„Da brauche ich keinen Sport mehr, denn ich komme bei meinen täglichen Touren auf über 16.000 Schritte", betont die 100-Meter-Olympia-Dritte von Montreal. Darüber hinaus hat die frühere Kaufmännische Angestellte nach einem Bandscheiben-Vorfall vor drei Jahren Yoga und Pilates für sich entdeckt. „Seitdem habe ich keine Rückenbeschwerden mehr. Ich fühle mich zurzeit besser als teilweise zu meiner aktiven Zeit. Ich kann daher Yoga und Pilates nur jedem empfehlen", sagt Inge Helten. Die frühere Weltklasse-Athletin des OSC Dortmund genießt bei ihren täglichen Touren ihr neues Körpergefühl. "Älter werden braucht nicht weh zu tun. Daher fühle ich mich auch noch längst nicht wie eine 70-Jährige", betont die in Sinzig (Rheinland-Pfalz) geborene ehemalige Top-Sprinterin.
Mit ihrer persönlichen 100-Meter-Bestzeit von 11,04 Sekunden würde Inge Helten heute immer noch zur absoluten Spitze zählen - national und international.
Die Dortmunderin hatte ihr erfolgreichstes Jahr 1976, als sie am 13. Juni beim internationalen Sportfest in Fürth-Dambach mit ihren 11,04 Sekunden den 100-Meter-Weltrekord von Renate Stecher um drei Hundertstelsekunden verbesserte.
Inge Helten konnte sich über diesen Weltrekord allerdings nur fünf Wochen freuen. Bereits bei den Olympischen Spielen in Montreal löste sie ihre Teamkollegin Annegret Richter, die im 100-Meter-Halbfinale 11,01 Sekunden erzielte, in der Ehrentafel der Superlative ab.
Der Weltrekord war für Inge Helten eine große psychische Belastung in Montreal, denn dadurch befand sie sich zwangsläufig in einer Favoritenposition. Trotz dieser schweren Bürde, erkämpfte sie sich im spannenden 100-Meter-Finale hinter Annegret Richter (11,08 Sek.) und Renate Stecher (11,13 Sek.) in 11,17 Sekunden die Bronzemedaille. In der 4 x 100-Meter-Staffel konnte sie sich zusammen mit Annegret Richter, Elvira Possekel und Annegret Richter in 42,59 Sekunden sogar über „Silber“ freuen.
Wegen ständiger Fuß- und Kniebeschwerden beendete Inge Helten bereits kurz nach den Olympischen Spielen in Montreal ihre Laufbahn.
"Mir hat der Sport neben den Titeln und Medaillen unwahrscheinlich viel gegeben, denn ich habe durch ihn viele interessante Menschen kennengelernt, die ich sonst nicht kennengelernt hätte", erklärt Inge Helten, die weiter enge Kontakte zu ihrer früheren Teamkollegin Annegret Richter pflegt.
Ihr Ehrentag ist für die Geburtstagsjubilarin Anlass, zurückzublicken. Heute steht sie vor einem Rätsel. "Ich weiß nicht, wie ich das früher alles geschafft habe, denn im Gegensatz zu den heutigen Spitzenathletinnen und -athleten war ich früher noch voll berufstätig."