Von Lisa Kauper
Inzwischen hat sich Ulrike Stöck als Intendantin des Jungen Nationaltheaters gut eingearbeitet. Im September kam sie von Karlsruhe an ihre neue Wirkungsstätte nach Mannheim.
Ihr Weg führte sie zielstrebig von der Regieassistenz in Potsdam zum Badischen Staatstheater, wo sie fünf Jahre lang die Jugendtheater-Sparte geleitet hatte. Im Jungen Nationaltheater, das vielen noch unter dem Namen "Schnawwl" bekannt ist, hat die 1975 in Halle geborene Regisseurin gerade das selbst entwickelte Stück "Bei Flora unterm Sofa" auf die Bühne gebracht. "Eine lustige, kleine Produktion", wie sie sagt."Eine Schauspielerin und fünf Requisiten reichen, das Stück kann an jedem Ort gezeigt werden."
Die Leitungsfunktion und eigene Regiearbeiten gehören für Ulrike Stöck unbedingt zusammen. Sie will für alle Altersgruppen etwas anbieten. Sogar schon Säuglinge sollen mit ihren Eltern zu speziellen Angeboten gelockt werden, etwa zu der Vorstellung "3, 2, 1 - flieg!", einem Musiktheaterstück für die Allerkleinsten.
Vom Namen "Schnawwel" hat sich das Nationaltheater Mannheim ganz bewusst distanziert: "Der neue Name Junges Nationaltheater zeigt, dass der ,Schnawwl’ ein Teil des Nationaltheaters ist, das wussten viele Leute bisher gar nicht", erklärt die Intendantin. "Schon meine Vorgängerin Andrea Gronemeyer hat sich für die neue Bezeichnung entschieden, weil so die verschiedenen Sparten wie Tanz, Oper und Schauspiel besser repräsentiert werden."
Ihr nächstes großes Projekt wird "Romeo und Julia - The next Generation" sein, frei nach Shakespeare. Im April 2018 ist die Premiere geplant: "Wir haben uns gefragt, was passiert, wenn das Publikum mitspielt." Die Zuschauer sollen mit auf die Bühne, aber sie könnten sich auch per Handy beteiligen und miteinander chatten.
Am wichtigsten ist es Ulrike Stöck, genau zu wissen, was die Kinder und Jugendlichen aktuell beschäftigt, welche Medien und Sprache sie benutzen. Jede Generation identifiziert sich mit anderen Bildern und Wörtern. Die Trends scheinen sich immer schneller abzulösen: "Früher hat man hauptsächlich Puppen- und Sprechtheater für Kinder gemacht, und seit zehn Jahren gibt es auch Oper, Konzert und Tanz für Kinder und Jugendliche." Generell sei in Deutschland das Theater sehr sprachbasiert. Man könne im Theater aber auch ganz viel erzählen, ohne dabei zu sprechen, stellt die Intendantin fest. Gerade in einer so multikulturell geprägten Stadt wie Mannheim sei es wichtig, auf diese Weise Sprachbarrieren zu durchbrechen.
Vom Flair Mannheims ist die Intendantin fasziniert: "Das ist eine sehr lebendige Stadt. Die Leute mögen ihre Stadt, das merkt man bei Gesprächen sofort. Bei den Kulturveranstaltungen hier finden so viele unterschiedliche Dinge an einem Abend statt, das ist sehr beeindruckend."