Von Matthias Kros
Von Matthias Kros
Mannheim. Der Roche-Konzern löst erstmals Daimler als Mannheims größter Arbeitgeber ab. Die Schweizer vermeldeten am Montag beim Jahrespressegespräch eine auf 8400 Mitarbeiter gestiegene Belegschaft. Ende vergangener Woche hatte Daimler für seinen Standort in Mannheim, wo Motoren, Komponenten und Stadtbusse gebaut werden, eine um 300 auf 8300 gesunkene Beschäftigtenzahl verkündet.
Roche wächst seit Jahren kräftig und hatte auch während der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr 490 Millionen Euro in seine deutschen Standorte investiert. Das Geld floss nach Angaben vom Montag unter anderem in Infrastruktur und Produktionsanlagen vor allem in Mannheim und im oberbayerischen Penzberg. Wie Claus Haberda, Geschäftsführer der Roche Diagnostics GmbH, sagte, hatte Roche in den vergangenen fünf Jahren 2,6 Milliarden Euro in deutsche Standorte gesteckt. "Finden Sie mal einen deutschen Konzern, der hierzulande so viel investiert", sagte er. In Mannheim sei im vergangenen Jahr vor allem in die Erweiterung der Produktionskapazität und bestehender Gebäude Geld geflossen.
Dem Standort kommt in der Corona-Pandemie eine besondere Bedeutung zu, da hier die von Roche entwickelten Schnelltests verpackt und weltweit versandt werden. Produziert werden sie von einem Partnerunternehmen in Südkorea. Roche hatte dafür am Freitag eine Sonderzulassung für Selbsttests vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erhalten. Für den professionellen Gebrauch waren sie bereits erlaubt. Den Sars-CoV-2-Antigen-Schnelltest könnten jetzt aber auch Laien per Nasenabstrich zu Hause anwenden, hieß es am Montag. Allerdings werde der Test zunächst nur in Apotheken erhältlich sein und nicht in Drogerien oder Supermärkten. In den Apotheken sei sichergestellt, dass den Kunden wichtige Anweisungen zum Gebrauch an die Hand gegeben würden, gab Christian Paetzke, Geschäftsführer der Roche Diagnostics Deutschland GmbH, zu Bedenken.
Die Ergebnisse der Schnelltests seien zuverlässig, sagte er weiter. Ob man auf dieser Basis aber auch wieder Besucher bei Großveranstaltungen zulassen könne, sei letztlich eine politische Frage. Die ersten Lieferungen seien auf jeden Fall. für Mitte dieser Woche geplant. Möglich sei, zweistellige Millionen-Stückzahlen pro Monat weltweit zur Verfügung zu stellen. Zu Preisen wollte Paetzke noch nichts sagen, sondern verwies auf die politischen Beschlüsse, die am Mittwoch erwartet werden. In der Vergangenheit war spekuliert worden, dass für Privatpersonen ein Test zwischen 5 und 10 Euro kosten könnte. Einen Großteil dieser Kosten würde der Bund übernehmen.
Auch abseits der Apotheken werden die Schnelltests zur Selbstanwendung aber bald zur Verfügung stehen. "Wir rechnen mit einer Verfügbarkeit für unsere Kunden frühestens ab dem 9. März, sofern die Lieferzusagen des Herstellers eingehalten werden können", erklärte der zuständige Geschäftsführer der Drogeriemarktkette dm, Sebastian Bayer, am Montag. Aldi Süd will den Verkauf "in Kürze" starten. Auch Edeka sitzt an dem Vorhaben, macht hierbei aber keine Angaben für einen möglichen Verkaufsbeginn. Lidl und Rewe teilten mit, so eine Sortimentserweiterung zu prüfen.
Hagen Pfundner, Vorstand der Roche Pharma AG, betonte am Montag den Beitrag, den die Pharmaindustrie in der Corona-Krise leiste. Roche liefere inzwischen einen "Baukosten", mit dem sich eine Pandemie managen lasse. Die Zusammenarbeit mit den viel kritisierten Behörden nannte er "exemplarisch". "Wer hätte es sich vor einem Jahr träumen lassen, dass Impfstoffe innerhalb von zwölf Monaten entwickelt und zugelassen werden könnten?". Und dabei sei die Grundversorgung in Deutschland weiterhin intakt. Paetzke hob vor allem die Diagnostik hervor: "Der Wert der Diagnostik war noch nie so greifbar wie heute", sagte er.
Update: Montag, 1. März 2021, 19.56 Uhr