Von Michael Wilkening
Mannheim. Das Verhältnis von Geschäftsführer Markus Kompp und der aktiven Fanszene des SV Waldhof ist schon seit längerer Zeit zerrüttet. Es fehlt gegenseitig an einem Mindestmaß von Vertrauen. Jetzt könnte die Gemengelage für Kompp aber gefährlich werden, weil sich mehr und mehr Sympathisanten der Blau-Schwarzen mit den Fans solidarisieren.
Dass die Zuschauer im Carl-Benz-Stadion applaudieren, wenn in der Fankurve der Waldhöfer aufwendig vorbereitete Choreografien gezeigt werden, ist Normalität. Doch am Samstag herrschte keine Normalität, denn der SVW hatte vor dem Heimspiel gegen den Halleschen FC ein Choreografie-Verbot ausgesprochen, nachdem es im vorherigen Heimspiel gegen Hansa Rostock wiederholt zum Einsatz von Pyrotechnik gekommen war. Unmittelbar mit Spielbeginn zogen die Fans quer über den Block eine Fahne mit einer Botschaft. "Wir sind Waldhof" war darauf zu lesen und durfte als Kampfansage gegen den Geschäftsführer verstanden werden. Kompp gehört nach Meinung der Fans hinter dem Tor nämlich nicht dazu.
Diese Tatsache ist nicht neu - neu war jedoch die Reaktion der Zuschauer im restlichen Stadion. Die reagierten nicht pikiert wie noch beim Pyro-Einsatz gegen Rostock, sondern unterstützten den Fanblock mit viel Applaus. Applaus brandete auch auf, als die Fans des Halleschen FC ein Spruchband in die Höhe hielten, dass die Waldhof-Fans hochleben ließ und indirekt Kompp kritisierte. Die Anhänger werteten die Botschaften der Fans offensichtlich höher als die Tatsache, dass die sich über das Choreoverbot hinweggesetzt hatten.
"Nein", reagierte Kompp auf die Frage, ob die Blockfahne im Vorfeld angemeldet worden sei. Die Fanszene setzte sich demnach bewusst über das Verbot hinweg und lässt es darauf ankommen, dass der Konflikt ein neues Niveau erreicht. Der seit ein paar Monaten im Amt befindliche Fanbeauftragte Adrian Lischka bestätigt den Geschäftsführer: "Die Choreografie war weder beantragt noch genehmigt."
Ein langjähriger Waldhöfer, der sowohl in der Fanszene als auch auf der Geschäftsstelle der Waldhöfer gut vernetzt ist, nahm die Sympathiebekundungen der Zuschauer für die Fans am Samstag zur Kenntnis und hat daraus Schlussfolgerungen gezogen. "Markus Kompp muss aufpassen, dass die Stimmung gegen ihn nicht kippt", sagte der Vereinskenner. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Führungskräfte eines Klubs und die aktiven Fans im Clinch liegen, aber es ist nur selten möglich, dauerhaft eine Position in einem Fußballverein zu bekleiden, wenn nicht nur die Fans in der Kurve Kritik üben, sondern die in diesem Konflikt "neutralen" Zuschauer sich mit den Anhängern solidarisieren.
Dazu passt auch, dass seit einiger Zeit anonym verfasste E-Mails an diverse Medien versendet werden, in denen Kritik an dem Geschäftsführer geübt wird. Kompp befindet sich seit seinem Amtsantritt im Juli 2016 ständig in Konflikten, zum Teil ist er an ihnen schuldlos. Bislang überstand er alle ohne negative Folgen für ihn persönlich. Das könnte sich aber ändern, wenn sich die Gruppe seiner Gegner vergrößert - und wenn die Stimmung im Stadion offensichtlich gegen ihn kippt.