Von Angela Portner
Ittlingen. Das italienische Restaurant "Da Nino" zieht innerhalb der Gemeinde Ittlingen um. Sobald Gaststätten wieder öffnen dürfen, werden Pasta, Pizza und andere Spezialitäten im und vor dem Rathaus-Café auf dem Marktplatz serviert. Für die Familie Gruosso geht mit der Verkleinerung ein Wunsch in Erfüllung, denn für sie wurde es in den vergangenen Jahren immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Der Turn- und Sportverein verliert damit allerdings einen zuverlässigen Pächter seiner Vereinsgaststätte.
"Wir sind seit Längerem auf der Suche", sagt Achim Heck vom TSV. Es gäbe auch schon einige Bewerbungen, aber noch sei nichts entschieden. Das liegt nicht zuletzt an der ungewissen Zeit, aber auch an den Vorstellungen des Vereins. Viele Sportler würden nach dem Training gern noch irgendwo einkehren. Der derzeitige Gastraum bietet bis zu 100 Personen Platz. Dazu kommt der Außenbereich. Nicht nur viele Vereinsaktivitäten, sondern auch private Feierlichkeiten haben hier in den vergangenen Jahren stattgefunden. Das sollte auch weiterhin möglich sein.
Doch Heck weiß auch: "Das Leben ist kein Wunschkonzert." Vielleicht wird man hier und da Abstriche machen müssen, denn nachdem seit mehr als einem Jahr alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten, fehle das Geld "an allen Ecken und Kanten". Wichtig ist dem Verein, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Doch auch die Qualität des Angebotes muss passen: "Der Koch sollte schon etwas können", sagt Heck. Mit den neuen Pächtern strebt der Verein ein gutes und freundschaftliches Verhältnis an. Und dazu gehört für Heck auch ein verhandelbarer Beginn der Geschäftsbeziehung.
Fast zehn Jahre funktionierte eine solche mit der Familie Gruosso, die aus Basilikata stammt. Vater Nino steht seit mehr als 35 Jahren am Herd. Nachdem sich das Restaurant in Ittlingen schnell etabliert hatte, holte er 2012 seinen Sohn Nicola aus Italien nach, der dort bereits als Sommelier arbeitete. Die Qualität sprach sich herum, und besonders im Sommer ging am Sportplatz ohne Reservierung bald nichts mehr.
Doch authentische italienische Küche ist mehr als Pizza, Pasta und Salat: "Bei uns wird immer alles frisch zubereitet." Das zieht viele Gäste, auch von auswärts, an. Inzwischen ernährt das Restaurant vier Familienmitglieder und zwei fest angestellte Mitarbeiter. Ohne Aushilfen geht es beim Service jedoch nicht, und gute sind schwer zu finden. Bisher jonglierte auch Nicolas Freundin die Teller und Gläser an die Tische. Doch nun erwartet das Paar Nachwuchs, und sobald das Restaurant wieder öffnen darf, muss die Familie daher mit einer Mitarbeiterin weniger auskommen. "Wir hatten schon vor Corona überlegt, uns zu verkleinern", sagt Nicola. Da kam die Möglichkeit zu einem Wechsel ins Rathaus-Café in der Ortsmitte gerade recht.
Der Verein stimmte einem Aufhebungsvertrag zu, die Küche wurde umgebaut und es wurde neue Bestuhlung beschafft. Räumlich hat man sich im Vergleich mit der Vereinsgaststätte fast halbiert. Drinnen sind es noch 45, draußen 35 Plätze.
Doch weniger ist manchmal mehr: Die Atmosphäre soll nun familiärer werden, das Angebot individueller – bei gleichbleibend guter Qualität. Die Familie hat bereits viele Ideen: In der "süßen Abteilung" etwa soll kräftig zugelegt werden. Italienisches Eis, Kaffeespezialitäten und Kuchen gehören dazu, vielleicht wird am Wochenende auch Frühstück angeboten. Am Abend soll es den bewährten Restaurantbetrieb mit wechselndem Menü und Tageskarte geben, und Weinproben und Themenabende sollen nicht nur die Ittlinger, sondern auch Neugierige aus dem Umkreis anlocken.
Vorerst ist die Familie allerdings froh, dass man mit Abholservice und "riesiger Unterstützung" der Stammkundschaft die Corona-Krise bisher so gut gemeistert hat. Trotzdem: "Wir hoffen, bald wieder durchstarten zu können", versichert Familie Gruosso.