In die Knie zwingen wird uns die Corona-Pandemie hoffentlich nicht. Aber sie zwingt uns innezuhalten, und sie zwingt uns vielleicht zu Einsichten, die wir schon längst hätten gewinnen können. Die wir vielleicht sogar schon gewonnen haben. Die wir aber scheinbar ungestraft aufschieben konnten. Bis jetzt. Denn nun bremst uns die Pandemie in unserem "Weiter so". Einem "Weiter so" im Lebensstil - auf Kosten des Klimas. Einem "Weiter so" in einer globalisierten Wirtschaft, die komplex und dadurch anfällig ist. Einem "Weiter so" mit nationalem Tunnelblick - wo wir doch eigentlich international an einem Strang ziehen sollten. Und einem "Weiter so" in der Arbeitswelt, in der die wertvollsten Berufsgruppen eben nicht die größte Wertschätzung erfahren. Leider vermag es nicht einmal die Corona-Krise ganz allein, uns auf neue Wege zu bringen. Kein Lockdown hat die Erderwärmung nachhaltig verringern können. Nach wie vor sind wir in globale Lieferketten verstrickt. Die internationale Zusammenarbeit ist immer noch nicht so gut, wie sie gerade in dieser Krise sein müsste. Und der Applaus für unsere Pflegekräfte ist verebbt, ohne dass sie unsere Wertschätzung stattdessen oder zusätzlich in klingender Münze spüren würden. Nur: Wann werden wir jemals wieder so bereit und in der Lage sein, neue Wege einzuschlagen wie jetzt?