Von Thomas Veigel
Weinheim/Wiesbaden. Anfang Oktober hatte die Deutsche Denkmal AG die Hildebrand'sche Mühle in Weinheim aufgegeben, nun ist das nächste Immobilienprojekt des Vorstandsvorsitzenden Thorsten Seegräber geplatzt. Wie der "Wiesbadener Kurier" berichtete, stieg der Investor aus dem Zollspeicher-Projekt am Rheinufer in Wiesbaden-Biebrich aus. Im Oktober hatte Seegräber der RNZ gesagt, dass er sich vom Geschäft mit denkmalgeschützten Immobilien verabschieden wolle und einen neuen Schwerpunkt "Mikroappartements" für Geschäftsleute und Studenten aufbauen wolle. 1100 solcher Appartements habe er bundesweit bereits im Angebot.
Noch im Oktober hatte Thorsten Seegräber gegenüber dem Wiesbadener Kurier beteuert, dass er das Projekt Zollspeicher fertigstellen wolle. Umso größer ist jetzt das Entsetzen in Wiesbaden.
Beim Biebricher Ortsvorsteher Wolfgang Gores haben sich bereits Käufer einer Wohnung gemeldet, die bis zu 90.000 Euro angezahlt haben und jetzt um ihr Geld bangen. Seegräber habe einem Wohnungskäufer mitgeteilt, dass der neue Investor sich nicht an die vertraglichen Bestimmungen gebunden sehe, schreibt die Zeitung. Das bedeutet, dass die Käufer zusehen müssen, dass sie das Geld von Seegräber zurück erhalten. Dessen Zahlungsmoral gilt als nicht gut.
Architekt Sever Severain, der seit 2015 auch mit den Planungen für die die Hildebrand'sche Mühle beschäftigt war, habe seit April kein Geld mehr bekommen, sagte er dem Wiesbadener Kurier. Bereits vorher sei Seegräbers Zahlungsmoral fragwürdig gewesen. Alle, die für das Projekt in Wiesbaden gearbeitet hätten, seien nur schleppend, nur in Teilen oder mit unzumutbaren Verzögerungen bezahlt worden. Seegräber nannte er gegenüber der Zeitung einen "genialen Schauspieler", aber auch einen "begnadeten Verkäufer".
Nach Informationen von Severain sei der Zollspeicher wie auch das Weinheimer Projekt auf Betreiben der Bank verkauft worden, die den Investor nicht mehr für kreditwürdig erachtet habe.
Die Hildebrand'sche Mühle in Weinheim soll Seegräber bereits für einen Betrag von elf Millionen Euro verkauft haben. Und zwar an eine Immobiliengesellschaft, die eigens zu diesem Zweck gegründet wurde. Die Investoren wie auch ihre Pläne sind noch unbekannt. Die Verträge werden gerade von der Stadt Weinheim geprüft - sie hat ein Vorkaufsrecht.
In Weinheim fragt man sich, was ein Investor aus der Schrottimmobilie machen will. Auf dem rund 9000 Quadratmeter großen Grundstück in bedenklich schlechter Lage stehen zwei denkmalgeschützte Ruinen - klägliche Überreste einer Fabrikantenvilla und ein Siloturm, dessen Restaurierung und Umbau in ein Wohngebäude als finanziell nicht darstellbar gilt. Geplant war der Bau von insgesamt 60 Wohnungen mit einer Investitionssumme von etwa 25 Millionen Euro.