Sinsheim-Eschelbach. (tk/dpa) Der 13-Jährige in Sinsheim ist nach ersten Erkenntnissen der Ermittler aus Eifersucht umgebracht worden. Die Ermittlungen zum Motiv liefen aber weiter, sagte Siegfried Kollmar von der Kriminalpolizei Mannheim am Donnerstag. Ein 14-Jähriger steht unter Verdacht, den Jungen mit mehreren Messerstichen ermordet zu haben, wie Kollmar sagte. Um wie viele Stiche es geht, sagte er nicht. Man warte noch auf das schriftliche Ergebnis der Obduktion, Handys würden ausgewertet. "Wir haben noch viel zu ermitteln", sagte Kollmar. Der 13-Jährige soll weiterhin in eine Falle gelockt worden sein, beteiligt war auch ein 12-jähriges Mädchen. Dieses sei auch Grund der mutmaßlichen Eifersuchtsstreitereien gewesen. Details dazu machten die Ermittler aber nicht, weil das Kind strafunmündig sei.
Nach einer "gewissen Wegstrecke" soll der 14-Jährige auf den Jungen eingestochen haben. Die Ermittler gehen von einer gezielten Tat aus, der 14-Jährige habe das Küchenmesser zu dem Treffen mitgenommen. Vermutlich habe es einen kurzen Kampf gegeben. Um wie viele Stiche es geht, sagte der Kripo-Beamte nicht.
Der 14-Jährige sitzt wegen Verdachts des Mordes in Untersuchungshaft. Dies teilte Staatsanwalt Andreas Herrgen mit. Dem Jugendlichen werde das Mordmerkmal der Heimtücke vorgeworfen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Jugendstrafe. Er habe bislang keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht.
Der 14-Jährige wurde kurz nach der ersten Tat zunächst in einer Mannheimer Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht, dort aber nach mehreren Tagen Ende 2020 entlassen. Dies wurde der RNZ aus dem schulischen Umfeld des Jungen sowie dessen Bekanntenkreis bestätigt.
Jugendamt reagiert
Das Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises wurde durch die Polizei über das Tötungsdelikt in Sinsheim-Eschelbach am 25. Februar 2021 informiert. Dort ist man erschüttert und schockiert über diese Tat. "Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Angehörigen des getöteten Jungen", so Landrat Stefan Dallinger.
Bereits im November letzten Jahres hat der jugendliche Tatverdächtige ein Gewaltdelikt verübt und war daraufhin mehrere Wochen stationär in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht, wo er bereits ein Anti-Aggressionstraining begonnen hat. Die Familie wurde durch das Kreisjugendamt weiterhin betreut und unterstützt.
Wie es zu der entsetzlichen Tat kam, wird nun die Staatsanwaltschaft ermitteln. Das Landratsamt kooperiert vollumfänglich mit der Kriminalpolizei und bittet um Verständnis, dass keine weiteren Auskünfte gegeben werden können, solange noch keine gesicherten Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden vorliegen.
Verdächtiger polizeibekannt
Bei dem 14-Jährigen, der am Mittwoch im Sinsheimer Ortsteil Eschelbach einen 13-Jährigen getötet haben soll, handelt es sich nach Erkenntnissen der Rhein-Neckar-Zeitung um denselben Jungen, der auch am 23. November 2020 an der Östringer Thomas-Morus-Realschule einen Schulkameraden mit Stichen in den Oberkörper schwer verletzt hat. Die Polizeidirektion Heidelberg bestätigte den Sachverhalt auf RNZ-Nachfrage. Jugendamt des RN-Kreises war seit Tat in Östringen in Kenntnis gesetzt. Ob Maßnahmen erfolgt sind, ist unklar.
Bei dem damaligen Opfer handelt es sich jedoch nach letzten Erkenntnissen um ein anderes Kind. Bei der ersten Messerattacke sei der Junge 13 Jahre alt und noch nicht strafmündig gewesen, heißt es bei der Polizei; nun – im Alter von 14 Jahren – ist er es. Man "gehe davon aus", dass der Junge noch im Lauf des Donnerstags einem Haftrichter vorgeführt wird. Weiter werde man sich zunächst nicht äußern.
Kurz nach der Tat am Mittwochabend waren zahlreiche Familienmitglieder der Beteiligten an den Ort des Geschehens gekommen. Die Lage war bisweilen unübersichtlich. Bis in die späte Nacht war am Mittwoch ein starkes Polizeiaufgebot in Sinsheim und dem Stadtteil präsent. "Ein Standardprogramm", wie es hieß, welches dazu diene "Affekthandlungen vorzubeugen", die unter den betroffenen Familien vorkommen könnten.
Sinsheimer OB: Tief betroffen über tödlichen Messerangriff auf Jungen
Der Sinsheimer Oberbürgermeister Jörg Albrecht hat sich bestürzt über den tödlichen Messerangriff auf einen 13-Jährigen gezeigt. "Die Betroffenheit ist groß, das trifft einen Ort ins Mark", sagte der parteilose Rathauschef am Donnerstag. In seinen neun Jahren an der Stadtspitze habe er so etwas Schlimmes noch nicht erlebt.
Der 13-Jährige war am Mittwoch in Sinsheim mutmaßlich von einem polizeibekannten 14-Jährigen erstochen worden. Der Ortsteil Eschelbach mit 2200 Einwohnern, in dem der Tatort liegt, sei bekannt für ein harmonisches Miteinander, sagte Albrecht. Er werde den Angehörigen des getöteten Jungen im Laufe des Tages sein Beileid ausdrücken.
