Sinsheim. (cbe) Am Mittwoch beginnen die Ferien. Kurzfristig wurde das entschieden, kurzfristig müssen sich alle Beteiligten darauf einstellen. Was halten Schüler, Lehrer und Eltern davon? Die RNZ fragte nach.
"Wir sind sehr frustriert", berichtet Yvonne Endrich. Sie ist Rektorin der Hoffenheimer Grundschule und geschäftsführende Schulleiterin in Sinsheim. Sie und ihre Kollegen hätten geplant, angepasst und sehr viel Zeit investiert, um die Schultage bis einschließlich 22. Dezember sinnvoll zu nutzen. Denn das wäre eigentlich der letzte Schultag vor den Ferien gewesen. Die Änderung komme sehr kurzfristig, nun müsste unter anderem Unterrichtsmaterial angepasst werden.
Einige Schüler freuen sich natürlich über frühere Ferien. Doch nicht jeder hat frei: Wer im kommenden Jahr den Schulabschluss macht, erhält ab Mittwoch Fernunterricht. An der Kraichgau-Realschule werden die Hauptfächer online unterrichtet. Das heißt: Wer als Schüler bisher um 7.30 Uhr für den Matheunterricht im Klassenzimmer saß, muss nun um 7.30 Uhr am Computer sitzen. In den Nebenfächern werden Aufgaben zugeschickt, die die Schüler erledigen können, wann sie wollen. "Sonst sitzen sie sechs Stunden am Bildschirm", erklärt Rektor Holger Gutwald-Rondot. Dass es Bildschirmpausen brauche, sei einer der Lerneffekte aus der Zeit der Einschränkungen im Frühjahr.
Dazugelernt hat man offenbar auch bei der Computer-Ausrüstung: Zahlreiche Tablets und Laptops wurden an die Schulen verteilt. An der Realschule waren es 31, weitere sollen in einer zweiten Charge folgen. Wer einen Computer brauche, sei nun versorgt, sagt Gutwald-Rondot. Doch der Fernunterricht kommt nicht bei allen Schülern gut an. "Da kann man nicht so gut nachfragen, wie im Unterricht", berichtet Antonio, der an der Kraichgau-Realschule in die 9. Klasse geht.
Er und einige Mitschüler halten die früheren Ferien aber trotzdem für sinnvoll, um die weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Manche Schüler finden, der Lockdown hätte früher kommen müssen. Dieser Meinung ist auch Alessandra Incognito, ihr Sohn geht auf die Kraichgau-Realschule. Wie sie ihn ab Mittwoch betreuen soll, weiß sie allerdings noch nicht. Vor dieser Herausforderung stehen mehrere Eltern.
Hier soll die Notbetreuung helfen: Sie greift bei Kindern bis zur 7. Klasse, deren Eltern am Arbeitsplatz unabkömmlich sind. Wie viele Kinder diese nutzen werden, war am Montag an mehreren Schulen noch nicht klar. Gleiches gilt für die Kindergärten: Auch hier beginnen die Ferien am Mittwoch. Und auch hier soll ein Teil der Kinder in der Notbetreuung unterkommen. Ursula Pischel, Leiterin des katholischen Kindergartens "St. Jakobus", erwartet, dass die Situation sich so entwickelt wie im Rahmen der ersten Einschränkungen im Frühjahr. Am Montag war bei ihr aber noch so manches unklar, unter anderem, wie es sich mit der Betreuung von Kindern verhält, die einen besonderen Förderbedarf haben. "Wir fühlen uns alle ein bisschen vor den Kopf gestoßen", sagte sie zur Stimmung.
Ein gesteigertes Maß an Planung braucht es häufig, wenn es um Kinder mit Behinderung geht. Denn sie werden im Regelfall mit einem eigenen Hol- und Bringdienst zur Schule gefahren. Und ein alleinerziehendes Elternteil kann nicht auf ein Kind mit Behinderung aufpassen und parallel im Homeoffice arbeiten. Deshalb gibt es für alle Schüler der Steinsbergschule eine Notbetreuung, erklärt Schulleiter Andreas Fuchs. Die Mädchen und Jungen gingen ohnehin gern zur Schule, berichtet Fuchs: Einige von ihnen seien traurig, dass es nun früher in die Ferien gehe.
Doch wie geht es nach den längeren Weihnachtsferien weiter? Laut Gutwald-Rondot ist es kein großes Problem, Klassenarbeiten und Stoff nachzuholen. Der Rektor macht sich jedoch große Sorgen, dass auch am 10. Januar die Schulen nicht wieder öffnen. Eine solche Entwicklung hält er für problematisch: "Unsere Schüler brauchen Begegnung. Unterricht ist mehr als Wissensvermittlung", betont er.