Skoda setzt mit dem neuen Kodiaq auf mehr Platz und technische Finesse. Im t-online-Test zeigt er viele Stärken – doch sein Preis ist eine Ansage. Wer mit dem Auto in den Urlaub fährt, braucht Platz. Auch dann, wenn es sich nur um zwei Personen und einen Dackel handelt und die Tour an die Ostsee führt. Zwei Koffer, dazu Kleinkram, Decken, eine Tragetasche … Hundebesitzer kennen das sicher. Während ich in Berlin meinen Kleinwagen sonst gerne stehen lasse und die Öffentlichen nutze, ist solch ein Urlaub ein idealer Anlass, um ein großes SUV wie den Skoda Kodiaq zu testen. Mit Diesel, Allrad und einer Menge Platz. Und tatsächlich ist der Neue ein ziemlicher Brocken. Mit 4,76 Metern Länge hat sich das große SUV aus Tschechien in seiner Neuauflage um sechs Zentimeter gestreckt. Das fällt beim ersten Anblick der zweiten Generation sofort auf. Schon sein Vorgänger gehörte zu den großzügigen Vertretern seines Segments – schließlich startete er 2016 als verlängerter Bruder des VW Tiguan. Mit seinem breiten Frontgrill samt eingezogenem LED-Lichtband, den zweigeteilten Scheinwerfern, der stämmigen Seitenansicht, der Lackierung in Gold-Bronze-Metallic samt farblich abgesetzter D-Säule und dem Heck mit C-förmigen Rückleuchten legt der Neuling einen selbstbewussten Auftritt hin. Für mich ist der Kofferraum jetzt aber deutlich wichtiger. Mit 910 Litern ist er großzügig dimensioniert und voilà – die beiden Koffer passen nebeneinander ins Gepäckabteil. Wenn man denn die Ladekante überwunden hat. Die ist nämlich recht hoch, im Kofferraum selbst sorgt ein herausnehmbarer Ladeboden dafür, dass eine Ebene entsteht – und noch ein wenig Stauraum darunter. Die Höhe unter dem Abdeck-Rollo ist so dimensioniert, dass noch ein wenig Kleinkram auf den liegenden Koffern Platz findet. Und wenn das zu wenig wäre: Wenn man die dreigeteilt klappbaren Lehnen der verschiebbaren Sitzbank auch noch umlegt, sind 2.105 Liter Volumen möglich. Auch eine siebensitzige Variante ist erhältlich, bei der das Kofferraumvolumen etwas kleiner ausfällt. Großzügiges Platzangebot vorn wie hinten Während der Dackel hinter dem Fahrersitz auf seiner Decke angeschnallt sitzt, richte ich mich vorn ein. Die Beinfreiheit vorn ist auch mit 1,86 Metern Körpergröße großzügig bemessen, ohne dass es für die Passagiere im Fond eng wäre. Die Beinauflage im Testwagen ist ebenso verstellbar wie die Sitzhöhe und das Lenkrad, das sich in Höhe und Tiefe adjustieren lässt. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Armaturenträger deutlich schlanker ausgefallen. Lassen Sie sich nicht von den Fotos täuschen: Dank Stoffbezügen ist auch die Beifahrerseite weniger wuchtig, als es scheint. Apropos: Die Materialauswahl ist gelungen. Stoffbezüge finden sich auch in den Türen wieder und im sichtbaren, oberen Bereich des Armaturenbretts sind die Kunststoffe weich unterschäumt. Ein 13 Zoll großer Bildschirm steht in der Mitte (970 Euro Aufpreis, Serie sind 10 Zoll), auch hinter dem Lenkrad findet sich ein Monitor mit konfigurierbaren Inhalten – und auf Wunsch gibt es ein Head-up-Display, das Geschwindigkeit, Navihinweise und Infos der Schildererkennung abbildet. Drücken und drehen statt "sliden" Im Gegensatz zu VW setzt Skoda noch auf klassische Drehregler, die aber einen multifunktionalen Ansatz haben: Die sogenannten "Smart Dials" sind jeweils mit einem kleinen Display ausgestattet. Per Druck auf den Drehregler ändert sich die Funktion – von Temperatur über Sitzheizung auf den beiden äußeren Knöpfen bis zu Lautstärke und Luftstromstärke auf dem mittleren Regler. Liest sich umständlicher, als es ist: Auch ich war vorher skeptisch, wurde aber in der Praxis überzeugt. Meckern auf hohem Niveau: Die Drehschalter wirken auf Bildern noch hochwertiger, als sie es sind. Sie rasten sauber ein, fühlen sich gut an – aber halten dennoch einen kleinen Abstand zu höher positionierten Marken im VW-Konzern, wie etwa Audi . Wer nicht drehen und drücken will: Andernfalls lässt sich auch die Sprachassistentin namens Laura nutzen, die dank Online-Anbindung und KI-Unterstützung meist zuverlässig reagiert. Wenn man sich einmal in die Bedienstruktur eingearbeitet hat und weiß, wie man ein Smartphone bedient, ist auch der Touchscreen kein Problem. In der oberen Leiste lassen sich Favoriten anlegen (beispielsweise für den Parkassistenten oder zum Ausschalten der Start-Stopp-Funktion), und mit dem Home-Button unten links kommt man immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Hebel, überall Hebel Abfahrt – der große Diesel