Mit Blick auf etwaige Befürchtungen von Eltern von Schülern oder Kita-Kindern sagte Albrecht: "Es gibt keinen Anlass, in Panik zu geraten." Der 14 Jahre alte Verdächtige sollte am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden.
Polizeigewerkschaft für Zwangsunterbringung krimineller Kinder
Eltern krimineller Kinder werden aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) viel zu oft allein gelassen. Die Jugendämter verfügten nicht über genug qualifiziertes Personal, sagte der Landesvorsitzende der DPolG Baden-Württemberg, Ralf Kusterer, am Donnerstag. Es fehle vor allem an erfahrenen Sozialarbeitern, die den psychischen Herausforderungen der Arbeit mit delinquenten Kindern und Jugendlichen gewachsen seien.
Kusterer äußerte sich anlässlich des gewaltsamen Todes eines 13-Jährigen in Sinsheim. Tatverdächtig ist ein bereits wegen eines früheren Messerangriffs polizeibekannter 14-Jähriger.
Etliche Täter hätten schon vor der bedingten Strafmündigkeit mit 14 Jahren eine Latte von Delikten auf dem Kerbholz, sagte Kusterer. Viele Einrichtungen, in denen diese jungen Menschen unterkämen, arbeiteten nach dem Laissez-faire-Prinzip, dabei wären starke Strukturen viel wirksamer, sagte er. "Ich befürworte in solchen Fällen eine zwangsweise Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung."
Dies diene nicht nur der Resozialisierung, sondern auch dem Schutz der Allgemeinheit. "Sollten die Gesetze das nicht zulassen, müssten sie in diesem Punkt angepasst werden."
Update: Donnerstag, 25. Februar 2021, 16.05 Uhr
Sinsheim. (pol/lyd) Die Spurensicherung vor Ort ist weiterhin nicht abgeschlossen, der Tatort ist noch nicht freigegeben, teilen die Staatsanwaltschaft und die Polizei am Donnerstagmorgen mit. Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen mit einem Messer aus. Die Hintergründe der Tat sind weiterhin offen.
Eine für den heutigen Donnerstag beim Institut für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg vorgesehene Obduktion des Leichnams soll weitere Erkenntnisse zum Tathergang erbringen.
Das Polizeipräsidium Mannheim ist seit dem Bekanntwerden des Sachverhalts mit starken Kräften im Einsatz. Die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Heidelberg, dem Dezernat Kapitalverbrechen der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg mit Unterstützung des Jugenddezernats und der Kriminaltechnik geführt.
Der Schwerpunkt der aktuellen kriminalpolizeilichen Maßnahmen liegt neben der Spurenauswertung auf Ermittlungen zum persönlichen Umfeld des Täters und des Opfers. Es wird davon ausgegangen, dass sich beide kannten.
Der Tatverdächtige ist bislang mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, unter anderem wegen einer schweren Gewalttat, zu deren Zeitpunkt er allerdings noch nicht strafmündig war.
Die Haftvorführung des Tatverdächtigen ist für den heutigen Donnerstag anberaumt.
Update: Donnerstag, 25. Februar 2021, 08.37 Uhr
Sinsheim. (tk) Ein 14-jähriger Junge hat im Sinsheimer Stadtteil Eschelbach mutmaßlich einen 13-Jährigen umgebracht; dies hat am Mittwochabend die Polizeidirektion Mannheim bestätigt. Das Dezernat Kapitaldelikte der Polizeidirektion und die Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen.
Zu Details wollte sich die Polizei am Abend zunächst nicht äußern, sondern voraussichtlich erst am Donnerstag, hieß es. Die Tat hatte am späten Mittwochnachmittag das 2200-Einwohner-Dorf in Sorge versetzt. Einsatzkräfte in großer Zahl waren an den Tatort geeilt, ein Feldstück in den Weinbergen am Ortsrand, grob zwischen den Nachbarorten Hoffenheim und Balzfeld. Dort wurde ein lebloser Junge gefunden, unweit entfernt ein anderer Junge.
Vieles blieb unklar. Zivilfahrzeuge der Kriminalpolizei rasten durch den Ort. Ein Polizeihubschrauber stieg auf. Menschen mit fragenden Blicken eilten vor die Häuser. Botschaften sickerten durch.
Zahlreiche Eltern fuhren auf der Suche nach ihren Kindern das Gebiet ab. Der Ortsvorsteher wirkte wie benommen; er wusste als einer der Ersten, dass Opfer und Tatverdächtiger noch Schulkinder sind.
Knapp anderthalb Stunden dauerte der Einsatz vor Ort, dann wurde es ruhiger. An einem Hohlweg parkte Polizei quer, niemand durfte durch. Weiter oben standen dutzende Fahrzeuge, Tatortermittler waren bei der Arbeit. Eine Familie kam zur Barriere, auf der Suche nach einem 14-Jährigen, sagten sie. Passieren ließ man sie nicht.
Mitglieder einer zweiten Familie trafen ein, wollten das Gleiche. Beklemmende Minuten: Hier immer mehr Mitglieder der verzweifelten Familien, dort junge Polizisten, denen die Hände gebunden sind. Ruhig blieb es trotzdem. Wie mehrfach übereinstimmend geschildert wurde, soll der 14-Jährige schon einmal mit einem Messer eine andere Person verletzt haben.
Der Fall erinnert viele an einen ähnlichen Vorfall am 23. November 2020 an der Östringer Thomas-Morus-Realschule. Damals hatte ein damals 13-Jähriger einen Gleichaltrigen mit einem Messer schwer verletzt. Schilderungen, dass es einen Zusammenhang gibt, wollte die Polizei nicht bestätigen.