Walldürn. (jasch) "Bei uns bekommen Sie reinen Wein eingeschenkt!" Getreu diesem Motto beriet Gert Dielmann 25 Jahre lang in der Weinhandlung "Scheurich – La Fleur" seine Kunden. Damit soll nun im Mai dieses Jahres Schluss sein. Dielmann hatte das traditionsreiche Unternehmen 1996 übernommen, gegründet wurde es bereits 1907 von Konditor Wilhelm Scheurich. Schnell kam der Handel von Wein und Spirituosen zu den Süßwaren hinzu. "Wir haben die Schließung schon vor längerer Zeit ins Auge gefasst. Irgendwann muss man mal den Schritt gehen. Natürlich hat die Pandemie nicht weitergeholfen", begründet Gert Dielmann das Aus der Weinhandlung.
"Bei uns bekommen Sie reinen Wein eingeschenkt!"
Er könne zwar abwarten, bis die Pandemie vorbei sei, "aber das ist wie ein Neuanfang", erklärt Dielmann. Für die Zeit nach der Pandemie benötige man "extra Motivation", so der Weinhändler. Außerdem habe er ein gewisses Alter erreicht. Es sei Zeit für den Ruhestand. Dieses Ziel naht für das Unternehmen Mitte Mai, sei aber davon abhängig, wie gut der Abverkauf voranschreite. "Wir haben die einen oder anderen Rabattaktionen, die aber leider schleppend verlaufen, was auch daran liegt, dass man aktuell fast nirgendwohin gehen kann", so Dielmann.
Die Kunden von "Scheurich – La Fleur" waren von der Schließungsankündigung überrascht und reagierten mit einer gewissen Bestürzung – oftmals verbunden mit der Frage, wo sie in Zukunft gute Weine herbekommen sollen. "Für die Region ist das schon ein Verlust, aber es ist zu wenig gewesen, um dauerhaft beständig zu sein", meint Dielmann.
Er ist schonungslos ehrlich, was die Schwierigkeiten seines Berufs angeht: "Wir sind hier im Umkreis von 25 Kilometern umringt von Weinherstellern." Hinzu käme die Konkurrenz im Internet, die meine, immer noch zehn Cent billiger sein zu müssen. "Das macht den Markt kaputt", stellt Dielmann fest. Weil außerdem die Marge im Verkauf zu gering sei, rate er davon ab, eine Weinhandlung zu eröffnen oder zu übernehmen. Das müsse man klipp und klar bekennen. "Ich glaube nicht, dass eine Weinhandlung zu führen in der heutigen Zeit eine einfache Sache ist. Man sollte sich in der Branche auskennen und mit den Produkten vertraut sein."
Diesem Anspruch habe er selbst versucht, gerecht zu werden. 25 Jahre Weinhandel und zahlreiche Kunden, die seine Beratung zu schätzen wussten, geben ihm Recht. "Man hat nur eine Chance, wenn man Nischenprodukte anbietet. Das muss jeder für sich herausfinden und es dauert eine Weile, bis man in der Branche Fuß gefasst hat."
Dielmann hatte zehnjährige Berufserfahrung im Weinhandel, bevor er das Unternehmen übernahm. Die vom Vorgänger eingeführte Marke "Scheurich-Sekt" führte er fort, genauso wie das Angebot an regionalen Weinen. "Die Leute haben das gern getrunken", fügt Dielmann hinzu. Unter den Kunden besonders beliebt und gut verkäuflich waren übrigens Kaiserstuhlweine wie Königschaffhauser.
Daneben fokussierte sich Dielmann auf internationale Weine. "Uns war es wichtig, facettenreich im Sortiment und im Geschmack zu sein. Dafür waren wir bekannt. Es ist wichtig, dass das in der Bevölkerung Akzeptanz findet", so der Geschäftsinhaber. In seinem Sortiment sind französische und italienische Weine, aber auch Weine aus Chile und Südafrika zu finden. Dielmann ergänzt: "Was uns auch immer ausgezeichnet hat – und das wusste mit Sicherheit die Mehrzahl der Kunden – ist, dass Qualität und Preis zueinander gepasst haben." Dem Weinhandel im Laden und online folgte die Erweiterung um Feinkost, Süßwaren und Geschenkartikel.
Die Zusammenstellung und das Angebot von Geschenkkörben waren unterdessen ein weiteres wichtiges Markenzeichen von "Scheurich – La Fleur": "Geschenkkörbe waren ein großer Bestandteil des Umsatzes und von unseren Kunden stets gefragt. Das ist in jeglicher Form immer gut angenommen worden", so Dielmann. Es spiegele auch wider, wie wichtig die Beratung ihm und seinen drei Mitarbeiterinnen gewesen sei.
"Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, weil man im Laufe der Zeit seine Kundschaft lieb gewonnen hat. Da möchte ich auch Danke sagen an unsere Kunden. Ich finde so einen Abgang viel besser, als durch andere Gründe dazu gezwungen worden zu sein", findet Dielmann abschließend.