Von Volker Knab
Oftersheim. Der wochenlange Corona-Lockdown hat nicht nur das öffentliche Leben lahmgelegt, sondern auch die Planungen für das neue Oftersheimer Gemeindeentwicklungskonzept in die Länge gezogen. Der Gemeinderat hat sich vor Kurzem in einer zweitägigen Klausurtagung mit dem Planungspapier beschäftigt und dabei eine Liste mit rund 40 konkreten Maßnahmen aufgestellt. Die Firma STEG Stadtentwicklung wird nun ein Konzept erarbeiten.
Los ging alles Mitte März mit einer gut besuchten öffentlichen Auftaktveranstaltung in der Kurpfalzhalle unter dem Titel "Strategie Oftersheim 2035". Damals konnten die Bürger Wünsche und Anregungen, aber auch Kritik an der derzeitigen Ausrichtung ihrer Gemeinde äußern. Diese sollten dann später in Workshops im Rahmen einer Bürgerwerkstatt aufgegriffen und vertieft werden. Ziel war es, einen an den Gemeinderat gerichteten Maßnahmenkatalog zu erstellen.
Doch nur wenige Tage später begannen die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die geplanten Workshops wurden abgesagt. Als Ersatz habe die Gemeinde die Bürger im Mitteilungsblatt dazu aufgefordert, ihre Meinung zu äußern, erklärt Bürgermeister Jens Geiß auf RNZ-Anfrage. Die Ergebnisse habe die Firma STEG berücksichtigt und während der Klausurtagung des Gemeinderats eingebracht, so Geiß. In zwei "guten und konstruktiven Tagen" hätten sich die Ratsmitglieder in Arbeitsgruppen fünf verschiedenen Themenbereichen angenähert, so Geiß.
Beim Thema Verkehr fassten die Kommunalpolitiker beispielsweise die Verkehrsberuhigung einzelner Straßen und Ecken ins Auge. Bei der Auftaktveranstaltung im März hatten die Bürger insbesondere die Situation in der Heidelberger Straße, einer zentralen Verkehrsachse der Hardtgemeinde, kritisiert. Insgesamt hätten die Gemeinderäte etwa 40 Punkte ausgearbeitet, berichtet Geiß. Dazu zählen unter anderem die Themen "Bauen und Wohnen in der Zukunft", "Soziales und Kultur", "Finanzen und Wirtschaft" sowie "Blick in die Zukunft".
Beim Thema "Bauen und Wohnen" ging es unter anderem um neue Wohnformen und wie diese in der Gemeinde möglicherweise umsetzbar sind – zum Beispiel das generationsübergreifende Wohnen. Außerdem gingen die Räte der Frage nach, wie die Gemeinde Wohnflächen im Zuge der Nachverdichtung ausweisen kann.
Beim Thema "Soziales und Kultur" habe man den Blick auf die Entwicklung der Vereine gerichtet, so Geiß. Es gebe immer weniger Engagement und Bereitschaft für das Ehrenamt. "Welche Möglichkeiten haben wir, die Vereine vonseiten der Gemeinde zu unterstützen?", lautete deshalb die Frage, der eine Arbeitsgruppe nachging. Dabei gehe es nicht nur um das Finanzielle, sondern auch darum, wo man Räume und Flächen zur Verfügung stellen könne.
Beim Thema "Finanzen und Wirtschaft" sei es nicht um die derzeitigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft im Ort gegangen, betont Geiß. Stattdessen wies er die Gemeinderäte darauf hin, sich zu überlegen, wie Oftersheim im Jahr 2035 aussehen könnte. In Bezug auf die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Oftersheim gehe es darum zu prüfen, welche Möglichkeiten die Kommune hat, um den Standort für die ansässigen Unternehmen interessant zu machen. Eine weitere wichtige Zukunftsfrage für den Bürgermeister ist die Aufstellung der Gemeinde beim Thema Digitalisierung.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung informierte Jens Geiß die Bürger über den aktuellen Stand des Entwicklungskonzepts, das der Gemeinderat in seiner Herbstsitzung am 22. September beschließen will. Bürger Ernst-Michael Jaeckel erklärte, er sei enttäuscht über den Weg, den das Konzept in der Zwischenzeit genommen habe. Abgesehen von der Auftaktveranstaltung sei da nichts mehr passiert. Auch Geiß räumte ein, dass die Bürgerbeteiligung nicht wie geplant gelaufen sei. "Corona hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte der Rathauschef. Aber die Auftaktveranstaltung sei so gut gewesen, dass man mit den dort gewonnen Ergebnissen habe arbeiten können. Der Verwaltungschef gab sich sicher: Der Bürgerwille werde sich in dem Konzept wiederfinden.