Von Helen Moayer Toroghy
Heidelberg. Wie geht man damit um, als weißer Mensch auf Rassismus hingewiesen zu werden? Passend zu den diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus setzte sich der "Youth Think Tank" in der ersten Episode seiner gleichnamigen Late Night Show mit Fragen wie dieser auseinander. Olivia Busse (18), Nick Sliwka (16), Selma Hespler (15), Thomas Zhou (17), Yunus Oberst (19), Romain Laplanche (17) und Mia Thürmer (15) – das sind die Macher der Show.
Das Deutsch-Amerikanische Institut bietet mit dem "Youth Think Tank" Jugendlichen seit September 2019 eine Plattform für Austausch und unterstützt sie dabei, eigene Projekte anzugehen. Das Ergebnis beeindruckt. Lässige Musik, Neon-Farben und Polaroid-Fotos – kurzerhand wurde die Halle 02 zum professionellen Fernsehstudio mit Jugendzimmer-Flair umfunktioniert. Dort wurde die Late Night Show aufgenommen.
"Glaubt nicht zu wissen, was wir denken", heißt es in ihrem Manifest. Mit der Show wollen die Jugendlichen mit ihrer Meinung öffentlich wahrgenommen werden und die Zukunft mitgestalten. Sie wollen bei wichtigen Themen auf Augenhöhe mitreden und nicht wegen ihres Alters benachteiligt werden.
Doch dass eine Late Night Show aus dem Projekt entstehen würde, war eher ein Zufall. Eigentlich war geplant, ein Festival zu veranstalten. Wegen Corona musste nach mehrfacher Terminverschiebung ein neuer Plan her. "Als abends in einem Meeting kurz vor Schluss die Idee aufkam, eine Late Night Show zu machen, habe ich zuerst nicht daran geglaubt, dass wir das wirklich realisieren können", sagt die 15-jährige Mia. Sie moderierte zusammen mit Yunus die erste Episode der Show. "Wir wussten zwar noch nicht, was da auf uns zukommt, aber die Idee und das klare Ziel haben uns Aufwind gegeben", so die 18-jährige Olivia.
Geplant wurde online. Regelmäßig traf sich die Gruppe dafür in Video-Konferenzen. Dort wurden Konzepte erstellt, Texte besprochen und es wurde an der Umsetzung gefeilt. Alle Texte wurden in Eigenregie produziert, bei Bühnenbild, Video und Audioschnitt gab es Unterstützung. Vom 19. bis 21. Februar wurde dann gedreht, die ersten drei Episoden sind bereits im Kasten. Die Resonanz auf Youtube für die erste Folge ist gut. Rund 1500 Menschen haben die Show gesehen, auch einige positive Kommentare haben sich angesammelt.
Unter der Leitfrage "Wie wollen wir in Zukunft als Gesellschaft miteinander leben?" setzt sich der Youth Think Tank in weiteren fünf Episoden mit Themen wie Klima, Gender und Jugend in Corona-Zeiten auseinander. Themen, die derzeit vielen jungen Menschen auf der Seele brennen. "Warum fragt uns niemand, wie wir beispielsweise mit den anstehenden Abiturprüfungen am liebsten umgehen möchten?", fragt die 18-jährige Olivia Busse. Besonders in Zeiten von Lockdown und Debatten über ein Durchschnittsabitur hat sich bei ihnen der Eindruck verstärkt, von der Politik übergangen zu werden. "Seit einem Jahr wird immer wieder zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling gewechselt, ansonsten ist nichts passiert", sagt auch der 16-jährige Nick. Das letzte Jahr hat bei ihnen und vielen ihrer Mitschüler Spuren hinterlassen, umso stärker ist jetzt der Wunsch, selbst an gesellschaftlichen Fragen zu partizipieren.
Die Show leistet einen Beitrag, den Stimmen der jungen Generation Gehör zu verschaffen. "Noch bewegen wir uns mit der Show in unserer eigenen Filterblase, aber wir wollen eine breite Debatte damit anstoßen", sagt Yunus, der auch Mitglied des Jugendgemeinderats ist. Wer neugierig geworden ist, der findet die erste Folge bereits auf dem Youtube-Kanal der Gruppe. Dort wird immer am letzten Freitag eines Monats eine weitere Folge erscheinen. Die nächste Episode erscheint am 30. April. Sie wird ganz dem Thema Klima gewidmet. Zu Gast in der Sendung werden Luisa Neubauer und Line Niedeggen von der Fridays-for-Future-Bewegung sein.
Zum Youtube-Kanal geht es hier. Instagram: @youththinktank