Eigentlich wollte eine US-Amerikanerin nach ihrer Hochzeit nur ihren Namen im Führerschein ändern lassen. Doch dann muss sie feststellen, dass sie seit über 20 Jahren wegen Unterschlagung aktenkundig ist – wegen einer nicht zurückgebrachten Videokassette.
Wer früher Stammkunde in einer Videothek war, dürfte sich erinnern: Wer eine Videokassette nicht zurückgespult wieder zurückbrachte, musste eine Mark bezahlen. Wer sie zu spät zurückgab, musste gleich noch die Leihgebühr für einen weiteren Tag berappen. Das war für so manchen deutschen Jugendlichen in den 1990er Jahren Anreiz genug, die VHS-Kassette pünktlich und zurückgespult wieder in die Videothek zu tragen.
Eine sehr späte und sehr harte Lektion im Umgang mit Leih-Videos hat nun eine US-Amerikanerin gelernt. Wie der TV-Sender "KOKH Fox 25" berichtet, lag gegen eine Frau 21 Jahre lang ein Haftbefehl vor, weil sie eine 1999 ausgeliehene VHS-Kassette nicht in die Videothek zurückgebracht hat.
Demnach stehe in Gerichtsunterlagen, Caron McBride habe "Sabrina The Teenage Witch" bei einer Videothek namens "Movie Place" in Norman, US-Bundesstaat Oklahoma, ausgeliehen. Die "New York Times" zitiert aus der Akte, die Frau habe "vorsätzlich, rechtswidrig und in verbrecherischer Weise eine (1) bestimmte Videokassette, Sabrina the Teenage Witch, im Wert von 58,59 Dollar veruntreut". Daher werde ihr Unterschlagung von Mietgegenständen vorgeworfen. Seit März 1999 bestehe deswegen ein Haftbefehl gegen sie. Dass die Videothek laut "Fox 25" seit 2008 geschlossen hat, spielt juristisch offenbar keine Rolle.
Von den Vorwürfen erfahren hat sie, weil sie nach ihrer Hochzeit in Texas den Namen in ihrem Führerschein ändern wollte. Wegen der Corona-Pandemie habe sie per Mail einen Termin bei der Führerscheinstelle abmachen wollen, sagte McBride "Fox 25". "Sie schickten mir eine E-Mail und schrieben mir (...) dass ich ein Problem in Oklahoma hätte und dies die Referenznummer sei, die ich anrufen sollte, und das tat ich", sagte McBride. Unter der Telefonnummer habe sich die Staatsanwaltschaft von Cleveland County gemeldet und eine Frau habe ihr von den Vorwürfen berichtet. "Sie sagte mir, dass es um eine VHS-Kassette ginge und ich musste sie bitten, das zu wiederholen, weil ich dachte, das ist verrückt. Diese Frau nimmt mich auf den Arm, oder?," sagte McBride "Fox 25".
Sie habe damals mit einem jungen Mann zusammengelebt, der zwei Töchter im Alter von 8 und 10 oder 11 gehabt habe, berichtet McBride dem Fernsehsender. Sie erinnere sich weder, den Film ausgeliehen, noch ihn jemals in ihrem Leben gesehen zu haben. Stattdessen vermutet sie, ihr damaliger Freund habe die Videokassette auf ihren Ausweis für seine Töchter geholt und nie zurückgebracht.
Doch diese vermeintliche Nebensächlichkeit hatte für McBride Folgen, die sie erst jetzt begreift. In den vergangenen 20 Jahren sei sie bei mehreren Jobs gefeuert worden, ohne den Grund dafür genannt zu bekommen. "Jetzt ergibt alles einen Sinn", sagte sie laut "Fox 25". Bei der Überprüfung ihres polizeilichen Führungszeugnisses seien die Arbeitgeber auf den Vorwurf der Unterschlagung gestoßen.
Auf Nachfrage von "Fox 25" habe die Staatsanwaltschaft inzwischen erklärt, den Strafbefehl fallen zu lassen. McBride müsse eine Löschung des Falles beantragen, um künftig wieder eine saubere Akte zu haben.
Quellen:"New York Times", "Fox 25".