springt unauffällig an und ist gut gedämmt. Die Fahrstufen des Doppelkupplungsgetriebes legt man nicht mehr per großem Wählhebel in der Mitte, sondern per Knubbel rechts am Lenkrad ein. Nach vorn drehen – vorwärts, nach hinten – rückwärts, Parken per "P"-Taste an der Seite. Funktioniert so wie bei den Elektro-Modellen von Skoda oder VW und ist intuitiv. Dennoch habe ich mich in einer hektischen Situation im Parkhaus erst einmal "verschaltet" und den Rückwärts- statt des Vorwärtsgangs eingelegt. Die Mini-Fahrerin hinter mir möge mir verzeihen. Weil die Gangwahl jetzt rechts sitzt, sind die Bedienelemente für den Scheibenwischer mit in den Blinkerhebel gewandert. Der wirkt zunächst überladen, aber da der Scheibenwischer meist nur noch per Regensensor gesteuert wird, benötigt man diese Schalter kaum. Skoda hat die Bedienung des Abstandsregeltempomaten "Travel Assist" ebenfalls in einen Lenkstockhebel verfrachtet, damit das Lenkrad nicht von Knöpfen erstickt wird. Auch das funktioniert gut, für mich war nur der Winkel zwischen Blinker- und Tempomatenhebel eine Hürde: Nach längerer Fahrt gewöhnte sich meine Hand mehr an den unten liegenden Hebel für den Travel Assist, sodass ich nach dem höheren Blinkerhebel tasten musste. So fährt er Der Dieselmotor mit 193 PS und Allradantrieb macht eine gute Figur: Laufruhig bei gleichmäßiger Fahrt, auch bei Tempo 150 auf der Autobahn werden Gespräche nicht zur Brüllarie. Zudem ist er durchzugsstark, auch wenn mal ein schnellerer Sprint gefordert ist. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sortiert die Gänge zuverlässig und schnell, eine Handschaltung vermisse ich nicht. Der Verbrauch geht in Ordnung für ein 1,8 Tonnen schweres Auto: 7,8 Liter standen bei Autobahntempo auf dem Bordcomputer. Skoda gibt 5,9 Liter auf der Autobahn an, kombiniert sollen es bestenfalls sechs Liter sein. Bei der Abstimmung von Lenkung und Fahrwerk haben die Ingenieure auf Komfort gesetzt, ohne dass sich der Kodiaq weich anfühlt: Lenkbewegungen werden sofort umgesetzt, Wellen federt das große SUV souverän weg, Schlaglöcher sind zwar leicht spürbar, ohne aber ein Poltern hervorzurufen. Auch die engen Berliner Seitenstraßen mit Kopfsteinpflaster fühlen sich angenehm an – wenn man das große Auto denn hier gerne bewegen möchte. Auf längeren Reisen macht das in Kombination mit den bequemen Sitzen den Kodiaq zu einem komfortablen Reisebegleiter. Neben der getesteten Topmotorisierung hat Skoda einen weiteren Diesel mit 150 PS, einen Benziner-Mildhybrid mit 150 PS als Basismotorisierung, einen 204 PS starken Benziner sowie einen Plug-in-Hybrid zur Auswahl. Im RS-Modell leistet der Benziner 265 PS. Die zweite Generation des Skoda Kodiaq hat außerdem einige neue Assistenzsysteme – vom Abbiegeassistenten bis zum fernbedienten Parken per App. Sie sind gefragt! Liebe Leserinnen und Leser, ich habe diesen Fahrbericht etwas persönlicher angelegt als üblich. Was meinen Sie: Lesen Sie das gern oder wollen Sie lieber Fakten, Fakten, Fakten? Technische Daten Skoda Kodiaq 2.0 TDI 142 kW 4x4 Motor Zweiliter-Turbodiesel Leistung 142 kW/193 PS max. Drehmoment 400 Nm Getriebe Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe 0-100 km/h 7,8 s Spitze 220 km/h Werksverbrauch (kombiniert) 6,0 Liter Testverbrauch (hohe Geschwindigkeit) 7,8 Liter Kofferraum 910 bis 2.105 l Preis (Basispreis für diese Motorisierung) ab 49.700 Euro Der Preis Schon die Basisausstattung "Selection" bringt eine Menge an Ausstattung wie Dreizonen-Klimaautomatik, Parkpiepser, ein zehn Zoll großes Display in der Mitte, digitale Instrumente und andere Spielereien mit. Der Preis liegt bei mindestens 41.990 Euro für den 150-PS-Benziner. Viel Geld für viel Auto. Wer dann noch einige Extras wie den empfehlenswerten Travel Assist, das Winterpaket mit beheizbaren Sitzen, das große Display samt Navigation und den großen Diesel dazubestellt, landet schnell bei 55.000 Euro. Zum Vergleich: Beim Marktstart der ersten Generation 2016 kostete das 125 PS starke Einstiegsmodell 25.490 Euro. Ein massiver Preissprung, der zeigt: Skoda ist nicht mehr die Günstigmarke im VW-Konzern. Fazit Ein komfortabler Reisebegleiter, ein gutes Alltagsauto mit toller Ausstattung für Familien – nur der Preis lässt einen ratlos zurück. Die Ausstattungen mögen den üblichsten Kundenwünschen angepasst sein, ein günstigeres Einstiegsmodell würde in der Basis-Version vielleicht nicht gekauft werden – doch 16.500 Euro mehr als das zugegebenermaßen nicht ganz vergleichbare Vorgängermodell sind eine Ansage.