Von Berthold Jürriens
Neidenstein. Die Gemeinderäte im Burgdorf sind nicht gerade für ausschweifende Redebeiträge in den öffentlichen Sitzungen bekannt. Stumme Zustimmung mit Handzeichen ist bis auf wenigen Ausnahmen die Regel. Beim Tagesordnungspunkt über die Neukalkulation der Abwassergebühren, die von Kämmerin Martina Kuk vorgestellt wurde, schien es im Gremium aber noch ruhiger zu werden.
Warum, wurde schnell deutlich, denn die Neidensteiner Haushalte müssen ab 1. Januar 2021 für ihr Schmutz-, Frisch- und Niederschlagswasser wesentlich tiefer in die Tasche greifen als bisher. Und da bekanntlich die Gemeinde in den Bereichen Wasser und Abwasser kostendeckend arbeiten muss, konnte sich das Gremium eine Diskussion ersparen. "Für den Zeitraum Anfang 2021 bis Ende 2022 wird pro Kubikmeter 3,56 Euro erhoben. Bisher lag die Schmutzwassergebühr bei 3,02 Euro", sagte Kuk. Bei der Niederschlagswassergebühr gibt es eine Erhöhung um rund 13 Prozent, sodass anstatt 0,39 Euro pro Quadratmeter überbaute Fläche diese dann 0,44 Euro kostet.
Die Neukalkulation beruhe auf den Berechnungen des Büro "Schmidt und Häuser" aus Nordheim, dem als Grundlage der diesjährige Teilergebnishaushalt, die aktuelle Anlagenbuchung der Gemeinde und des Abwasserzweckverbands "Meckesheimer Cent" sowie die Investitionsplanung bis 2022 vorgelegt worden war. "Insbesondere die Kläranlage des ,Meckesheimer Cents‘, die rund zwölf Millionen Euro kostet, sowie die umfangreichen notwendigen Kanalsanierungen im Ort in den letzten Jahren schlagen bei der Erhöhung zu Buche", erklärte die Kämmerin.
Kuk präsentierte zum Vergleich die fast durchweg gestiegenen Wasserpreise der vergangenen zehn Jahre im Burgdorf, wobei erstmals 2018 die drei Euro überschritten wurden. Dass man sich beim Blick auf die umliegenden Gemeinden in guter Gesellschaft befindet, aber keineswegs Spitzenreiter ist, zeigte Kuk mit deren Gebührenaufzählung. Zwar falle Epfenbach mit aktuell 2,82 Euro aus dem Rahmen, und auch Eschelbronn sei mit 3,02 Euro im kommenden Jahr noch unter den Neidensteiner Gebühren, aber in Orten wie Spechbach mit 3,79 Euro oder Meckesheim, die mit mindestens 3,72 Euro ab 2021 planen, müssen die Bürger noch mehr berappen. Die Finanzfachbeamtin hatte in den vergangenen Jahren beim Thema Kanal, Abwasser und Kläranlage immer wieder auf mögliche Gebührenerhöhungen hingewiesen und konnte sich auch jetzt nicht festlegen, wie es 2023 mit den Gebühren weitergeht.
Wie sich die neue Kalkulation auf verschiedene Haushalte auswirkt, zeigte Kuk mit Beispielrechnungen, die je nach Personenanzahl oder versiegelter Fläche bei den Eigentümern jährliche Mehrkosten zwischen 30 und 90 Euro verursachen würden. Auch bei den kommunalen Einrichtungen, wie etwa der Burgdorfschule mit ihrem großen Pausenhof, werde man die neuen Gebühren zu spüren bekommen.
Nach der Zustimmung zur Neukalkulation und zur dazugehörigen Änderung der Abwassersatzung durch das Gremium hatte Gemeinderat Peter Grolms doch noch das Bedürfnis, etwas zu sagen: "Die Erhöhung ist ärgerlich, aber leider nicht zu ändern."