Von Barbara Klauß
Walldorf. SAP und die Deutsche Telekom, die bereits die deutsche Corona-Warnapp entwickelt haben, sollen nun im Auftrag der EU-Kommission eine Software-Plattform für den länderübergreifenden Austausch von Corona-Warnungen aufbauen und betreiben. Das hat eine SAP-Sprecherin am Freitag bestätigt. Zuerst hatte die WirtschaftsWoche darüber berichtet. Demnach steht die Vereinbarung kurz vor dem Abschluss.
Die Plattform soll ermöglichen, dass die Corona-Warnapps verschiedener Staaten miteinander kommunizieren, sodass die Warnungen auch über Grenzen hinweg oder im Ausland funktionieren. Laut EU-Kommission ist eine technische Lösung für das System, das "Interoperability Gateway" genannt wird, bereits gefunden. Zudem sei der gesetzliche Rahmen geschaffen, wie ein Kommissionssprecher der WirtschaftsWoche zufolge erklärte. SAP und der Telekom hatten federführend das Konzept verfasst, das nun den Zuschlag aus Brüssel erhalten wird.
Bislang können die Apps der EU-Staaten noch nicht grenzüberschreitend kommunizieren und Warnungen ausgeben. Für einen Austausch der Warnungen fehlt bisher eine Schnittstelle zwischen den nationalen Systemen. Mit der neuen Plattform, die SAP und Telekom nun in den kommenden Wochen entwickeln sollen, sollen Reisende auch nach der Rückkehr in ihre Heimatländer eine Warnung erhalten, sobald Kontaktpersonen aus dem Ausland über ihre nationalen Apps eine Infektion mit Corona melden. Geplant ist, dass das ab dem Spätsommer funktioniert.
Zunächst sollen Apps aus rund einem Dutzend EU-Staaten Warnungen austauschen können. Im Gespräch sind dem Bericht zufolge unter anderem die Niederlande, Österreich, Dänemark und Polen. Zudem sei vorgesehen, die Warn-Apps aus der Schweiz und Großbritannien an das System anzubinden. Ein Datenaustausch mit Apps aus EU-Ländern wie Frankreich, bei denen im Gegensatz zu Deutschland die Analyse des Infektionsrisikos auf zentralen Servern erfolgt und nicht auf dem Smartphone, wird über die neue EU-Plattform demnach vorerst nicht möglich sein.
Der Softwarekonzern SAP und die Telekom hatten zusammen im Auftrag der Bundesregierung die deutsche Corona-Warnapp entwickelt. Seit ihrem Start Mitte Juni wurde sie mehr als 16 Millionen Mal heruntergeladen.
Zuletzt gab es Probleme, weil die App teilweise nicht ordnungsgemäß funktioniert hatte. Am vergangenen Wochenende hatten SAP und die Telekom mitgeteilt, die Warnapp habe ein Update bekommen. Mit der neuesten Version sollten technische Probleme auf dem iPhone von Apple beseitigt werden.
Die App soll dazu beitragen, die weitere Verbreitung des Coronavirus zu unterbinden, indem sie hilft, Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen. Wenn es eine Begegnung mit jemanden gab, der später positiv auf das Coronavirus getestet wird, soll das Handy den Besitzer informieren.