Von Anica Edinger
Heidelberg. Die heißeste Platte der Welt kommt aus Heidelberg. Das jedenfalls finden die Musik-Experten des britischen Radiosenders BBC Radio One. David Jackson, DJ und Produzent jener Platte, hatte Freudentränen in den Augen, als er die Nachricht erhielt. "Das ist ein Riesending für mich", sagt Jackson. Vergangene Woche erschien "Airport Disco" schließlich auch in Deutschland, auf Vinyl und den bekannten Musik-Streaming-Portalen.
Rückblick ins Jahr 2016: Als die RNZ zum letzten Mal über David Jackson berichtet, ist er gerade 16 Jahre alt, steht kurz vor dem Abitur am Hölderlin-Gymnasium – und auf dem Weg zu seinem ersten Auftritt im angesagten Berliner Club "Prince Charles". Heute, vier Jahre später, hat Jackson schon etliche Male im "Prince Charles" aufgelegt. Und nicht nur da: Normalerweise tourt der House- und Techno-DJ mit seiner Musik durch ganz Europa, legt beispielsweise in England, in Griechenland, in Rumänien auf.
Dennoch, so sagt der 21-Jährige heute: "Im Karlstorbahnhof ist das Auflegen für mich das größte Highlight." Das sei quasi sein "Heimatclub", wie es Jackson ausdrückt. Dort legte er als Jugendlicher zum ersten Mal vor größerem Publikum auf. Dort wurde er gefördert vom Club-Kollektiv "Blank", das regelmäßig – jedenfalls in normalen Zeiten – im Karlstorbahnhof Veranstaltungen organisiert. Junge Talente fördern und sie auch international groß machen: Das ist eines der Ziele von "Blank". Bei David Jackson aus Heidelberg ist es gelungen.
Gerade hat er einen Vertrag für zehn Lieder bei dem Major Label "Positiva" unterschrieben – wo auch weltberühmte DJs und Künstler wie Armin van Buuren, David Guetta, die Vengaboys oder einst Avicii Verträge haben. Erst kürzlich wurde er von einem Berater der Pet Shop Boys angerufen, der David Jacksons Musik gehört hatte, und gefragt, ob er nicht deren neue Platte remixen wolle. "Eine Riesenehre", sagt Jackson. Zumal er großer Fan der Pet Shop Boys sei. Ja, trotz Pandemie, sagt Jackson, "läuft es bei mir gerade ganz gut". Ein Blick auf seine bisherige Vita belegt: Das könnte leicht untertrieben sein.
Dass Jackson schon seit März aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht live auflegen kann, dass ihm so auch ein Teil seiner Einnahmen wegbricht: Er sieht es pragmatisch. Immerhin könne er sich jetzt wieder auf sein Master-Studium konzentrieren: Informatik an der Universität Heidelberg. "Das ist der Plan B", erklärt Jackson, "und jetzt gerade bin ich froh darüber, dass es ihn gibt." Auch Informatik habe wie das Musikmachen "etwas Kreatives", sagt er. Und überhaupt: "Ich mag es, mich mit neuen Dingen herauszufordern."
Musik nehme trotzdem einen großen Teil seines Alltags ein. Ohne geht es auch nicht. Deshalb hat er sich nun in seinem alten Zimmer in der Altstadt neu eingerichtet. Beim RNZ-Videogespräch sitzt er vor seinem DJ-Equipment und verschiedenen Musikinstrumenten. "Ich habe es mir gemütlich gemacht", lacht Jackson. Auch sein Cello steht im Raum – mit sechs Jahren hat er gelernt zu spielen. Zur elektronischen Musik kam er über seinen Vater, Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum und selbst Gelegenheits-DJ. Das teure DJ-Equipment teilen sich Vater und Sohn. "Nach meinem Abitur haben wir zusammen im Karlstorbahnhof aufgelegt", erinnert sich David Jackson.
Die Hoffnung bleibt, dass das irgendwann wiederholt werden kann. Denn ein DJ ohne Live-Auftritte in Clubs ist quasi wie Weihnachten ohne Feiertage. "Vielleicht kann es ja im Frühling wieder losgehen", hofft Jackson deshalb. Auch für all seine Kolleginnen und Kollegen, die nicht nebenbei noch studieren und für die die Musik und das Partymachen die einzigen Einnahmequellen sind, sei das immens wichtig. "Bei so vielen fällt gerade so viel weg", sagt David Jackson. Durch sein Studium und den Rückhalt seiner Familie sei er selbst doch in einer recht privilegierten Lage. Und nun, kurz nach der Veröffentlichung von "Airport Disco", "bin ich voll glücklich".
Info: Musik von David Jackson gibt es unter anderem bei Spotify.