Von Christoph Moll
Neckargemünd. Blaulicht erhellte am Sonntagabend den Himmel über der Stadt und funkelte im Neckar. Aus allen Himmelsrichtungen eilten Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte der DLRG herbei. Die Vermutung: Eine Frau und ein Kind könnten in den Fluss gestürzt sein. Tatsächlich saßen diese jedoch zu Hause, wie sich herausstellte. Ob jemand in Not geraten war und sich vielleicht selbst retten konnte, blieb unklar.
Der Reihe nach: Gegen 21 Uhr meldeten Zeugen per Notruf, dass sie eine Frau und ein Kind in einem Boot gesehen haben und wenig später ein unbesetztes Kanu auf dem Fluss trieb. Es folgte eine große Suchaktion. Mit einem rund 100-köpfigen Großaufgebot von Wasserschutzpolizei, Polizei, Feuerwehr und DLRG samt Tauchern und zwei Wasserrettungshunden wurde an Land und auf dem Wasser ergebnislos gesucht.
Nach drei Stunden konnte Entwarnung gegeben werden: Die Ermittlungen ergaben, dass die Frau und das Kind nicht mit einem Boot, sondern einem Stand-up-Paddling-Board – das ist ein Surfbrett, auf dem man stehend paddelt – unterwegs waren. Sie waren nach einer kleinen Tour auf dem Wasser auf Neckargemünder Seite in Höhe des Rathauses an Land gegangen und hatten ihr Board nach Hause getragen. Mit dem unbesetzten Kanu, an dem laut Polizei keine Hinweise auf Personen an Bord vorhanden waren, bestand kein Zusammenhang. "Frau und Kind konnten wohlbehalten zu Hause angetroffen werden", so die Polizei. Sie ahnten wohl nicht, dass nach ihnen gesucht wurde. "Wir haben sie geweckt", so ein Polizeisprecher. Der Einsatz wurde gegen 0.15 Uhr beendet.
Unklar blieb, wieso das Kanu (siehe "Hintergrund" unten) herrenlos auf dem Neckar trieb. Der Polizeisprecher sagte, dass es bisher keine Hinweise auf den Eigentümer gebe. "Es konnte nicht ganz ausgeschlossen werden, dass nicht doch jemand ins Wasser gestürzt ist", meinte Matthias Frick. Der Schönauer Bürgermeister war als DLRG-Einsatzleiter vor Ort. Das Kanu sei auf Kleingemünder Seite gefunden worden. Zwei speziell ausgebildete Wasserrettungshunde aus Leimen und Weinheim schlugen von Booten aus an zwei Stellen an: unter der Eisenbahnbrücke auf Kleingemünder Seite und am Neckarlauer. An beiden Stellen konnten Taucher von DLRG und Heidelberger Berufsfeuerwehr nichts finden. Im 13,5 Grad kalten Neckar wäre die Überlebenschance nicht sehr groß gewesen, so Frick, der ebenso wie Feuerwehrchef Dirk Weinmann die Zusammenarbeit der Rettungskräfte lobte.
Die Feuerwehr selbst war mit allen Abteilungen der Stadt und rund 60 Personen sowie zwei Booten im Einsatz. "Am Ende waren alle erleichtert, dass nichts passiert ist", so Weinmann – auch wenn noch ein bisschen Unsicherheit blieb. "So war es eben nur eine große Übung."
Update: Montag, 26. April 2021, 19.47 Uhr
Unbesetztes Kanu auf dem Neckar löst Großeinsatz aus
Neckargemünd. (dpa/pol) Ein Kanu, das leer auf dem Neckar getrieben ist, hat ein große Suchaktion mit über hundert Einsatzkräften ausgelöst. Mehrere Zeugen hätten nahezu zeitgleich eine Frau mit einem Kind in einem Boot auf dem Neckar bei Neckargemünd und kurze Zeit später das unbesetzte Kanu zwischen der Eisenbahnbrücke und der Friedensbrücke gemeldet, teilte die Polizei in der Nacht zu Montag mit. Um sicherzustellen, dass keine Menschen in Gefahr sind, wurde am Sonntagabend mit über hundert Einsatzkräften, darunter auch Tauchern, der gesamte Bereich am und im Wasser abgesucht - ohne Ergebnis.
Weitere Ermittlungen ergaben laut Polizeiangaben, dass die Frau und das Kind mit ihrem Standup-Board nach einer kleinen Tour wieder an Land gegangen waren und ihr Board nachhause getragen haben. Zwischen dem unbesetzten Kanu, an dem keine Hinweise auf Personen an Bord vorhanden waren und den gemeldeten Personen mit dem zweiten Boot bestehe kein Zusammenhang. Frau und Kind konnten wohlbehalten zu Hause angetroffen werden. Die umfangreichen Suchmaßnahmen wurden gegen 0.15 Uhr beendet, teilte die Polizei am frühen Montagmorgen mit.
Am späten Montagnachmittag teilte die Polizei eine Beschreibung des Kanus mit: Das weiß/dunkelrote Kanu des Herstellers Seaworld ist 4,20 Meter lang und 80 Zentimeter breit und ein Zweisitzer. Auffällig sei eine großflächige Leckabdichtung mit hellbraunem Packband am rechten vorderen Teil des Bootes.
Die Wasserschutzpolizei Heidelberg sucht nach Zeugen, die Angaben zur Herkunft des Bootes machen können. Hinweise nehmen die Beamten unter der Telefonnummer 06221/13748-3 entgegen.
Update: Montag, 26. April 2021, 17.15 Uhr