzner 3, Trtovac 3, Loh 2, Vasiljevic, Ihle.
Kirchheim: Mahoney 21, Williams 20/3, Brauner 20/3, Leufroy 15/1, Pape 11, Kronhardt 10, Keita 9, Koch 6/2, Miksic 4, Wohlrath 2, Buljaic, Nicklaus.
Spielfilm: 12:6 (5.), 20:14 (10.), 42:29 (18.), 42:35 (Hz.), 52:54 (27.), 61:57 (30.), 72:61 (34.), 83:83 (40.), 95:90 (44.), 95:95 (45.), 106:106 (50.), 114:110 (54.), 114:118 (Endstand).