Der Bitcoin dreht zum Ende des Jahres noch einmal richtig auf. Nun hat er die 30.000-Dollar-Marke im Visier. Und viele fragen sich: Droht nun bald die nächste Korrektur?
Beschreibt man das Jahr 2020 mit Blick auf das Thema Geldanlage, dürfte der Begriff "turbulent" noch untertrieben sein. Auf einen der schnellsten Crashs aller Zeiten im Frühjahr folgte eine ebenso beispiellose Erholungs-Rallye. Während Gold in der Krise wie der sichere Hafen wirkte, zogen die Aktienkurse zuletzt trotz erneut steigender Infektionszahlen an - und erreichten neue Rekordhochs. Der Dax schloss im Pandemie-Jahr vier Prozent im Plus.
Doch verglichen mit dem Bitcoin verblassen sowohl Gold, Öl als auch Aktien-Indizes. Der Preis der Kryptowährung ist im Jahr 2020 vom 1. Januar (7182 Dollar) bis heute - 30.12, Stand 28.054 US-Dollar - um fast 400 Prozent gestiegen und übertrifft damit die kombinierten Gewinne von Gold und dem US-amerikanischen Dow-Jones-Aktienmarkt um mehr als den Faktor zehn. Zum Vergleich: Gold legte auf Jahressicht gesehen knapp 23 Prozent zu, der Dow Jones immerhin rund 7 Prozent, Öl verlor gar mehr als 20 Prozent.
Und einiges spricht dafür, dass der Bitcoin seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat.
Derzeit befindet sich die Kryptowährung in seiner dritten großen Preis-Rallye. Die erste begann im Sommer 2017 und dauerte ein knappes halbes Jahr, am Ende durchbrach der Bitcoin sogar die 20.000-Dollar-Marke. Kurz darauf endete der Höhenflug und es folgte der jähe Absturz auf rund 4000 Dollar. Nach einigen Monaten des Dahiensiechens drehte der Bitcoin erneut auf, im Sommer 2019 schloss er bei rund 11.400 US-Dollar. Im Zuge des Corona-Crashs wurde dessen Wert mit unter 4000 US-Dollar mehr als halbiert.PAID Apple Analyse 2020
Nun das große Comeback: Im Wochentakt erreicht der Bitcoin derzeit ein neues All-Time-High. Heute stieg der Kurs erstmals auf 28.500 US-Dollar und nimmt nun Kurs auf die 30.000-Dollar-Marke. Der Unterschied zu damals: Professionelle Investoren betrachten Bitcoin zunehmend als eine Art "virtuelles Gold" und weniger als Bargeldalternative.
Denn im Gegensatz zu Geld kann die Zahl der Bitcoins nicht beliebig vergrößert werden. Bei 21 Millionen ist Schluss. Begrenzte Menge trifft auf steigende Nachfrage - die Folge sind Preissteigerungen.
Angefacht wird die Jahresendrallye jedoch zunehmend von Privatinvestoren, die das Gefühl haben, den Deal ihres Lebens zu verpassen. Dieses Phänomen ist als FOMO bekannt, die Abkürzung für "Fear of Missing out". Dass zuletzt der Zahlungsdienstleister Paypal sein riesiges Netzwerk für Kryptowährungen wie Bitcoin öffnete, kam einem Ritterschlag gleich. Ob sich die Währungen im Alltag bewähren oder als reines Spekulationsobjekt fungieren, wird sich zeigen.
Gut möglich, dass der Bitcoin perspektivisch sogar 40.000 US-Dollar oder mehr übersteigt. Einige Expert*innen warnen jedoch immer wieder vor den Risiken. Kryptowährungen sind stark schwankungsanfällig, innerhalb eines Tages sind Verluste oder Steigerungen von bis zu zehn Prozent keine Seltenheit. Ende November verlor der Bitcoin gar binnen 24 Stunden mehr als 3000 Dollar. Spekulanten oder unerfahrene Privatanleger sollten deshalb stets einkalkulieren, dass angesichts der zuletzt raschen Kursgewinne jederzeit auch kurzfristige Korrekturen eintreten können. Denkbar ist etwa, dass große, institutionelle Anleger Anfang des Jahres ihre Gewinne mitnehmen und ihre Anteile verkaufen. Und so den Preis wieder nach unten treiben.