Von Matthias Kros
Heidelberg. Der Heidelberger Unternehmer Jürgen B. Harder erwägt den Kauf des regionalen TV-Senders Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF). "Es bestehen Gespräche", ließ Harder auf Anfrage der RNZ ausrichten. Das RNF war bislang im Besitz des im November verstorbenen Gründers des Heidelberger Softwarespezialisten SNP, Andreas Schneider-Neureither. Dieser hatte den traditionsreichen Sender im Januar aus der Insolvenz heraus gerettet. Das RNF gehörte ihm allerdings privat über die SN Assets GmbH und geht deshalb auf seine Erben und nicht etwa auf das börsennotierte Unternehmen SNP über. Eine Integration in die Softwarefirma war ohnehin zu keiner Zeit geplant, Schneider-Neureither hatte das Engagement stets als reine Finanzbeteiligung gesehen.
RNF-Geschäftsführer Ralph Kühnl zeigte sich hoffnungsvoll, was den möglichen Einstieg Harders angeht: "Der Tod des Eigentümers hat bei RNF einige Entscheidungen auf die lange Bank geschoben", sagte er am Montag. "Dass Jürgen B. Harder sich ein Engagement bei unserem Sender grundsätzlich vorstellen kann, zeigt, dass der von uns eingeschlagene Weg der Neuaufstellung schlüssig ist. Da wir uns noch mitten in der Transformationsphase befinden, wäre eine stabile Gesellschafterkonstruktion für das Unternehmen natürlich hilfreich." Die Sondierung über ein mögliches Engagement befände sich aber in einem noch sehr frühen Stadium, warnte Kühnl vor zu großen Erwartungen. "Ob RNF einen neuen Eigentümer bekommt, muss sich auf Gesellschafterebene entscheiden."
Harder ist Eigentümer einer gleichnamigen Holding in Hockenheim, die in erster Linie für Großfirmen multifunktionale Hallen baut und sie dann im Anschluss für ihre Auftraggeber verwaltet. Das Unternehmen war erst kürzlich in den Schlagzeilen als es Anteile am Flugplatz Speyer erwarb. In der Öffentlichkeit ist Harder auch durch seine Beziehung zu dem früheren Schwimm-Star Franziska van Almsick bekannt. Ihm werden gute Beziehungen im Medienbereich nachgesagt, die ihm im Falle eines Engagements beim RNF nützlich sein könnten.
Der TV-Sender steckt gerade mitten in einer Neuausrichtung, die er nur schwerlich aus eigenen Mitteln stemmen kann. Dabei will das RNF künftig an drei Standorten in der Region präsent sein, geplant ist unter anderem ein etwa 100 Quadratmeter großes Fernsehstudio in Heidelberg, in dem unter anderem die halbstündige, täglich ausgestrahlte Nachrichtensendung "RNF life" produziert werden soll. Das RNF wird nach eigenen Angaben täglich von rund 400.000 Zuschauern gesehen.
Allerdings hat der Sender einige turbulente und teils schmerzhafte Jahre hinter sich. Die Probleme begannen im Jahr 2017, als das RNF nach rund 30 Jahren völlig überraschend die lukrative Lizenz für das RTL-Regionalfenster an den Konkurrenten Zone 7 verlor.
Im Herbst 2018 meldete der Sender dann zum ersten Mal Insolvenz an, aus der die Mediengruppe Dr. Haas (unter anderem "Mannheimer Morgen") das Unternehmen Anfang 2019 übernahm und für den Neuanfang Mittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro zur Verfügung stellte. Die Verbindung verlief allerdings glücklos, sodass das RNF Ende September 2019 erneut einen Insolvenzantrag stellen musste. Die rückläufigen Werbeeinnahmen reichten nicht aus, um die Kosten zu decken. Der Sendebetrieb lief allerdings unverändert weiter und wenige Wochen nach der Insolvenz hellte sich die Lage überraschend auf. Zunächst beschloss der Landtag in Stuttgart erhebliche Fördergelder für das RNF, dann übernahm Schneider-Neureither den TV-Sender.
Seither befindet sich das RNF im Besitz der SN Assets GmbH, deren Geschäftsführer Schneider-Neureither war. Wie es mit diesem Unternehmen nun genau weitergeht, ist dem Vernehmen nach auch entscheidend für die Zukunft des RNF.