Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. "Wer einmal miterlebt hat, welch schreckliche Szenarien sich an Unglücksorten ereignen können und mit welchen Bildern und Schicksalen unsere Einsatzkräfte bei ihrer Rettungstätigkeit konfrontiert sind, der kann nachempfinden, wie wertvoll die Arbeit ist, die die Notfallseelsorger leisten." Das sagte Feuerwehrdezernent und Bürgermeister Christian Specht. Anlass für diese Aussage war der "ökumenische Blaulichtgottesdienst" in der neuen Feuerwache. Pfarrer Gregor Bergdolt, Beauftragter der Evangelischen Landeskirche für Notfallseelsorge, schilderte eindrücklich, was passiert, wenn alltägliches Leben von einer Sekunde auf die andere durch ein Unglück zerbricht. Wenn Ausnahmesituationen sowohl Retter als auch Unfallopfer, Augenzeugen und Angehörige an ihre Grenzen bringen.
Notfallseelsorger wie Nadine Krenz und Martin Wollmann begleiten Menschen in solch einer Akutphase. Beide wurden beim Blaulichtgottesdienst in ihr Amt eingeführt. Nadine Krenz ist Pädagogin im Bereich Jugendarbeit, Martin Wollmann, kommt aus dem Bereich Arbeitsmedizin. Damit besteht das Team der ökumenischen Notfallseelsorge Mannheim nun aus 25 ehrenamtlich Mitarbeitenden, die im laufenden Jahr bereits bei 78 Einsätzen gerufen wurden. Dazu gehörten unter anderem im Sommer der tödliche Badeunfall im Vogelstangsee und die Schüsse vor dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit sowie in dieser Woche der Wohnhausbrand in Neuhermsheim.
"Notfallseelsorge wird unabhängig von Herkunft, Religion und Konfession allen zuteil ", betonte Mannheims evangelischer Stadtdekan Ralph Hartmann. Auch der Blaulichtgottesdienst, der erstmals nicht in einer Kirche, sondern in der Fahrzeughalle der neuen Hauptfeuerwache stattfand, richtete sich gleichermaßen an Rettungsdienste, Notfallseelsorger sowie von einem Unglück Betroffene. Als neue Fachberater für die Notfallseelsorge wurden die Pfarrer Helmut Krüger und Ulrich Nellen vorgestellt. Beide haben eine Zusatzqualifikation erworben, um bei Großschadenslagen im Krisenstab der Stadt Mannheim mitzuarbeiten. Bislang gab es diese Funktion nicht. Doch das Bundesinnenministerium sieht vor, dass künftig bei derartiger Gefahrenlage auch die Systeme der Psychosozialen Notfallversorgung zu einem solchen Krisenstab gehören. Und weil gut ausgebildete Retter gut funktionierendes Gerät brauchen, wurden beim Blaulichtgottesdienst drei Fahrzeuge für die Freiwillige Feuerwehr gesegnet.
Ganz besonders erfreut war Bürgermeister Christian Specht über die Resonanz im Rathaus. Bei einem Aufruf meldeten sich aus der Stadtverwaltung sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Notfallseelsorge. Sie beginnen im Februar ihre Ausbildung.