Buchen. (rüb) "Es ist faszinierend zu beobachten, wie schnell und mit wie viel Maschineneinsatz die Arbeiten vorangehen", sagt Arno Baur, Leiter der Dienststelle Buchen des Baureferats Nord beim Regierungspräsidium Karlsruhe. Baustellen sind sein tägliches Brot, und doch ist er immer wieder beeindruckt, wenn ein Rädchen – so wie hier beim dreistreifigen Ausbau der Bundesstraße B27 zwischen Buchen-Süd und der Abzweigung der Landesstraße L523 Richtung Mudau nach Langenelz – ins andere greift. Beim Vor-Ort-Termin verkündeten Baur und sein Projektleiter Philipp Kraft eine wichtige Botschaft für die rund 10.000 Verkehrsteilnehmer, die Tag für Tag die Strecke nutzen: "Die Arbeiten liegen im Zeitplan. Wir sind zuversichtlich, dass sie wie geplant bis Ende des Jahres abgeschlossen werden können."
Das Ziel der drei Millionen Euro teuren Baumaßnahme ist klar: die Erhöhung der Verkehrssicherheit. Die B27 ist die bedeutendste Verkehrsachse im Landkreis. Zwischen Buchen und Mosbach gibt es jedoch nur auf einem kurzen Teilstück zwischen Dallau und Rittersbach – und das nur in Fahrtrichtung Buchen – eine Überholspur. Die Folge: lange Schlangen hinter Lkw und ein Überholdruck, der zu teilweise riskanten Überholmanövern und in der Folge auch zu Unfällen führt. Dieser Zustand soll nun bald ein Ende haben: Nach Fertigstellung des Ausbaus wird es in beide Fahrtrichtungen eine rund 1000 Meter lange gesicherte Überholmöglichkeit geben.
Dafür wird die Strecke auf einem insgesamt 2,9 Kilometer langen Abschnitt ausgebaut. Aus Richtung Buchen kommend wird links der bestehenden Fahrbahn ein zusätzlicher Fahrstreifen angebaut. Im weiteren Verlauf erfolgt der Anbau dann rechts der Fahrbahn. Der dadurch entstehende dritte Fahrstreifen wird dabei wechselseitig zum Überholen Richtung Buchen und Mosbach eingesetzt. Ab dem Parkplatz "Runder Tisch" kann künftig aus Richtung Buchen kommend auf einer Strecke von rund 1200 Metern überholt werden. Kurz vor dem Parkplatz "Rüdt’sches Eck" endet der Überholbereich mit einer Sperrfläche, ehe der rund 900 Meter lange Überholstreifen aus Richtung Mosbach beginnt.
"Die Erdarbeiten für die neue Fahrbahn sind weitgehend abgeschlossen", erläutert Philipp Kraft beim Rundgang über die Baustelle. Auf die Erdschicht werden später die Schottertragschicht und die Asphaltschichten aufgebracht. 75 Zentimeter stark sind die aufzubringenden Schichten, damit die Fahrbahn den zu erwartenden Belastungen auch standhält. Und die sind auf der B27 gewaltig: Etwa acht Prozent der täglich rund 10.000 Fahrzeuge zählen zum Schwerlastverkehr, der in erster Linie für die Abnutzungsschäden verantwortlich zeichnet. "Autos fallen dabei nicht ins Gewicht", erklärt Philipp Kraft: Ein einziger schwerer Lkw belastet die Straße so stark wie etwa 10.000 Pkw.
Der Baustellenrundgang ist inzwischen wieder am "Rüdt’schen Eck" angekommen. Dort wird es weiter möglich sein, die Fahrbahn, die hier zweistreifig bleibt, zu queren. Dieses Thema und vor allem die Verkehrssicherheit im dortigen Bereich hatte im Vorfeld der Baumaßnahme zu Beschwerden von Landwirten geführt. Die Konflikte wurden aber in gemeinsamen Gesprächen gelöst: "Wir sind in einem regen Austausch mit den Landwirten", betont Philipp Kraft. Mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung und weiteren Maßnahmen wird dem Thema Sicherheit Rechnung getragen. So werden die Wirtschaftswege in der Höhe angepasst und komplett asphaltiert. Die Fahrer großer landwirtschaftlicher Fahrzeuge sollen dann die B27 einfacher queren können, weil sie durch die Erhöhung eine wesentlich bessere Sichtweite auf den fließenden Verkehr haben werden.
Dadurch, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden wurde, sei es auch möglich gewesen, eine temporäre Baustraße anzulegen. Und die ermöglicht es den Baufirmen, die Arbeiten so durchzuführen, dass der Verkehr möglichst störungsfrei fließen kann. Größtenteils kommt die Maßnahme nämlich ohne Straßensperrungen aus. Lediglich in der vergangenen Woche gab es an knapp zwei Tagen eine Ampelschaltung. Ansonsten fließt der Verkehr auf zwei deutlich verengten Fahrstreifen mit 30 Kilometern pro Stunde an der Baustelle vorbei. Die Geschwindigkeitsreduzierung ist notwendig, um die Sicherheit der Arbeiter zu gewährleisten. "Wir drehen an allen Stellschrauben, um so wenig Einschränkungen für den Verkehr wie nötig und gleichzeitig so viel Sicherheit wie möglich auf der Baustelle zu erreichen", betont Baur.
Erst im Herbst wird es eine größere Beeinträchtigung für die Verkehrsteilnehmer geben: Für das Abfräsen der alten und den Einbau der neuen Asphaltdeckschichten wird für fünf bis sechs Wochen eine halbseitige Sperrung notwendig werden. Der Verkehr aus Richtung Buchen wird dann über Seckach und Großeicholzheim umgeleitet, aus Richtung Mosbach kann wie gewohnt gefahren werden.
"Wir sind zuversichtlich, dass die Arbeiten weiter so gut vorangehen", sagt Arno Baur und zollt den Arbeiten der Baufirma Leonhard Weiss und der anderen beteiligten Unternehmen ein dickes Lob. Das trockene Wetter kommt zumindest für die Bauarbeiten wie gerufen: "Wir haben bestes Bauwetter, es ist sogar fast zu trocken!" Deshalb muss die Baustelle regelmäßig bewässert werden, um eine übermäßige Staubentwicklung zu verhindern.
Es läuft auf der Großbaustelle also reibungslos. Fast. Denn immer wieder komme es vor, dass Autofahrer kein Verständnis für Beeinträchtigungen haben, ihre gute Kinderstube vergessen und die Arbeiter beschimpfen oder beleidigen, erklärt Philipp Kraft. Etwas mehr Besonnenheit täte hier gut. Denn schließlich bauen die Arbeiter die neue Fahrbahn nicht für sich, sondern für uns alle.