Lagarde warnte auch vor den Folgen des Brexits auf die europäische Wirtschaft.
Donald Trump gefährdet den Status der USA als globaler Anführer. Diese Ansicht vertritt Christine Lagarde, die scheidende Leiterin des Internationalen Währungsfonds (IWF) — und künftige Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB). Lagarde warnte davor, dass Trump und seine Handelskriege große Risiken für die Weltwirtschaft mit sich bringen. Ähnliches gelte für den Brexit.
„Ich denke, die Schlüsselfunktion, die Präsident Trump hat, hängt mit der Berechenbarkeit und Gewissheit der Terms of Trade zusammen. Es ist das Unbekannte, das wehtut, weil man sich nicht auf das Unbekannte einstellen kann“, sagte Lagarde in einem Interview der Sendung „60 Minutes“ auf dem US-Sender CBS. „Was macht du dann? Du schaffst Puffer. Du sparst. Du fragst dich, was als nächstes kommt. Das ist nicht vorteilhaft für die wirtschaftliche Entwicklung.“
Lagarde, die den IWF acht Jahre lang geleitet hat, wird Mario Draghi als Präsidentin der EZB nachfolgen. Sie wird eine angeschlagene europäische Wirtschaft erben, die derzeit vom Handelskrieg erschüttert wird.
Der Handelskrieg wird „der Weltwirtschaft sicherlich einen großen Strich durch die Rechnung machen“, sagte Lagarde. „Und wenn man fast einen Prozentpunkt des Wachstums abschwächt, bedeutet das weniger Investitionen, weniger Arbeitsplätze, mehr Arbeitslosigkeit, weniger Wachstum. Also hat es natürlich eine Wirkung.“
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Die Handelskriege der Trump-Regierung und andere diplomatische Auseinandersetzungen könnten den Einfluss der USA auf der Weltbühne verringern, warnte Lagarde. „Ich wurde zu einer Weltbürgerin erzogen. Die Vereinigten Staaten laufen Gefahr, die Führung zu verlieren. Und das wäre eine schreckliche Entwicklung.“ Lagarde sagte, dass die USA „eine Kraft für das Gute gewesen sind, und für Prinzipien, die ich sehr schätze: Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, freie Märkte, Rücksichtnahme auf den Einzelnen und Respekt.“
Lagarde fügte hinzu, dass die europäische Wirtschaft für die USA lebenswichtig ist und umgekehrt. Ein Handelskrieg um Airbus und Boeing stelle deswegen eine ernsthafte Bedrohung für beide Länder dar. „Wenn in einem Teil der Welt etwas schief geht, wird es auch den Rest der Welt betreffen. Wir kaufen amerikanische Produkte in großen Mengen. Die Vereinigten Staaten kaufen europäische Produkte in großen Mengen. Eine große Zahl europäischer Unternehmen hat sich in den USA niedergelassen. Und umgekehrt. Wir durchdringen die Märkte des anderen.“
„Meine sehr, sehr starke Botschaft an alle politischen Entscheidungsträger ist, sich bitte wie erwachsene Menschen hinzusetzen, wie viele Menschen in diesen Räumen, alles auf den Tisch zu legen, und zu versuchen, Stück für Stück zu verhandeln, damit wir wieder Sicherheit haben.“
Lagarde ging in ihrem Interview auch auf den bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU ein. Als „sehr traurig“ bezeichnete sie den Brexit: „Es ist traurig zu sehen, wie sie von der Europäischen Union wegdriften.“ Bei der EZB wird Lagarde damit beauftragt, Europa, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, mitten im Brexit über Wasser zu halten.
„Es wird sowohl Auswirkungen auf das Vereinigte Königreich als auch auf bestimmte Länder der Europäischen Union haben, insbesondere Irland, Deutschland und die Niederlande. Und alle werden dadurch etwas weniger wohlhabend sein“, warnte Lagarde.
Dieser Text wurde aus dem Englischen übersetzt und editiert.
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