Von Doris Weber
Dossenheim. Bebauungsplan "Süd-18. Änderung" nannte sich nüchtern der Tagesordnungspunkt bei der öffentlichen Hybrid-Sitzung des Gemeinderats im Rathaussaal. Dahinter verbirgt sich ein geplanter Erweiterungsbau für das 2011 eingeweihte "grüne Gästehaus Midori" in der Friedrich-Ebert-Straße". Einstimmig beschloss der Gemeinderat die Aufstellung. Allerdings: Die Willenserklärung des Dossenheimer Gemeinderats sei nicht gleichbedeutend mit der Zustimmung zu einer konkreten Planung, wie sowohl in der Sitzung als auch in der Unterlage betont wurde.
Bauamtsleiter Jörg Ullrich bekräftigte das mit dem Aufstellungsbeschluss ausgesandte Signal. Es würde nur die "Idee" befürwortet und damit kommuniziert: "Ihr könnt weiter machen, wir können uns gut vorstellen, dass das eine gute Sache werden könnte".
Die Planung selbst ging zwar mitsamt Baufenster, Grundflächenzahl, Geschosszahl und allem anderen, was dazu gehört, als "Rahmendaten" in die Bebauungsplanänderung ein, wurde aber nicht einmal ansatzweise diskutiert. Lediglich das Nutzungskonzept des ortsansässigen Investors "Conceptaplan" wurde vorgestellt. Im Rahmen der Erweiterung könnten demnach mehrere Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen entstehen. Sie würden möbliert auf Zeit an Interessierte vermietet, die aufgrund eines begrenzten Aufenthalts in der Region einfache Wohnlösungen suchen.
"Das ist eigentlich eine tolle Sache. Das Ortseingangsbild ändert sich, es wird schöner", prophezeite Rüdiger Neumann (SPD). Die Lagerhallen seien sicherlich kein Aushängeschild, bescheinigte auch Kilian Kilger (Grüne) dem Vorhaben die Wirkung einer Aufwertung. Das Gästehaus selbst entstand übrigens ebenfalls auf ehemaligem Firmengelände, dessen jahrelang ungenutztes Gebäude hässliche Kulisse war.
Der Bedarf an Zeitmietverhältnissen ist hoch. Das wurde auch im Austausch unter den Gemeinderäten deutlich. Während Kilian Kilger allerdings ein "Junior-Professoren-Ghetto" befürchtete, erkannte die SPD in Person von Rüdiger Neumann durchaus anderen Bedarf. So zum Beispiel für Angehörige von Patienten der nahen Universitätsklinik, die sich dort über längere Zeiträume aufhielten. "Die Idee hat uns gefallen", kündigte auch Jule Gramlich (FW) die Zustimmung ihrer Fraktion an.
Mit Zündstoff hantierte dann Kilger, als er anregte, "Gemeinwohl" in das Projekt integrieren zu wollen. Zum Beispiel könnten "ein bis zwei Wohnungen für ärmere Leute" angeboten werden. Das solle verhandelt werden. Es ärgerte Alexander Willwert (CDU), dass dem Investor schon wieder Vorschriften gemacht werden sollten. "Wir sollten froh darüber sein, dass jemand eine gute Idee selbst finanziert", sagte er und weiter: "Wir müssen uns an die eigene Nase fassen". Die Gemeinde könne auf eigenen Flächen selbst günstigen Wohnraum schaffen.
Wie sieht die Planung bisher aus? Die beiden eng beieinander stehenden Lagerhallen mit derzeitigem Zugang über die Friedrichstraße sollen durch zwei neu ausgerichtete Wohnhäuser mit Tiefgarage ersetzt werden. Balkone könnten nach Westen und nach Osten entstehen, so zeigen es zumindest die der Sitzungsunterlage beigefügten Pläne des Frankfurter Architekturbüros Bilger Fellmeth.