Lenzerheide – Die italienische Skirennläuferin Irene Curtoni hat bereits vor einiger Zeit ihre Absicht angekündigt, ihre sportliche Karriere zu beenden. Am Ende hielt sie alles vor der Öffentlichkeit verborgen; sie wollte das letzte Ski Weltcup Rennen ihrer langen Laufbahn bis zum letzten Moment genießen. Auch wenn sie kein brauchbares Resultat beim heutigen Slalom zuwege brachte, war es ein Tag der Emotionen, der Tränen, der Umarmungen … und alle warteten auf sie, so auch ihr Partner Emanuele Buzzi.
Am heutigen Samstag endete die lange Reise der azurblauen Athletin. Die 1985 geborene Skirennläuferin war letzthin die einzige Vertreterin Italiens, die in den 1980er-Jahren das Licht der Welt erblickte. Nach 13 Saisonen im Weltcup, 194 Starts und vielen körperlichen Problemen, ist nun Schluss. 2003 trat sie als blutjunge Teenagerin in das azurblaue Nationalteam ein, das zu jener Zeit von einem gewissen Livio Magoni trainiert wurde. Und just dieser Trainer formte die Slowakin Petra Vlhová in dieser Saison zur Gesamtweltcupsiegerin.
Zurück zu Irene Curtoni. Sie war im Europacup im Jahr 2008 eine Klasse für sich und sicherte sich im Torlauf den ersten Platz in der Disziplinenwertung. In Finnland kletterte sie auf die oberste Stufe des Podests. Im gleichen Winter debütierte die junge Lombardin im Weltcup. Das war in Lienz der Fall. Drei lange Jahre musste sie warten, ehe sie erstmals unter die besten Zehn des Klassements fuhr. Unvergesslich ist für sie der 2. März 2012, als sie im Riesentorlauf von Ofterschwang hinter der Deutschen Viktoria Rebensburg und der Slowenin Tina Maze auf Position drei fuhr. Im Parallelslalom von Courchevel, Ski(zeit)historiker notierten den Dezember 2017, wurde sie ebenfalls Dritte.
Zwischen Val d’Isère 2009 und Cortina d’Ampezzo 2021 ging sie bei zehn WM-Rennen an den Start. Bei den Ski-Welttitelkämpfen vor zwei Jahren holte sie sich in Åre gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen und -kollegen die Bronzemedaille im Mannschaftsbewerb. Bei den Olympischen Spielen im südkoreanischen Pyeongchang schwang sie vor gut drei Jahren als Zehnte im Torlauf ab.
Im Laufe ihrer langen Karriere gewann Irene Curtoni auch neun Medaillen im Rahmen der nationalen Meisterschaften; sechs davon glänzen in Gold. Im fernen Jahr 2007 musste sie schon einmal aufgrund eines Bandscheibenvorfalls pausieren. Knöchel- und Tibiaverletzungen gesellten sich dazu. Dann zwickte wieder der Rücken. Sie klagte nie und ertrug die Pausen tapfer; im Nachinnein gibt sie zu, dass der Körper viel Leid ertragen musste. Über den Skirennsport sagte sie, dass es heute viele schöne Emotionen gab. Sie kämpfte immer, um im Weltcup zu bleiben und die Messlatte weiterhin hoch zu halten. Die Leidenschaft für das Skifahren war immer da; sie genoss jede Sekunde und hatte das Glück, viele Menschen, die an sie glaubten und glauben, um sich zu haben. Diese halfen ihr unter anderem, die schweren Zeiten zu überwinden. Sie dankte allen, die immer für sie da waren und sind.
Irene Curtoni war eine Säule des italienischen Frauenteams. Sie hat dem Skirennsport viel gegeben. Wir ziehen den Hut und verneigen uns vor einer fairen und stets gut gelaunten Sportlerin und danken auch. In diesem Sinne: „Grazie per tutto – e molto di più!“ (Danke für alles – und viel mehr!“; Übers. A. R.)
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner