Unter Wladimir Putin modernisiert Russland seine Streitkräfte. Vor allem mit neuen Raketen schockt der Kreml den Westen – derzeit sieht es aus, als hätten die Russen bei der Entwicklung von Waffen mit Geschwindigkeiten von zehnfacher Schallgeschwindigkeit die Nase vor. Selbst die USA liegen zurück, in Europa gibt es überhaupt keine entsprechenden Entwicklungen.
Das Bild ändert sich, wenn man die Bomber betrachtet, von denen die supermodernen Flugkörper gestartet werden sollen. Das sind durchaus betagte Gesellen, wie der "Bär" (Tupolew Tu-95) – eine Maschine mit Propellern. Tu-160 und Tu-22M sind jünger, stammen aber auch aus dem Kalten Krieg.
Während die USA die strategischen Stealth-Bomber vom Typ Northrop B-2 und Rockwell B-1 einsetzen können und das Projekt des B-21 Raiders vor der Serienreife steht, besitzt keiner der russischen Bomber Tarneigenschaften (Lesen Sie hierzu: "B-21 Raider – USA zeigen erstmals detaillierte Bilder des neuen Stealth-Bombers")
Tupolew arbeitet seit 2014 an den Vorarbeiten zu einem Stealth-Bomber. Der Generaldirektor Alexander Konyukhov hat kürzlich bekanntgeben, dass die Entwicklung des PAK-DA noch zwischen fünf und sieben Jahre in Anspruch nehmen werde. Das Kürzel PAK-DA steht für Prospective Aviation Complex for Long Range Aviation.
Vom PAK-DA sind bislang nur eher künstlerische Computergrafiken und Fotos eines Modells an die Öffentlichkeit gedrungen. Eine vom Verteidigungsministerium verbreitete Grafik bildet offenkundig nicht das wirkliche Flugzeug ab, denn die abknickenden Winglets an den Flügelenden würden die Stealth-Eigenschaften zerstören. Dazu zeigen viele bisherigen Darstellungen einen Bomber mit vier Triebwerken und einem Cockpit für drei oder vier Personen. Tatsächlich wird eher angenommen, dass der Bomber kleiner sein und nur zwei Triebwerke haben wird. Dafür soll er über eine Reichweite von 15.000 Kilometern ohne Auftanken verfügen. Alle aktuellen Varianten folgen dem Design eines Nurflüglers. Alternative Entwicklungen eines schnellen Schwenkflüglers wurden verworfen. Der PAK-DA soll angeblich nur im Unterschallbereich fliegen.
Für einen wirklichen Bomber sind die Modelle allesamt zu elegant. Die Stealth-Bomber der USA wirken, wenn sie aus dem richtigen Winkel betrachtet werden, dickbäuchig, denn wegen der Tarneigenschaften müssen alle Waffen und Sensoren in der Maschine untergebracht werden. Gondeln unter den Tragflächen würden die Tarneigenschaften zerstören. Wie bedeutend Stealth-Eigenschaften in der Zukunft sein werden, ist umstritten. Russische und chinesische Militärs behaupten, dass ihre Radaranlagen die Tarnjets der USA aufspüren können. (Lesen Sie hierzu: "Chinas revolutionäres Radar soll die Stealth-Jets der USA enttarnen")Tu-22M
Der russische Rüstungsminister, Juri Borissow, sagte, dass der PAK-DA-Bomber zwischen 2025 und 2030 in Dienst gestellt werden könnte. Es ist zu erwarten, dass der Bomber nicht in allzu großen Stückzahlen und vor allem nicht auf einmal produziert wird. Vermutlich wird der PAK-DA in mehreren kleinen Baulosen produziert. So kann eine Art von Serienfertigung erreicht werden und der Typ von Charge zu Charge weiterentwickelt werden. Ein Variante, die der Kreml auch beim Kampfpanzer T-14 Armata verfolgt. Damit würde der Kreml ein Problem vermeiden, dass das die F-35, den Stealth-Fighter, der USA plagt. Das Flugzeug wurde bereits in großen Stückzahlen ausgeliefert, obwohl das Projekt von zahlreichen Fehlern heimgesucht wird. (Lesen Sie hierzu: "F-35 kaum einsatzbereit - 1000 Mängel plagen den teuersten Jet der Welt".)
Voraussichtlich werden die ersten Modelle des Bombers 2025 bis 2026 fliegen und 2028 oder 2029 wird die Serienproduktion beginnen. Flugfähige Prototypen werden in den Jahren 2021 bis 2022 erwartet. Ursprünglich war der Erstflug für 2019 angepeilt. Das Modernisierungsprogramm der Tu-160 soll die Kapazitäten bei Tupolew blockiert haben. (Lesen Sie hierzu: "Tu-22M3M – mit diesem alten Bomber will Putin die US-Träger zerstören")
Der Bomber wird von Tupolew entwickelt, während der erste Stealth-Fighter Russlands, die Su-57, von Suchoi gebaut wird. Beide Firmen sind allerdings in den Vereinigten Flugzeugwerken aufgegangen, führen dabei aber die Traditionsnamen weiter. Der PAK-DA wird daher auch ein "Tu" in seinem endgültigen Namen führen.
Der PAK-DA soll die Rolle eines strategischen Bombers ausfüllen. Primär wird er dafür gebaut, in einem Großkonflikt die feindliche Luftverteidigung zu durchbrechen und Atomwaffen zu transportieren. Als Hauptwaffe wird er Systeme wie die Hyperschallwaffe Kh-47M "Kinzhal" mit sich führen. Derzeit wird die Kinzhal vom schweren Kampflugzeug MIG 31 eingesetzt. Bei einem Stealth-Bomber müsste die Rakete allerdings im Inneren des Rumpfes transportiert werden. Wenn die PAK-DA tatsächlich nur mit Unterschallgeschwindigkeit fliegen wird, könnte er die Kinzhal ohnehin nicht starten. Für ihn wird vermutlich eine kompaktere Rakete entwickelt.
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