Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Mit kreativen Tüfteleien begannen die Gründer von Google, Hewlett Packard oder Apple in einer Garage. Mit ihren Ideen revolutionierten sie ihre Branche und sind heute weltbekannt. Beim sogenannten "Hackathon" kommen am Wochenende nun ebenfalls Tüftler und Interessierte zusammen, um eine weitgehend unbekannte, aber hoch spannende Idee weiter zu entwickeln. Nicht in der Garage, sondern im Keller des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) befindet sich zurzeit noch der "Makerspace", ein Raum mit 3D-Druckern, Laserschneidern und allerlei Utensilien für die kreative Arbeit. Jasper Schmidt betreut den Raum - und hat sich für den "Hackathon" viel vorgenommen.
Die Digitale Stadt, "ein Thema, das uns schon lange begleitet", so der 26-Jährige, solle nun neu angepackt werden, um die Stadt "intelligenter" zu machen. Wie das funktionieren kann? Durch das "Internet der Dinge", also Vernetzung, erklärt Schmidt. Das Projekt soll allerdings nicht gegen den Willen der Bürger, sondern mit ihrer Hilfe umgesetzt werden. "Es geht uns auch darum, Ängste abzubauen", sagt Schmidt. Der digitale Wandel sei schließlich nicht aufzuhalten. Jetzt könnte man sich noch entscheiden, ob man ihn mitgestaltet oder davon überrollt wird, so der Projektentwickler: "Es wird in Zukunft so wichtig sein, wie schreiben zu können."
Konkret soll beim "Hackathon", einem Neologismus aus "Hacken" und "Marathon", ein Projekt auf der Basis von "LoRaWAN" entwickelt werden. Das sogenannte "Long Range Wide Area Network" ist eine Datenübertragungsform, die eher Radiowellen gleicht als dem bekannten W-Lan. Kilometerweit könnten so geringe Mengen an Daten übertragen werden. Dabei brauchen die Sender wenig Energie: Mit Batterien könnten sie wartungsfrei bis zu drei Jahre dauerhaft im Betrieb sein. Mit den relativ kleinen und kostengünstigen Geräten kann ein Netz von Sensoren über die Stadt verteilt werden und damit zum Beispiel viel genauer die Feinstaubbelastung, der Verkehrslärm, die Wetterverhältnisse und die Zahl der vorbeifahrenden Autos erfasst werden.
Die kürzlich gegründete Digitalagentur und das Referat des Oberbürgermeisters unterstützen den "Makerspace" bereits bei dem Thema. "Eine wichtige strategische Entscheidung", findet Schmidt. Denn das "LoRaWAN" könnte mit den erhobenen Daten viel zur Optimierung und damit zum Erreichen der Umweltziele führen. Beim "Hackathon" sollen neuen Ideen entworfen, gearbeitet, gelötet, Prototypen hergestellt und diskutiert werden. "Technikbegeisterte sind natürlich die primäre Zielgruppe", erklärt Schmidt, doch auch andere Interessierte sind willkommen.
Sechs bis zehn sogenannte Gateways, ähnlich wie die Router im Wohnzimmer, würden für eine Abdeckung der ganzen Stadt mit dem neuen Funkstandard reichen, schätzt Schmidt. Wenn alle mitziehen, geht er davon aus, dass die neue Technologie in zwei bis drei Jahren optimal genutzt werden kann. So könnte man sich dann als Privatmann auch einen Temperatursensor im Schrebergarten platzieren, der eine E-Mail schickt, sobald der Boden gefriert.
Wichtiger findet der Projektentwickler allerdings, das "digitale Ehrenamt" zu stärken. Wer solche Sensoren aufstellt und pflegt, an der Erfassung der Daten mitarbeitet, der kann dazu beitragen, dass zielgenauer und besser auf Herausforderungen wie die Feinstaubbelastung reagiert werden kann.
Info: Der Hackathon im DAI, Sofienstraße 12, beginnt am Freitag, 18 Uhr, mit der Ideenentwicklung. Am Samstag wird ab 10 Uhr gehackt, gelötet und programmiert. Sonntags diskutieren die Teilnehmer über die Prototypen und die damit verbundenen Ideen. Infos und Anmeldung per E-Mail an makerspace@dai-heidelberg.de.