Von Nadine Rettig
Hirschberg-Leutershausen. Während der kürzeste Tag des Jahres näher rückt und die immer strenger werdenden Corona-Auflagen die Jahreszeit für viele Menschen noch dunkler erscheinen lassen, erhellt seit Sonntagabend ein ganz besonderes Licht viele Hirschberger Haushalte. Denn das Friedenslicht, das in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet und von dort aus in Europa verteilt wird, machte nun auch in der Gemeinde Halt.
Schon seit vier Jahren bringen die Pfadfinder das Licht auch nach Hirschberg, diesmal aber etwas anders als sonst. "Normalerweise verteilen wir das Licht am 24. Dezember in der Kirche", berichtet Stammesvorsitzender Joscha Brand. Doch das ist in diesem Jahr nicht möglich. Und so steht er am Sonntag auf der Pfadfinderwiese, die von zahlreichen Kerzen erleuchtet wird. Hier konnten sich die Hirschberger in diesem Jahr das Licht abholen und auch weitergeben.
So macht es unter anderem Manuela Grimm, die sich von den Pfadfindern die Kerze in ihrer Laterne am Friedenslicht entzünden lässt. Ihre Tochter sei bei den Pfadfindern, und normalerweise lasse sie sich jedes Jahr das Friedenslicht in der Kirche entzünden, berichtet sie. "Wir werden jetzt gleich noch durch den Ort laufen, das Licht an die Großeltern und Urgroßeltern weitergeben und auch auf den Friedhof bringen", erzählt Grimm.
Damit verfolgt sie genau den Gedanken des Friedenslichts, das bereits seit 1986 verteilt wird. In jedem Jahr wird es per Flugzeug von Bethlehem nach Wien transportiert und von dort aus über die Pfadfinder auf verschiedenen Routen und Verteilstationen durch ganz Deutschland gebracht. Er selbst habe das Licht an diesem Vormittag an einer Verteilstation in Heidelberg entgegengenommen, berichtet Brand. Dabei steht die Verteilung des friedensbringen Lichts jedes Jahr unter einem ganz bestimmten Motto. Das diesmal gewählte Thema könnte treffender nicht sein. "Frieden überwindet Grenzen", lautet die Botschaft, die das Licht in die Welt hinaustragen soll. In einem Jahr, in dem Grenzen wohl für jeden eine ganz besondere Definition bekommen haben. Die Grenzen der eigenen Geduld, geschlossene Ländergrenzen, die den Besuch bei den Liebsten verhindern, oder neue Grenzen im Kontakt zu den Mitmenschen.
Aus eben diesem Grund sei es umso wichtiger, das Licht trotz aller Einschränkungen zu verteilen, weiß Rabea Götz, die ebenfalls im Vorstandsteam der Pfadfinder Leutershausen ist. "Viele freuen sich, dass es überhaupt möglich ist, das Licht zu verteilen", so Götz. "Wir wussten lange nicht, in welchem Rahmen das möglich sein wird", erklärt Brand. Doch mit Masken, entsprechendem Hygienekonzept und im Freien wurde die Aktion möglich gemacht und von den Hirschbergern gut angenommen.
"Ich hätte eher gedacht, dass nur bekannte Gesichter kommen würden. Aber es waren schon viele da, die ich nicht kannte", freut sich Götz. So auch Frank Besendorfer und Edna Meyer. Früher habe sie das Friedenslicht von einer Kollegin bekommen, die nun aber leider nicht mehr in derselben Einrichtung arbeite, berichtet Meyer. Umso mehr freut sie sich, dass das Licht von den Pfadfindern auch nach Leutershausen gebracht wurde. "Das stellen wir auf die Terrasse", erklärt Besendorfer. Und von dort aus kann es auch für die Nachbarn Hoffnung in dunklen Zeiten bringen.