Von Karin Katzenberger-Ruf
Wilhelmsfeld. "Hunsrück 2014 - keine Fotomontage!" So heißt es unter dem Bild mit über 30 Windkrafträdern, die dicht beisammen in der Landschaft stehen. Kann es im Odenwald auch so weit kommen? Nach der Inbetriebnahme des Windparks "Greiner Eck" und dem Bau von fünf Anlagen am "Stillfüssel" ist der Informationsbedarf in der Bevölkerung unvermindert hoch. Über 80 Gäste kamen zu einer Veranstaltung der Freien Wähler Wilhelmsfeld, die wegen der politischen Dimension des Themas vom Rathaus kurzfristig in ein Café gegenüber verlegt wurde.
Als ehemaliger Bürgermeister, aber noch amtierender Kreisrat verwies Hans Zellner betreffs weiterer möglicher Standorte auf die Entscheidung des Flächennutzungsverbands, die allerdings erst im nächsten Frühjahr publik werde. Im Nachhinein beurteilte er die Ausführungen der Referenten, Markus Sonnberger und Ulrich Weinhold aus Heiligkreuzsteinach, als "sehr interessant" und die Diskussionsrunde mit Gegnern und Befürwortern als "sachlich und ausgewogen".
Die beiden Biologen stehen dem Bau von Windkrafträdern in der Region durchaus kritisch gegenüber. Sonnberger spricht von einer "Schwachwind-Zone" - was die Investoren anders beurteilen - und findet, durch alternative Verkehrskonzepte oder thermische Gebäudesanierung wäre für die angestrebte Energiewende mehr zu erreichen. Um ein konventionelles Kraftwerk zu ersetzen, sind seiner Schilderung nach etwa tausend Anlagen vom Typ "Greiner Eck" nötig.
Welche Flächen kommen überhaupt für die Installation von Windkrafträdern in Frage? Wie sieht die Umweltverträglichkeitsprüfung aus? Was ist im Nachbarland Hessen im Gegensatz zu Baden-Württemberg möglich? Auch darum ging es an dem Abend. Dass die Anlagen so dicht an der Landesgrenze gebaut wurden beziehungsweise geplant sind, sorgte in den letzten Jahren bekanntlich für besonders viel Unmut.
Dabei soll der Wind in Hessen laut Statistik besonders schwach wehen. Eine andere Erhebung geht davon aus, dass allein in Baden-Württemberg an die 220.000 Fledermäuse durch Rotorblätter von Windkrafträdern getötet werden. Zumal diese mit einem Durchmesser von rund 140 Metern inzwischen etwa doppelt so viel Luftraum beanspruchen wie früher.
Über "kollisionsgefährdete Vogelarten", zu denen große Greifvögel ebenso gehören wie das kleine Goldhähnchen, weiß Ulrich Weinhold gut Bescheid, betreibt er in Heiligkreuzsteinach doch ein Institut für Faunistik. So ist in seinem Vortrag auch die "Schlagopferkartei" in Brandenburg ein Thema. Nur wird diese offenbar nicht ausreichend mit Daten gefüttert, weil die Schadensmeldung nicht verpflichtend ist. Die Informationsveranstaltung dauerte rund zweieinhalb Stunden.