Die Hängepartie um die historische Villa Baltic in Kühlungsborn findet kein Ende. Die Stadtvertreter ließen ein sogenanntes Rettungspaket platzen. Die Eigentümer sprechen von einer Blamage.
Die Eigentümer der historischen Villa Baltic haben mit großer Enttäuschung auf die Entscheidung der Kühlungsborner Stadtvertretung reagiert, eine vom Land vorgeschlagene Aufstockung städtischer Fördermittel für die Sanierung des Gebäudes abzulehnen. "Der großen Chance, von Bund und Land, die Millionen in die Hand nehmen wollten, um den Ort zu entwickeln, hat die Stadtvertretung eine Abfuhr erteilt", teilten die Oldenburger Projektentwickler und Brüder Jan und Berend Aschenbeck mit. Sie hatten die Villa im Frühsommer 2019 gekauft.
Unter großen Kraftanstrengungen habe man mit Kühlungsborn seit Jahren an einer Lösung für eine öffentliche und denkmalgerechte Sanierung der Villa Baltic gearbeitet. "Es lag außerhalb unserer Vorstellungskraft, dass ein gemeinsamer und ehrlicher Weg nicht möglich sein könne, um dieses Ziel zu erreichen." Kühlungsborn fehle es an Verbindlichkeit, und es sei nicht erkennbar, was die Politik genau möchte. "Wir sind sprachlos, menschlich wahnsinnig enttäuscht und einfach nur ratlos."
Gesamtpaket geplatzt
Das Stadtparlament hatte eine Erhöhung des städtischen Fördermittelanteils am Mittwochabend in einer Sondersitzung mit einem denkbar knappen Abstimmungsergebnis von neun zu neun Stimmen abgelehnt. Auch die Stadtvertreterin und künftige Bürgermeisterin Olivia Arndt stimmte mit Nein. Das Land hatte eine Erhöhung der Fördersumme von fünf auf sechs Millionen Euro vorgeschlagen - je zwei Millionen sollten davon auf die Stadt, das Land und den Bund entfallen.
Die Fördermittelerhöhung ist Teil eines Gesamtlösungspakets, auf das sich die Stadt, das Land MV sowie die Eigentümer der an der Strandpromenade gelegenen Villa Baltic Ende November verständigt hatten. Mit der Entscheidung der Stadtvertreter ist die als "Rettungspaket" für die denkmalgeschützte Villa bezeichnete Verständigung de facto geplatzt.
Die Investoren wollen auf dem Nachbargrundstück ein Hotel errichten, um durch dessen Betrieb die Gesamtsanierung der Villa zu finanzieren. Auch auf einen Kaufvertrag einigten sich Stadt und Investor. In dem Gesamtpaket wurde nach mehreren Gutachten der Verkehrswert für die als Filetgrundstück gewertete Fläche auf rund 5,2 Millionen Euro festgelegt.
Offene Zukunft
Wie es jetzt mit der 1912 errichteten Villa und den Hotelplänen weitergeht, ist offen. Das historische Gebäude hat eine bewegte Geschichte. Die früheren Eigentümer vermachten Villa und Park im heutigen Kühlungsborn West und damaligen Arendsee in Mecklenburg 1929 der "Hochschule für die Wissenschaft des Judentums zu Berlin".
Unter den Nazis kam es zum Zwangsverkauf für einen Spottpreis, es wurde später als Lazarett umfunktioniert und nach dem Krieg von der Roten Armee geplündert. Zu DDR-Zeiten war es ein Erholungsheim des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds (FDGB). Seit der Wende steht es leer. Nach einer Sanierung soll die Villa Baltic wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein und auch ein Café beherbergen.