Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Ilija Abutovic fuhr sich immer wieder mit der Hand durch den Bart. Der serbische Handballer der Rhein-Neckar Löwen saß am Donnerstagabend hinter der Auswechselbank, der kleine Finger seiner rechten Hand war dick verbunden – er musste zusehen, wie seine Teamkollegen beim 31:27-Derbysieg gegen die Eulen Ludwigshafen zwar kämpften, aber in der Abwehr, Abutovics Spezialgebiet, gegen den Underdog gehörig Probleme hatten. Eine Sehnenverletzung, die sich der Serbe scheinbar vor der Länderspielpause bei der Niederlage gegen Göppingen zugezogen hatte, machte einen Einsatz unmöglich – es droht sogar das Saisonaus. Oh je!
"Mit Ilija hat das schon sehr gut geklappt. Das sieht man jetzt, dass er uns fehlt", sagte Martin Schwalb. Der Trainer hatte in den vergangenen Wochen und Monaten im Innenblock auf Abutovic gesetzt und ihn fast immer neben Ymir Örn Gislason beginnen lassen. Beide haben langfristige Verträge bei den Löwen; Abutovic bis 2023, Gislason bis 2024. Abutovics Weiterbeschäftigung war übrigens auch der Hauptgrund, warum es für Fan-Liebling Gedeon Guardiola keine Zukunft mehr in Mannheim gab. Schwalb schenkte nun also Abutovic und Gislason das Vertrauen. Er sagt: "Das, was in vielen Spielen gut funktioniert hat, fehlt jetzt natürlich ein bisschen."
Nun muss mal wieder improvisiert werden. Zwar haben die Löwen mit Mait Patrail, Jesper Nielsen und auch Romain Lagarde Spieler, die die Lücke im Abwehrzentrum füllen können, die Stabilität und Sicherheit müssen sie sich aber erstmal wieder neu erarbeiten.
Zeit bleibt wenig: Bis zum Ende des Monats gibt’s noch vier Spiele. Diesen Sonntag (16 Uhr/Sky) steht ein wichtiges und schweres Auswärtsduell in Leipzig an, danach wird der Fokus in der EHF European League auf die beiden Achtelfinal-Begegnungen mit den Kroaten von RK Nexe gesetzt, zudem sollte man in der Bundesliga das Rückspiel gegen Minden (27. März) gewinnen – dort hatte man ebenfalls einen Punkt abgeben müssen.
"Jetzt geht’s erstmal nach Leipzig", sagt Löwen-Mittelmann Andy Schmid: "Das ist wieder ein ganz wichtiges Spiel für uns und für den Rest der Saison. Da bauen wir drauf auf."
Zur Erinnerung: Es war der historische 15. Oktober, als die Leipziger im Hinspiel die SAP Arena einnahmen, die Löwen in eigener Halle vorführten, zeitweise mit zehn Toren Differenz vorne waren und am Ende einen hochverdienten 28:23-Auswärtssieg feierten.
Damals war Abwehr-Kante Ilija Abutovic übrigens noch dabei, wurde aber kaum eingesetzt. Er wird den Leipzigern auch am Sonntag nichts entgegensetzen können.