Von Timo Teufert
Rauenberg. Am Feldrand gelegen soll im Rauenberger Süden ein Neubaugebiet entstehen: Zwischen der Weinstraße, dem Verbindungsweg nach Rotenberg und dem Wohngebiet "Weiherhäusel" sollen auf einer Gesamtfläche von 2,5 Hektar insgesamt 45 neue Bauplätze zwischen 400 und 450 Quadratmetern entstehen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es nun darum, die vorgestellte Gebietsabgrenzung und den städtebaulichen Konzeptentwurf zu billigen. Doch mit breiter Mehrheit entschied der Gemeinderat nur, das Gebiet abzugrenzen. Die Aufteilung des Gebietes soll noch einmal überarbeitet werden.
Das Büro Sternemann und Glup hatte für das Gebiet, das über die Zeppelin-Menges-Straße an die Bahnhofstraße angebunden werden soll, einen Entwurf für Einzel- und Doppelhäuser gemacht, der "möglichst gut geschnittene Grundstücke" vorsieht, die "nicht zu groß und zu üppig bemessen sind", wie Planer Dietmar Glup berichtete. Der Entwurf sei das Abwägungsergebnis zwischen der bestehenden Nachfrage, dem Grundsatz, sparsam mit Grund und Boden umzugehen und der Verkehrsbelastung, die für die Zufahrtsstraßen durch das neue Gebiet entsteht. Geschosswohnungsbau sieht der Planer daher auch eher im Ortskern als in dieser Randlage und schlägt Gebäude mit maximal zwei Vollgeschossen vor.
Erschlossen werden sollen die Sandäcker durch eine sechs Meter breite Ringstraße. "Straßen sollen nicht nur funktional sein, sondern für die zukünftigen Bewohner auch ein wichtiger Aufenthaltsort sein", so Glup. Zwischen dem Verbindungsweg nach Rotenberg und der Ringstraße ist eine Fuß- und Radwegeverbindung geplant, nach Norden zur Weinstraße wird es eine Notausfahrt geben, die aber überwiegend nur für Fußgänger und Radfahrer vorgesehen ist. "Sehr gerne hätten wir das Gebiet auch zum Weiherhäusel verbunden, dort stehen die nötigen Anschlüsse nicht zur Verfügung", so der Planer. Neben Glup stellte Gina Hafner vom Büro Bioplan die Ergebnisse der ersten artenschutzrechtlichen Überprüfung des Areals vor – neben Biotopen ist auch eine Frischluftschneise zu berücksichtigen – und machte entsprechende Vorschläge, welche Maßnahmen zum Schutz von Fledermäusen, Reptilien und Amphibien zu ergreifen sind.
Auf den hohen Bedarf an Wohnraum verwies in der Aussprache Christiane Hütt-Berger (SPD): "Aufgrund des demografischen Wandels müssen wir alle Potenziale, die Rauenberg hat, nutzen." Dazu gehöre die Innenentwicklung, die Leerstandsanalyse, aber auch die Außenentwicklung. Für die Sandäcker gebe es seit 30 Jahren Planungen: "Heute ist es an der Zeit, sie umweltverträglich zu entwickeln", so Hütt-Berger. Aus ihrer Sicht sollte aber im Süden des Gebiets Platz für Mehrgenerationenhäuser sein. Bei den geplanten Grundstücksgrößen fürchtet sie "stolze Preise".
"Aufgrund der großen Grundstücksschnitte sehen wir hier keinen bezahlbaren Wohnraum. Das werden sehr teure Bauplätze und ich weiß nicht, welche Familie sich die leisten soll", sagte Manuel Steidel (Grüne). Durch die großen Grundstücke sehe man keinen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Schutzgut Fläche. "Und wir sehen hier kein ordentliches Konzept, wie der Verkehr im Wohngebiet und auch zum Wohngebiet hin reduziert und gesteuert werden kann", so Steidel. Das Konzept sei deshalb als solches aus Sicht der Grünen nicht zustimmungsfähig und sollte neu aufgesetzt werden.
"Wir haben grundsätzlich nicht viele Neubaugebiete, die wir in Rauenberg ausweisen können", sagte Stephan Hakala (Freie Wähler). Weil aber der Bedarf da sei, müsse man diese angehen. Das Konzept Sandäcker sei ein Mittelweg: Man wolle nicht zu große Häuser zulassen, um den zusätzlichen Verkehr im Rahmen zu halten. Vom Verkehr, der durch die Sandäcker erzeugt werde, hänge am Ende ab, wie man das Gebiet gestalten werde. "Viel mehr, als jetzt da ist, ist – denke ich – nicht machbar", so Hakala. "Mit diesem ersten Vorschlag kann man leben und weiterplanen", sagte Jürgen Bender (CDU). Auch er sieht aber das Konfliktpotenzial zwischen dichter Bebauung und zusätzlichem Verkehr. Friso Neumann verwies darauf, dass bislang alle Fraktionen für die Entwicklung der Sandäcker gestimmt haben. "Es ist eine Abwägung zwischen Ökologie und Ökonomie." Auch er sah einige kritische Punkte in der Planung, die FDP sei trotzdem nicht komplett gegen die Erschließung.
Bereits in der Bürgerfragestunde hatten rund 60 Anwohnerinnen und Anwohner Kritik am Neubaugebiet geübt. "Wir alle wollen Wohnraum und Neubaugebiete schaffen", hieß es. Mit der Bebauung der Sandäcker werde aber eine der letzten Feuchtwiesen zubetoniert. Entstehen würde nur im minimalen Maß elitärer Wohnraum: "Die Sandäcker helfen nicht viel", sind die Anwohner überzeugt, die auch den zusätzlichen Verkehr fürchten und deshalb 170 Unterschriften sammelten. Stattdessen sollte man – so schlug ein Anwohner aus der Weinstraße vor – doch lieber in die Weinberge bauen. "Da liegen so viele brach."