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Zum Tod von "Mr. Kurpfalz": Bernhard Ballhaus wird fehlen

Von Ingrid Thoms-Hoffmann

Heidelberg. Dieser Mann betrat den Raum und war präsent. Er hatte Ausstrahlung, andere sagen Charisma. Bernhard Ballhaus war einer, den niemand übersehen, geschweige denn, überhören konnte. Seine stattliche Gestalt, seine sonore Stimme, seine Art der Kommunikation - sie überzeugten. Am frühen Dienstagmorgen starb "Mr. Kurpfalz", der bekannte Radiomann, der Kämpfer für den regionalen Rundfunk, der begnadete Netzwerker und vorausblickende Innovator nach kurzer Krankheit. Am 14. August wäre er 81 Jahre alt geworden.

Als sich Ballhaus 2001 mit 62 Jahren aus dem aktiven Berufsleben verabschiedete, da sagte er in einem Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung (übrigens die Lektüre, die er als erstes jeden Tag las, vor der Bild-Zeitung und der FAZ): "Ich will noch ein paar eckige Runden drehen. Ich will einfach leben. Schließlich gibt es ja auch ein Leben jenseits des Südwestrundfunks".

Natürlich gab es das. Und auch die "eckigen Runden". Welcher Verrückte nutzt schon die Anfangsmonate seines Ruhestands, um ins spanische Sevilla aufzubrechen, sich dort eine Wohnung zu suchen, hier ein Weilchen zu leben, einfach weil ihn die Stadt interessierte. Die Landessprache beherrschte er natürlich nicht. War aber nicht schlimm. Ballhaus war einer, der immer und überall durchkam. Der gerne gegen den Wind segelte und das im wahrsten Wortsinn. Segeln war seine große Leidenschaft. Sein großes Boot lag im Genfer See, das kleine ließ er vom Altrhein ans Mittelmeer bringen und ging monatelang auf Tour. Seine Frau Evelyn, eine Lehrerin, war in den Ferien dabei. Und abwechselnd seine Freunde. Es waren glückliche Momente. Aber ein "Leben jenseits des Südwestrundfunks"? Unvorstellbar! Und doch gelang es ihm. Erst Recht, als er mit ansehen musste, wie Stück für Stück sein Sender all das zurückschraubte, wofür er sich ein Berufsleben lang eingesetzt hatte. "Ich bin zwar noch mit Herzen Journalist, aber kein Radiomann mehr. Es gibt ja auch die alten Informationsprogramme nicht mehr", war sein gelassenes Fazit zu seinem 80. Geburtstag im letzten Jahr. Bereut hat Ballhaus, der für seine Verdienste um die Region das Bundesverdienstkreuz erhielt, sein vorzeitiges Ausscheiden nie.

Bernhard Ballhaus und die Region – das ist sein ganz persönliches Kapitel.

Ausgerechnet ein gebürtiger Magdeburger, der in Leipzig aufwuchs, mit 18 Jahren in den Westen kam, wurde zum Kurpfälzer par excellence, zum Cheflobbyisten für die Region im fernen Stuttgart. Die dortigen Entscheidungsträger fürchteten den Nordbadener wegen seines unnachgiebigen Verhandlungsgeschicks, seiner Hartnäckigkeit und seiner Durchsetzungskraft. Dass er dabei auch seinen Charme einsetzte, machte die Sache für sie nicht besser. Ein Beispiel: Als viele Sender sich bereits entschlossen, regionale Einrichtungen zu schließen, erreichte Ballhaus, dass ein Regionalbüro Mosbach-Buchen aufgemacht wurde. War ja auch das Mindeste. Schließlich gilt Ballhaus als "Erfinder des Regionalradios" für die ganze ARD.

Seine ersten journalistischen Sporen verdiente sich der "Vollblutjournalist" beim Mannheimer Morgen. Als er sich 1969 vom SDR abwerben ließ, da hatte er, wie er einst freimütig einräumte, "keinen blassen Schimmer vom Radio". Das sollte sich schnell ändern. Der junge Mann war experimentierfreudig. Kreierte "Mitmachsendungen", etablierte zur Mannheimer Bundesgartenschau 1975 ein "Frühmagazin", quasi die Blaupause für das "Kurpfalzradio", das er zusammen mit seinem kongenialen Partner Hannes Liebenstein, der vor neun Jahren mit 70 Jahren starb, aus der Taufe hob. Damals noch unter den Fittichen des Süddeutschen Rundfunks (SDR). Eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte. Auch noch, als der SDR mit dem rheinland-pfälzischen Südwestfunk zum Südwestrundfunk (SWR) fusionierte. Bis die Stuttgarter dann den Rotstift ansetzten – das war kurz nach der Ära Ballhaus. Da hatte der herausragende Rundfunkmann vor allem eines geweckt: Regionales Bewusstsein für die heutige Metropolregion und gleichzeitig das Medium Hörfunk geöffnet für eine aktive Einbindung seiner Nutzer.

