Von Stefan Kern
Brühl. Auch außerhalb der Corona-Pandemie ist 2020 in Brühl einiges passiert. Allem voran steht das elf Millionen Euro teure Bauprojekt "Sportpark Süd". Vor elf Jahren sprach man in der Gemeinde erstmals über dieses Vorhaben. Ziel war es, mit der Wohnungsnot und der mangelnden Infrastruktur für Sportvereine zwei Probleme auf einmal anzugehen. Der FV Brühl soll vom Schrankenbuckel in den Süden der Gemeinde umziehen und nahe der Marion-Dönhoff-Realschule ein neues Areal bekommen. Auf dem frei werdenden Gelände auf dem Schrankenbuckel will die Gemeinde Platz für Wohnraum schaffen. Zu dem Projekt gehört auch eine neue Trainingshalle, die sowohl der Schule als auch den Vereinen zur Verfügung steht.
Bürgermeister Ralf Göck sieht darin ein Projekt, das am Ende nur Gewinner kennt. Denn das Bauprojekt soll keine Mehrkosten für die Kommune verursachen. Mit dem Verkauf der Grundstücke auf dem Schrankenbuckel finanziert die Gemeinde den neuen Sportpark Süd. Bisher sieht es auch so aus, als ob diese Rechnung aufgeht. Vor Kurzem wurde der Stadion- und Vereinsheimbau auf den Weg gebracht.
Und das, obwohl nicht alle im Gemeinderat davon überzeugt sind, dass die Kostenrechnung aufgeht. Zudem sind einigen Anwohnern und Ratsmitgliedern die ersten Pläne für die Bebauung auf dem Schrankenbuckel zu massiv. Wird die Bebauung aber zurückgenommen, entstehen dort weniger Wohnungen. Damit würde auch der Ertrag aus den Grundstücksverkäufen sinken, was die Gemeinde wiederum in Schwierigkeiten bei der Finanzierung des neuen Sportparks bringen könnte.
Bisher sehe es aber gut aus für das Projekt, erklärt der Bürgermeister. Auch bei der Versorgung mit schnellem Internet hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. Bei einem bundesweiten Ranking in Sachen Breitbandausbau belegte die Hufeisengemeinde mit etwas mehr als 14.000 Einwohnern den vierten Platz. "96 Prozent aller Brühler können mit 1000 MB surfen", erklärt der sichtlich zufriedene Rathauschef.
Zufrieden ist er auch mit der Geschwindigkeitsbeschränkung durch die Einführung von zwei Tempo-30-Zonen in der Ketscher und der Schwetzinger Straße. Für die lärmgeplagten Anwohner der beiden engen und viel befahrenen Straßen sei die neue Regelung ein Segen.
Für schlechte Stimmung sorgte in diesem Jahr das Thema Geothermie, das – auch wenn bisher noch nichts Konkretes geplant ist – alte Gräben wieder aufreißt. Im November beantragten die Energieversorger "MVV Energie" und "EnBW" eine Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme, Sole und Lithium in einem Gebiet namens "Hardt", zu dem auch Brühl gehört. Dabei geht es zunächst nur um die allgemeine Erlaubnis, dass sich die beiden Firmen exklusiv auf die Suche begeben dürfen. Um auf Brühler Gemarkung zu suchen, bedarf es einer weiteren Entscheidung des Gemeinderats.
Doch die Gemeinderäte fühlten sich an die Geothermie-Arbeiten in den Jahren 2011 bis 2014 erinnert und verloren sich in hitzigen Diskussionen. Den Bürgermeister ärgert dieser Streit. Er ist davon überzeugt, dass die Akteure erst einmal einen Bogen um das Brühler Loch machen werden, das seit der ersten Geothermie-Bohrung existiert. "Die kennen die Situation und würden sich wohl kaum darauf einlassen", meint er. Aus Sicht des Rathauschefs hat die Gemeinde derzeit ganz andere Probleme zu lösen. Aufgrund der Corona-Krise sei die Haushaltslage der kommenden Jahre "ziemlich besorgniserregend". Die Kommune werde sich wohl sehr anstrengen müssen, um einigermaßen den Kopf über Wasser zu halten.
Apropos Wasser: Die Entscheidung, das Brühler Freibad über den Sommer nicht aufzumachen, sei ihm nicht leichtgefallen, erzählt Göck. Das geschlossene Bad habe der Gemeinde aber dabei geholfen, das Ferienprogramm durchzuziehen. Ohne das Areal des Freibads hätte die Kommune das Ferienprogramm mit mehr als 300 Kindern nicht organisieren können, betont Göck. Manchmal stecke in schlechten Nachrichten eben doch etwas Gutes.