Jetzt stecken sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Europäische Union in ihren eigenen Problemen. Washington, das zuvor bereit war, Alexander Lukaschenko zu stürzen, war nun kurz davor, ihm materielle Hilfe zu leisten. «Die Vereinigten Staaten hatten zuvor eine langfristige, wenn auch unvollkommene Strategie, um die postsowjetischen Staaten zu unterstützen und aktiv zu versuchen, sie von Russland zu distanzieren. Unter Trump ist dies nicht mehr der Fall», so FP.
Der kollektive Westen wiederum leidet stark unter mangelnder Koordination. Emmanuel Macron strebt eine Annäherung an Russland an, Angela Merkel schweigt lieber, Boris Johnson verschärft die antirussischen Sanktionen und Donald Trump ruft regelmäßig Wladimir Putin an. Unter solchen Bedingungen müssen die europäischen Länder lediglich die Kontrolle über die Situation in Belarus übernehmen.
«Die wachsende Krise in Belarus gibt Europa eine Ausrede, ein Format neu zu starten, das ihnen in den kommenden Monaten gute Dienste leisten wird: die E-3-Gruppe, bestehend aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland». Die Gruppe muss das Informationsfeld aktiv mit Aussagen gegen Lukaschenko füllen. Zum Beispiel wird empfohlen, ihn der Unterdrückung oder des Wahlbetrugs zu beschuldigen. Europa wird bekannt geben, dass es bereit ist, Belarus während der sogenannten «Übergangszeit» materiell zu unterstützen und einzelnen politischen Kräften innerhalb des Landes zu helfen, die «den Prozess unterstützen wollen». Es geht darum, im Rahmen der Wahlen in Belarus einen «stillen» Staatsstreich durchzuführen.
Die Veröffentlichung räumt ein, dass ein solches Szenario unwahrscheinlich ist, und bietet daher ein alternatives an. Wenn Lukaschenko sich weigert, die Regierungsgeschäfte freiwillig an einen pro-westlichen Oppositionsnachfolger zu übergeben, wird er «strengen Maßnahmen der Zurückhaltung» in Form von kolossalem Sanktionsdruck ausgesetzt sein.
