Köln. (sid/miwi) Die Handball-Bundesligisten gehen auf Konfrontationskurs zu den Champions-League-Reformplänen des europäischen Dachverbandes EHF. In einer gemeinsamen Stellungnahme machten die Vereine deutlich, dass man das derzeit angedachte Format einer Europaliga ab 2020 mit einer weiteren Aufblähung des ohnehin vollen Spielplans nicht unterstützen könne. "Alle 18 Klubs der DKB Handball-Bundesliga sind sich einig, dass maximal 20 Spiele in den europäischen Klubwettbewerben pro Klub und Saison mit dem Bundesliga-Spielbetrieb, sowohl terminlich als auch sportfachlich, vereinbar sind", heißt es in dem nach einer außerordentlichen Zusammenkunft der Bundesliga-Vereine in Köln veröffentlichen Statement.
"Einer Erhöhung der Anzahl der Spiele können wir angesichts der hohen Belastungen nicht zustimmen. Das Fass ist jetzt schon beinahe übergelaufen", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL): "Das ist nicht nur ein Anliegen aus Deutschland, sondern auch aus anderen Topligen, der Spielergewerkschaften und vieler Nationalteams. Wir glauben, dass wir daher bei der EHF Gehör finden und ein Format bekommen, bei dem sich die Anzahl der Spiele nicht erhöht." Zuletzt hatte sich auch die französische Liga kritisch zu den Ideen der EHF geäußert und dem Ansinnen der HBL damit Rückenwind gegeben.
Darauf bauen auch die Rhein-Neckar Löwen. Der Deutsche Meister ist schon jetzt stark von dem eng getakteten Spielplan betroffen, ein Mehr an Partien ist für Jennifer Kettemann schwer vorstellbar. "Ich finde die Idee gut, die Champions League zu reformieren", sagte die Geschäftsführerin der Löwen: "Aber ich sehe den Vorschlag, die Anzahl der Partien zu erhöhen, skeptisch."
Positiv nahm Kettemann den Dialog mit den 17 Partnerklubs in der Liga wahr. "Manchmal hatte man den Eindruck, dass auf der einen Seite drei Vereine stehen, die in der Champions League spielen, und auf der anderen Seite die übrigen 15. Deshalb ist es gut, dass miteinander diskutiert wurde und es jetzt eine gemeinsame Erklärung gibt."
In der Mitteilung bekannten sich die Bundesligisten ausdrücklich "zur aktuellen Ligastärke von 18 Klubs, inklusive des dazugehörigen Spielplanes mit festen Anwurfzeiten donnerstags und sonntags". Erfolgreiche Wettbewerbe auf europäischer Ebene seien "ein sehr hohes Anliegen" und die HBL sei mit ihren Gremien "zum weiteren Dialog bereit" und an einer "einvernehmlichen und partnerschaftlichen Lösung" interessiert.
Die EHF hatte im Oktober Pläne für eine neu strukturierte Europaliga vorgestellt, durch die sechs Partien mehr zu absolvieren wären. Das Konzept sieht eine eingleise Staffel mit zunächst zwölf Teams vor, für die sich grundsätzlich die Meister der internationalen Top-Ligen und vier weitere Teams qualifizieren. Am Ende der regulären Saison spielen die besten acht Mannschaften im K.o.-System den Titel aus - dem Viertelfinale folgt das Final Four in Köln, das in seiner jetzigen Form unangetastet bleibt. Später könnte die Liga auf 16 Teilnehmer erweitert werden.
"Ich habe es so verstanden, dass es sich dabei um einen Vorschlag handelt, der nicht in Stein gemeißelt ist", sagte Kettemann über das Reformpapier. Die Löwen-Geschäftsführerin baut darauf, dass eine andere Lösung gefunden wird - und alle Parteien miteinander daran arbeiten. "Ich denke, dass es dabei gar nicht um die Rhein-Neckar Löwen oder die Klubs geht, sondern die Verbände einen Konsens finden müssen", erklärte Kettemann.
Die EHF hatte zuletzt Druck auf die Bundesliga-Klubs ausgeübt, in dem sie die drei Startplätze der HBL in der Königsklasse in Frage stellten. Es sei durchaus möglich und praktizierbar, dass nur noch ein Verein aus Deutschland in der Champions League zugelassen werde, hieß es aus der EHF-Zentrale in Wien. Der Vorstoß der HBL ist deshalb auch als Reaktion darauf zu verstehen.