Von Gerhard Bühler
Mannheim. Der Handelsgott Merkur, der seine Hand schützend über die Stadtgöttin Mannheimia hält, zu deren Füßen die Flussgötter Rhein und Neckar sitzen – das sind die Figuren auf dem Marktplatzbrunnen und ein gelungenes Sinnbild für Mannheim. Kurfürst Carl Theodor schenkte der Stadt das Figurenensemble 1769 zu seinem 25. Regierungsjubiläum, der Brunnen kam erst 1887 hinzu. Die Figuren wurden bei Kämpfen und Kriegen mehrfach zerstört und restauriert. 1981 wurden die Originalplastiken durch Kopien ersetzt. Dieses Schicksal teilten auch andere Steinplastiken, beispielsweise die Figuren des Meeresgottes Triton oder der Sphinx von der Wasserturmanlage. Doch was passiert mich solch steinernen Monumenten? Nicht viel. Sie sind auf verschiedenen Bauhöfen eingelagert. Schon seit 1998 setzt sich der Verein Stadtbild Mannheim deshalb für ein Lapidarium ein – also einen Ausstellungsort für die kunstvollen Skulpturen. Jetzt endlich scheint eine Lösung gefunden.
*
Nach Ende der Bundesgartenschau (Buga) könnten die steinernen Zeugen der Stadthistorie auf dem Buga-Gelände im Hallenkomplex der "U-Halle" untergebracht werden. Der Kulturausschuss hat die Stadtverwaltung beauftragt, ein Konzept für die Realisierung auszuarbeiten. Wenn die Vorschläge für die konkrete Umsetzung mit entsprechenden Kostenschätzungen vorliegen, soll der Gemeinderat noch einmal über die genaue Form und Fläche eines Lapidariums entscheiden.
Die Ausschussmitglieder aller Fraktionen waren sich im Grundsatz einig, dass die U-Halle nach der Buga ein geeigneter Ort zur Aufbewahrung der historischen Bauplastiken wäre. Wie Micheal Schnellbach, Chef der Bundesgartenschau-Gesellschaft erläuterte, soll die U-Halle von einer Größe von 11.000 Quadratmetern während der Buga nach ihrem Ende im Oktober 2023 auf rund 5600 Quadratmeter zurückgebaut werden. Weiter vorgesehen ein gastronomisches Angebot und ein Umweltzentrum mit Ausstellungsräumen. Weitere Einrichtungen wie ein Lapidarium seien in den Hallen möglich, aber dann nicht mehr Sache der Buga-Gesellschaft, sondern des Gemeinderats, machte Schnellbach klar. "Schon bei den Blumenschauen in den Hallen wollen wir ein paar der Exponate aufstellen", kündigte Schnellbach vorher "eine Art Appetizer" an.
"An 13 Orten über die ganze Stadt verteilt existieren noch über 30 erhaltenswerte Objekte, die man zusammen in einer Halle unterbringen und der Öffentlichkeit zugänglich machen sollte", fasste Stadträtin Helen Heberer (SPD) zusammen, die sich auch als Vorsitzende des Vereins Stadtbild Mannheim des Themas angenommen hat. So wurde vom Verein bereits ein bebildertes Verzeichnis erstellt, mit dem sich Alter, historische Herkunft und Größe der Objekte einordnen lassen. Derzeit befinden sich die Denkmäler noch auf etlichen Bauhöfen in der Stadt verteilt und aufgrund ihrer Größe oftmals im Freien gelagert und ungeschützt der Witterung ausgesetzt.
Die Gemeinderäte teilen die Sorge, dass diese Denkmäler ohne bessere Unterbringung unweigerlich dem Verfall preisgegeben wären. Neben einer grundsätzlichen, breiten Zustimmung der Gemeinderäte zu einem Lapidarium in der U-Halle an sich ging es in vielen Fragen bereits um Einzelheiten einer solchen Nutzung. Etwa um die ständige Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit. Hier meldeten sich warnende Stimmen vor Vandalismus bei einer ständigen unbeaufsichtigten Öffnung. Ein bereits recht detaillierter Antrag der SPD schlägt einen 1000 Quadratmeter großen Abschnitt des U-Hallen-Komplexes vor.
Angedacht sei kein Museum mit Klimatisierung, sondern lediglich eine trockene Aufstellung der Objekte. An wenigen Tagen im Monat könnte ein beaufsichtigter Zugang für die Öffentlichkeit ermöglicht werden, heißt es. Laut Heberer will das Landesdenkmalamt Führungen unterstützen. "Wir können eine Vorlage machen über die Umsetzung und die Schätzkosten", bot Kulturbürgermeister Michael Grötsch an. Für diesen Vorschlag gab es Zustimmung.