Von Katharina Schröder
Ladenburg. Ab Mittwoch schließen die Schulen im Land zwar, aber bis dahin mussten Konzepte her, wie man den Alltag in Pandemiezeiten möglichst sicher gestalten kann. Neben regelmäßigem Lüften und Masken im Unterricht griffen viele Einrichtungen auch zu Plexiglasscheiben am Lehrerpult. Weil die zeitweise recht teuer waren und die Einrichtungen sie selbst kaufen mussten, entstand in Ladenburg eine einzigartige Kooperation: Die Schülerfirma der Erich-Kästner-Schule (EKS) baut seit drei Wochen Plexiglasvorrichtungen für die Dalberg-Grundschule.
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Die 13-jährige Clara Engler schleift konzentriert einen kleinen Holzklotz ab, der ebenso 13-jährige Elias Hamm bohrt zusammen mit Lehrer Tobias Hoffmann ein Brett an einen solchen Klotz – im ganzen Raum riecht es nach Holz. Fünf EKSler werkeln im Rahmen der Schülerfirma mit Holz, Bohrmaschine und Plexiglas. Sechs Doppelstunden sind schon in das Projekt hineingeflossen, und langsam werden die Einzelteile erkennbar. Eine fertige Vorrichtung steht auf dem Werktisch bereits Modell.
Clara kennt sich aus mit den Vorteilen dieses Modells. "Wir haben hier unten einen kleinen Zwischenraum gelassen", erklärt die 13-Jährige und schiebt zur Demonstration ihre Hand durch den Spalt unter dem Pult. "Das ist so, damit die Kinder ihre Aufgaben beim Lehrer einfach darunter durchschieben können", erläutert sie. So bekommt die Dalberg-Grundschule quasi Vorrichtungen der zweiten Generation. Denn den Spalt zum Blätter-Hindurchschieben haben die Modelle an der EKS nicht. "Bei unseren steht die Scheibe direkt auf einem Holzbalken", erklärt die Schülerin und deutet auf ein Exemplar im Raum.
Die EKS habe schon lang eigene Vorrichtungen. Auch für Schüler, die der Risikogruppe angehören, sagt Clara. "Bei Gruppenarbeiten stellen wir den Schutz auf den Tisch", führt die 13-Jährige aus. "Bei einem Elternabend hat meine Mutter die Vorrichtungen gesehen und fand sie toll", erzählt Clara. Ihre Mutter ist Lehrerin an der Ladenburger Dalberg-Grundschule und stellte nach dem Elternabend den Kontakt zwischen den beiden Schulen her. Schnell war die Zusammenarbeit beschlossene Sache.
"Unsere Schüler gehen primär in praktische Berufe", sagt der betreuende Lehrer Hoffmann. "Mit solchen Projekten können sie Erfahrung sammeln, das ist toll." Normalerweise erledigen die EKSler in der Schülerfirma Kehraufträge in der Stadt. Die Plexiglaswände zu bauen, ist da eine willkommene Abwechslung. "Es ist toll, dass man nicht ins Kalte muss", sagt Clara. Ein Teil der Gruppe ist aber auch an diesem Freitag in der Römerstadt unterwegs.
Durch die Schülerfirma und den Technikunterricht hätten einige schon herausgefunden, wohin es beruflich einmal gehen soll, sagt Lehrer Hoffmann. Julie Hoffmann (13) gefällt das Projekt. "Ich arbeite generell gerne mit Holz", erklärt sie. "Das liegt bei uns irgendwie in der Familie, mein Urgroßvater war Schreiner und mein Bruder ist es auch." Für ihre berufliche Zukunft hat die 13-Jährige aber andere Pläne: "Ich will Lacklaborantin werden."
Auch Clara hat Spaß an der Aufgabe. "Wenn man mit Holz arbeitet, merkt man so eine richtige Freiheit", findet sie. In der Hobbywerkstatt ihres Vaters helfe sie auch immer gern mit.
Bei so viel Begeisterung ist es kein Wunder, dass die Arbeit in dem Werkraum gut funktioniert. Die fünf Schüler wissen, was zu tun ist. Erklären muss Lehrer Hoffmann kaum mehr etwas. Es wird geschliffen und gebohrt, und dazwischen prüfen die EKSler mit kritischem Blick die eigene Arbeit. "Das ist ein starker Jahrgang, eine sehr zuverlässige Gruppe", lobt Hoffmann.
Elias legt inzwischen die Bohrschablone auf ein Stück Holz, das später ein Fuß für das Gestell wird. Mit der Standbohrmaschine werden anschließend die markierten Löcher gebohrt. "Mit einem Senker machen wir die Löcher dann größer, damit die Schrauben später im Holz verschwinden", erklärt Clara.
"Herr Hoffmann, wir brauchen mehr Holz", schallt es durch den Raum. Hoffmann greift zu einer rund zwei Meter langen Holzlatte. Zusammen mit dem noch nicht zugeschnittenen Plexiglas kommt sie in den Maschinenraum. "Da dürfen wir nicht rein", erklärt Clara schnell. Hoffmann schneidet dort das Plexiglas in die richtige Größe. Haben die Schüler beide Füße gebaut, kann die Scheibe darauf montiert werden. Rund 30 solcher Schutzvorrichtungen will die Schülerfirma der Dalberg-Grundschule liefern.
Durch das Projekt schließt sich auch ein Kreis. Die beiden Schülerinnen Clara und Julie waren auch auf der Dalberg-Grundschule. Sie finden es schön, jetzt ihre alte Schule zu unterstützen.