Vor dem Duell mit den EPG Guardians Koblenz hat 46ers-Trainer „Frenki“ Ignjatovic seine Hausaufgaben schon mal gemacht.
Welches Recht gehört zu den Grundrechten in Deutschland? a) Waffenbesitz, b) Faustrecht, c) Meinungsfreiheit oder d) Selbstjustiz. Klar, „Frenki“ Ignjatovic hatte zu Hause zusammen mit seiner Frau Gordana gebüffelt, um Fragen des deutschen Einbürgerungstests zu bestehen. Also: c) Meinungsfreiheit. Und die Bestätigung, mehr gewusst zu haben „als manch einer meiner Freunde.“ 33 von 33 möglichen Punkten – der Doppelstaatsbürgerschaft des Serben steht nach einigen Formalitäten, die in den kommenden Wochen noch zu erledigen sind, nichts mehr im Weg.
„Ich habe meine Hausaufgaben gemacht“, hat der 58-Jährige seinem Team ein paar kleine Schritte voraus. Denn acht Erfolge bei fünf Niederlagen klingen „befriedigend“, also nach Note 3, ein „Gut“, also eine 2, wäre dem Cheftrainer der GIESSEN 46ers aber lieber. 9:4-Siege waren es zum vergleichbaren Zeitpunkt der Vorsaison, 7:6 aber lediglich in der Spielzeit 2022/23, als Ignjatovic mit dem Altmeister hernach noch ins Playoff-Halbfinale einzog. Deshalb: Volle Konzentration auf den kommenden Gegner, der am 14. Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA EPG Guardians Koblenz heißt.
Wenn die Truppe vom Deutschen Eck am Samstag (19 Uhr) in der Osthalle gastiert, dann kommt mit Marco van den Berg ein guter Freund von Branislav Ignjatovic an die Lahn. Der Niederländer, seit knapp einem Jahr in Koblenz in Amt und Würden, ist mit der SPD-Politikerin und derzeitigen Europaabgeordneten Katarina Barley verheiratet. Das Paar war schon zu Gast im Hause Ignjatovic in Ober-Ramstadt, am Samstag allerdings ruht die Verbindung, zumindest für zwei Stunden. Denn nach der eher ernüchternden Vorstellung beim 82:95 vergangenen Samstag in Tübingen müssen die 46ers liefern, um in Anbetracht des folgenden knackigen Vorrunden-Restprogrammes, das neben einem Heimspiel gegen die Nürnberg Falcons BC (Freitag, 3. Januar) noch hohe Auswärtshürden beim Überraschungsteam und Tabellenzweiten VfL Sparkassenstars Bochum (Samstag, 28. Dezember) sowie beim Erzrivalen Phoenix Hagen (Sonntag, 5. Januar) bereithält, die Playoff-Teilnahme nicht vorübergehend aus den Augen zu verlieren.
Mit den Guardians stellt sich bei den Männerturnern ein Gegner vor, der Probleme haben wird, die K.o.-Runde der letzten Acht zu erreichen. Mit bisher 5:8-Siegen liegt Koblenz auf Rang zwölf. Mit Erfolgen über Dresden (79:76), bei RASTA Vechta II (91:89), gegen Karlsruhe (71:67) und in Düsseldorf (87:84) haben die Männer von unterhalb der Festung Ehrenbreitstein ihre Pflichtaufgaben erledigt, nur der 80:73-Sieg vor drei Wochen gegen Tübingen war ein Ausreißer nach oben. Dafür hatten die Guardians allerdings die Niederlagen gegen Nürnberg (78:80) nicht eingeplant.
Mit im Schnitt 75 selbst erzielten Punkten gehört die EPG-Offense nach dem Abgang von Topscorer und Klasserebounder Maurice Pluskota (Karlsruhe) zu den schwächsten der Liga, zudem hat Marco van Bergs Truppe Probleme an der Dreierlinie (nur 29 Prozent Trefferquote) und beim Defensivrebound. Dafür besitzen sie laut „Frenki“ Ignjatovic mit Ty Cockfield einen der besten Playmaker der Liga. Mit im Schnitt fast 20 Punkten pro Partie gehört der 28-Jährige zusammen mit Michael Bradley (9) zu den ideenreichsten und vor allem flinkesten Pointguard-Duos des Unterhauses.
Ignjatovics ehemaliger Heidelberg-Profi Leon Friederici legt im Schnitt elf Punkte auf, bei der Niederlage gegen Nürnberg waren es gar 24. Moses Pölking räumt unter den Brettern alles weg, allerdings fehlte der Center in den letzten beiden Koblenzer Partien aus Verletzungsgründen. Auch Kasey Draper und Dave Böhm sind jederzeit in der Lage, fünf, sechs Abpraller einzusammeln. Small Forward Dominique Johnson ist angeschlagen und kann nicht auflaufen, dafür stehen in Gießen die beiden Neuzugänge Yassin Mahfouz und Ben Stevens auf dem Parkett. Mahfouz, ein Small Forward, spielte bislang in der ProB für die BSW Sixers aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der Kanadier Stevens, 2,07 Meter groß, trug zuletzt das Trikot von Vardar Skopje aus Nordmazedonien. Dort beeindruckte er mit einer Statistik von im Schnitt elf Punkten und zwölf Rebounds.
„Wer Tübingen besiegt, ist keine Laufkundschaft“, warnt Branislav Ignjatovic vor der Truppe seines Freundes Marco van den Berg, gibt aber auch offen zu: „Zu Hause haben wir bisher außer im dritten Viertel bei der Niederlage gegen Jena überzeugt. Wir wollen in die Playoffs, wir wollen einen Sieg gegen Koblenz, wir wollen unsere Fans vor dem Weihnachtsfest noch einmal begeistern.“ Und dies mit einer Truppe, der zwar Aiden Warnholtz und wahrscheinlich auch Kapitän Robin Benzing weiter fehlen werden, bei der sich die zuletzt angeschlagenen oder erkrankten Kevin McClain und Roland Nyama aber wieder topfit gemeldet haben. Was einen wie zuletzt beim 88:85 gegen Bremerhaven abermals unterhaltsamen Abend verspricht …
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