Shimano XTR M9100 im Test: Mit der M9100-Gruppe stellte Shimano erstmals eine 1 x 12-fach-Schaltung vor. Die Premium-Gruppe des japanischen Herstellers diente als Vorlage für die nachgelegten, günstigeren Gruppen XT, SLX und Deore, mit denen Shimano den Schaltungsmarkt für Mountainbikes wieder zurückerobern will. Unser erster Test war vielversprechend, jetzt sind wir nach einem Jahr mit dem Langzeit-Test fertig. Was kann die Shimano XTR, was kann sie nicht? Vorhang auf für den XTR-Antrieb.
Die XTR ist die Crème de la Crème von Shimano. Premium. Topgruppe. Gebaut für alles, was im Mountainbike-Bereich schnell auf den Berg und schnell wieder herunter soll – also von XC-Race bis Enduro-Race. Von maximaler Bandbreite bis maximal unkompliziert. Sie will alles können. Dafür rüstet Shimano die XTR-Schaltung wie gewohnt mit einer Vielzahl von Features und Technologien aus und bedient Fans von 1-fach-Antrieben gleichermaßen wie Fahrern, die den Umwerfer noch nicht abgeschrieben haben. Mit XTR verbindet man: leicht, edel, hervorragende Qualität und einwandfreie Performance. Daran anknüpfen soll die M9100 natürlich auch. Ob die Schaltung das kann, haben wir herausgefunden – exemplarisch am 1 x 12-Antrieb mit 10–51 Zähne Kassette.
Preis ca. 950 € (UVP) | Bikemarkt: Shimano XTR M9100 kaufen
Gewicht (Herstellerangabe) | Gewicht (Herstellerangabe) | Preis (ca.) | Technologien | Material | Optionen, Farbe, Sonstiges | |
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Kurbel 1 x 12 | 562 g (34T, 168 Q-Faktor), 544 g (34T, 162 Q-Faktor) | 561 g (34T, 168 Q-Faktor) | 289,99 € (+ 94,99 €) | Hollowtech 2, Dynamic Chain Engagement | Kurbel: Geschmiedetes Aluminium, verklebt, Kettenblatt: – | schwarz/metallic |
Kurbel 2 x 12 | 616 g (38-28T, 168 Q-Faktor), 597 g (38-28T, 162 Q-Faktor) | 399,99 €/394,99 € | Hollowtech 2, Dynamic Chain Engagement | Kurbel: Geschmiedetes Aluminium, verklebt, Kettenblatt: – | schwarz/metallic | |
Schaltwerk GS 1 x 12 | 237 g | 179,99 € | Shadow+ | Aluminium/Carbon-Käfig | schwarz/metallic | |
Schaltwerk SGS 1 x 12 | 240 g | 244 g | 179,99 € | Shadow+ | Aluminium/Carbon-Käfig | schwarz/metallic |
Schaltwerk SGS 2 x 12 | 241 g | 179,99 € | Shadow+ | Aluminium/Carbon-Käfig | schwarz/metallic | |
Trigger 12-fach | 112 g (I-Spec EV), 117 g (Schelle) | 127 g (I-Spec EV, inkl. Schaltzug) | 92,99 €/89,99 € | Rapidfire Plus Mono, Rapidfire Plus, Instant Release, Multi-Release, 2-Way-Release, I-Spec EV | Aluminium/Kunststoff | schwarz |
Trigger 2-fach | 74 (I-Spec EV), 79 g (Schelle) | 38 € | Rapidfire Plus Mono, Rapidfire Plus, Instant Release, Multi-Release, 2-Way-Release, I-Spec EV | Aluminium/Kunststoff | schwarz | |
Kassette 10–51 | 367 g | 370 g | 274,99 € | Hyperglide+, MicroSpline | Alu, Titan, Stahl | schwarz/grau/silber |
Kassette 10–45 | 357 g | 264,99 € | Hyperglide+, MicroSpline | Alu, Titan, Stahl | schwarz/grau/silber | |
Kette | 242 g | 245 g (inkl. Quicklink und Verpackung) | 42,99 € | Sil-Tec, Hyperglide+, Quick-Link | Stahl | silber |