Der medienpolitische Urknall fiel mit der "Frühausgabe 99,9". Das war für Ballhaus das "Signal zu einer beispiellosen Mobilisierung politischer und gesellschaftlicher Ressourcen", schrieb Liebenstein zum 70. Geburtstag seines Chefs. "Die Gemeinderäte der großen Städte, die Industrie- und Handelskammer, fast alle regionalen aktiven Verbände setzten sich ein für ein eigenes Rundfunkprogramm für die Kurpfalz. 20.000 Hörer setzten ihre Unterschrift unter einen entsprechenden Appell", erinnerte sich Liebenstein. Vor dieser starken "Kurpfälzer Streitmacht" kapitulierten die SDR-Gremien.

Ballhaus hatte es geschafft, die Nähe zu seiner Hörerschaft noch weiter auszubauen. Er war es, der den Mut hatte, öffentliche Bürgerforen wie etwa zur Heidelberger Altstadt live zu übertragen, schickte seine Reporter los, um die sanitären Anlagen in Altstadtkneipen zu testen und war sich auch als Studioleiter nicht zu schade, auf dem Schriesheimer Mathaisemarkt seine "Kurpfälzer Köpfe" selbst zu interviewen. Legendär ist auch sein Schnellkurs, mit dem er dem baden-württembergischen Ex-Ministerpräsidenten Lothar Späth einst beibrachte, alles Wesentliche in 20 Sekunden zu sagen – das von ihm gesetzte Maß eines Nachrichten-O-Tons.

Peter Voß, der ehemalige SWR-Intendant, ähnlich streitbar wie Ballhaus, bezeichnete ihn bei dessen Verabschiedung als "elegantes Schlitzohr". Aber "Mr. Kurpfalz" war noch viel mehr. Er hatte klare Vorstellungen, wie Journalismus für die Menschen in den Städten und auf dem Land funktionieren muss, um sie in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen. Und er setzte sich mit seinen Ideen meist durch, die Widerstände aus Stuttgart nahm er als Herausforderung an. Am Ende konnte er stolz auf ein tägliches Früh- und Mittagsmagazin sein, die sonntägliche Sportberichterstattung oder die legendäre "Nahaufnahme". Stolz war er auch auf seine qualifizierten Mitarbeiter, die er jedes Jahr zum großen Grillfest einlud und zu denen er auch im Ruhestand Kontakt hielt. Und Freude kam bei ihm auf, als er mitbekam, dass die treuen Rundfunkhörer schon morgens um acht Uhr die Bänke besetzten, wenn der SWR zum Sommerfest einlud und wenn er dann um die Mittagszeit 12.000 Menschen begrüßen konnte.

Als Veit Lennartz, der Fernsehjournalist, nach fünf Jahren ARD-Korrespondent in Südafrika nach Mannheim zurückkehrte, da wurde er Ballhaus’ Stellvertreter bis zu dessen vorzeitigem Ausscheiden. Was ihn vor allem faszinierte, das war das unglaubliche Netzwerk, das sich Ballhaus aufgebaut hatte. Das kam auch zum Tragen, als sein ehemaliger Chef aus dem Ruhestand heraus mobil machte, als der Name "Kurpfalzradio" und damit die Info-Sendungen aus dem Programm des SWR gestrichen wurde. Aber in diesem Fall setzten sich die SWR-Gremien durch. "Er war der Motor", sagt Lennartz heute, "ein überaus kollegialer Mensch, der alle Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse mit einbezog. Er war total beliebt und hörte in der Blüte seines Berufslebens auf". Ihm zum Andenken pflanzten damals die Mitarbeiter vor dem Studio einen Baum.

Er wird wachsen und immer an einen Mann erinnern, der für viele Journalisten Vorbild war und von dem sie noch heute profitieren können. Bernhard Ballhaus war ein Mensch, der das Leben so sehr liebte und es verstand, diese Zugewandtheit seinen Mitmenschen weiterzugeben. Er wird fehlen. In erster Linie natürlich seiner Familie. Im nächsten Jahr hätte er mit seiner Ehefrau Evelyn "Goldene Hochzeit" in seinem Heidelberg gefeiert. Es wäre ein großes Fest geworden mit gutem Essen und gutem Wein und seinen beiden Kindern und den vier Enkelkindern.

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