Summe Testkonfiguration | 1.523 g (ohne Schaltzugaußenhülle) | 1.615 g (inkl. Schaltzugaußenhülle, Kette, Schaltzug, Außenhülle nicht abgelängt) | ca. 950 € |
Shimanos XTR-Reihe hat eine blühende Vergangenheit. Die Topgruppe der Japaner erfreut sich schon lange an den Bikes von Profis und Hobbysportlern großer Beliebtheit, war eine der ersten elektronischen Schaltgruppen und von XC bis zum harten Enduro-Einsatz gefordert und zuverlässig. Auch wenn die Markteinführung der Shimano XTR M9100 etwas an ein großes deutsches Flughafenprojekt erinnert, verfliegen diese Gedanken spätestens, wenn man die Schaltgruppe in der Hand hält. XTR steht auch weiterhin für leicht und edel. Auch die Verarbeitungs-Qualität kann sich sehen lassen: Schöne Oberflächen treffen auf dezente Logo-Platzierung. Die Rückseite der Kurbel erinnert fast an Klavierlack. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Für uns? Schöner geht kaum!
Neben der getesteten 1 x 12-Gruppe gibt es auch weiterhin einen Umwerfer für 2-fach-Kurbeln im XTR-Programm. Stichwort Kurbeln: Diese gibt es weiterhin in verschiedenen Varianten mit unterschiedlichem Q-Faktor. Dann hätten wir noch verschiedene Schalthebel mit Klemmschelle oder neuer I-Spec EV-Aufnahme. Damit ist ein breites Spektrum an Teilen vorhanden: drei Schaltwerke, vier Kurbeln, zwei Kassetten, vier Schalthebel und und und.
Beginnen wir beim Schaltwerk. Mit der Möglichkeit, auch weiterhin zwei Kettenblätter fahren zu können, macht Shimano es sich nicht gerade einfach. Grund: Je mehr Kapazität ein Schaltwerk braucht, desto länger muss der Käfig werden. Der wiederum hängt vergleichsweise exponiert am Schaltauge nach unten. Damit jeder, der lieber nur ein Kettenblatt fahren will, nicht einen extra langen Käfig mitschleppen muss, bietet Shimano für jede mögliche Konfiguration das passende Schaltwerk an. GS für 1 x 12 mit der 10–45 Zähne Kassette, M9100 SGS für 1 x 12 mit 10–51 Zähne Kassette und M9120 SGS für 2 x 12 mit 10–45 Zähne Kassette.
Wo wir bereits bei der Kassette sind: Shimano startete direkt mit zwei Kassetten in den 12-fach-Markt. Eine davon, die kleinere 10–45 Version kann wahlweise mit einem oder zwei Kettenblättern gefahren werden. Lediglich für den 1-fach Antrieb geeignet ist die 10–51 Variante. Shimano und SRAM sind auf den ersten Gängen baugleich, doch während bei SRAM der letzte Gangsprung vom 42er-Ritzel gestartet wird, hat Shimano auf ein größeres 45er-Ritzel als vorletzten Gang gesetzt.
An der XTR-Kassette finden wir verschiedene Materialien – jedes für seinen individuellen Zweck. Die drei Berggänge der Kassette werden aus Aluminium gefertigt und sind auf einen Alu-Spider vernietet. Auf diesem Spider sitzen auch die Titan-Ritzel. Einzeln aufschieben muss man auch an der XTR weiterhin vier Ritzel aus Stahl, die den Abschluss nach unten bilden. Das ist unserer Meinung nach nicht ganz zeitgemäß – Spuren von Stahlritzeln will man 2020 eigentlich keine mehr auf seinem Freilauf finden.