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Der freie Sonntag ist gestrichen

Nach der 82:95-Niederlage bei den Tigers Tübingen hat 46ers-Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic Redebedarf

Am Ende war die Enttäuschung groß, größer vielleicht sogar als nach den bisherigen Niederlagen in Kirchheim, in Münster, in Trier und gegen Jena. „Wir gewinnen und wir verlieren zusammen. Nun heißt es, uns im nächsten Spiel zu rehabilitieren“, warf Simon Krajcovic auf dem Weg in den Mannschaftsbus symbolisch einen Heiermann ins Phrasenschwein. „Irgendwie hatten wir kein Selbstvertrauen, obwohl wir ja eine Woche zuvor erst Bremerhaven geschlagen haben“, hatte der aufgrund einer Fingerverletzung nur hinter der Bande mitfiebernde Kapitän Robin Benzing auch keine rechte Erklärung für die relativ energiearme Performance. Und Roland Nyama rätselte an alter Wirkungsstätte: „Wir haben es nicht hinbekommen, unsere Größenvorteile unter den Körben auszunutzen. Und als wir unsere Aufholjagd starteten, haben uns dumme Turnover immer wieder zurückgeworfen.“

Wie dem auch sei: Die GIESSEN 46ers haben einen Tag nach Freitag, dem 13., den ebensolchen Durchgang in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA verpatzt. 82:95 (34:48) hieß es am Ende bei den Tigers Tübingen, die am Samstagabend so gut wie nie den Eindruck erweckten, als könnten sie die Partie gegen den Altmeister von der Lahn verlieren. Was „Frenki“ Ignjatovic mächtig wurmte: „Nach unserer frühen 11:6-Führung waren wir plötzlich nur noch körperlich, nicht aber mental anwesend“, grantelte der Cheftrainer. „Ich hatte das Gefühl, wir haben geglaubt, die mit Links besiegen zu können“, vermisste der Serbe Spielwitz, Übersicht und Leidenschaft, die so bitter nötig sind, um im Unterhaus in die Playoffs einziehen zu können.

Was der 58-Jährige seinen Jungs nicht auf der langen Fahrt zurück, sondern am eigentlich freien Sonntag intensiv erklären wird. „Wir haben Redebedarf“, kündigte Ignjatovic schon Minuten nach der Pleite in der nur zu knapp zwei Dritteln besetzten Paul-Horn-Arena ein etwas härteres Durchgreifen als sonst an. „Wer eine solche Leistung abliefert, der muss trainieren und sich Videos anschauen. Und zwar ohne einen Tag Pause einzulegen.“

Der Cheftrainer wollte seine Jungs aber nicht ausschließlich auf der Anklagebank sehen. „Wenn eine Mannschaft ständig nur mit sechs oder sieben Leuten trainieren kann, dann folgt irgendwann halt mal eine solche Vorstellung“, sprach Branislav Ignjatovic die personellen Probleme an, die sich wie ein roter Faden durch die Saison ziehen. Und die auch in jüngster Vergangenheit (vom seit dem dritten Spieltag fehlenden Aiden Warnholtz mal ganz zu schweigen …) ihre Opfer fanden.

Robin Benzing hat sich – wie in der vergangenen Runde schon einmal – am kleinen Finger der linken Hand verletzt; sein Aussetzen in Tübingen war eine Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf das wichtige Koblenz-Heimspiel am kommenden Samstag. Floor General Simon Krajcovic, der beim Länderspieleinsatz mit seiner slowakischen Nationalmannschaft auf die rechte Hand gefallen war, ist noch lange nicht wieder der Alte. Kevin McClain trainierte in den vergangenen zwei Wochen krankheitsbedingt nur ganze zweimal. Und Roland Nyama hütete ebenfalls das Bett, stellte sich in Tübingen, wo er von 2019 bis 2021 aktiv war, aber in den Dienst des Teams, ehe er auf dem Weg in den Teambus erschöpft bekannte. „Meine Nase ist total zu.“

Nur selten – um im Wording zu bleiben – ließen die „Raubkatzen“ den 46ers Luft zum Atmen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, bemühte „Frenki“ Ignjatovic eine alte Sportlerweisheit, als beispielsweise der gute Luis Figge Anfang des zweiten Viertels mit einem And One nach eigenem Steal auf 26:30 stellte, sich Mladen Vujic per Offensivrebound einen verworfenen Freiwurf von Kevin McClain schnappte und den Ball zum 65:73 in den Tübinger Korb legte (34.) oder Simon Krajcovic aus dem Off auf 68:75 (35.) stellte. „Doch wir haben es nie richtig hinbekommen, den Schalter in unsere Richtung umzulegen“, so der Gießener Übungsleiter.

Was Gründe hatte. Die auch oder nicht zuletzt beim Bundesliga-Absteiger lagen. „Wir haben heute exorbitant gute Quoten hingelegt“, schaute Hausherren-Coach Domenik Reinboth fasziniert auf die Stats, die für sein Team mit 53 Prozent versenkter Dreier, satten 25 Assists und starken 24 eingesammelten Defensiv-Rebounds Saison-Bestwerte auswiesen. „Gegen uns treffen sie immer wie die Wilden“ fühlte sich „Frenki“ Ignjatovic an die Pleiten aus Kirchheim und Münster erinnert, wusste aber auch, dass einige seiner Männer nicht die Zahlen geliefert hatten, die nötig sind, um endlich einmal eine vor Gießen in der Tabelle platzierte Mannschaft in die Schranken zu weisen.

Nur sechs getroffene Dreier bei 22 Versuchen, sieben liegengelassene Freiwürfe, nur zwölf Assists und zahlreiche falsche Entscheidungen in wichtigen Spielsituationen reichten am Ende nicht aus, um die Truppe vom Neckar, die zuletzt zweimal gepatzt hatte, in Verlegenheit zu stürzen. „Gießen agiert seltsam sorglos und unbedarft, sie sind überhaupt nicht zielgerichtet“ wunderten sich die beiden Tübinger Sportdeutschland.TV-Kommentatoren Rouven Hänig und Marius Dieterle über den Auftritt der 46ers, bei denen am Ende lediglich Luis Figge mit zwölf Zählern und einer makellosen Freiwurf-Bilanz, Kyle Castlin mit immerhin sechs von acht versenkten Zweiern sowie Mladen Vujic mit zehn Punkten und fünf eingesammelten Abprallern annähernd Normalform erreichten.

„Das war eine echt bittere Niederlage“, stapfte Simon Krajcovic schwer enttäuscht zum Bus. Um sich nach einer langen Rückfahrt und einer kurzen Nacht mittags wieder in die Trainingshalle zu begeben, statt die Beine auf dem heimischen Sofa auszustrecken. Denn „Frenki“ Ignjatovic hat Redebedarf…

Tübingen: Tention (8), Nagle (6), Niedermanner (7), Oriane (n.e.), Neugebauer (10), Idowu (13), Hecker, Schwaibold (n.e.), Cooper (23), Moreaux (19), Jönke (3), Heckel (6).

Gießen: Ziring, Castlin (20), McClain (7), Maier (8), Figge (12), Nyama (4), Kovacevic (9), Vujic (10), Krajcovic (12).

 

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Kyle Castlin, Jonathan Maier, Luis Figge, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (38:21 Minuten).
  • Unser stärkster Rebounder: Viktor Kovacevic (6).
  • Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (5).
  • Unsere höchste Führung: 11:6 (5.).
  • Unsere erfolgreichsten Serien: 6:0 zum 6:3 (3.), 6:0 zum 52:61 (28.) und 6:0 zum 65:73 (34.)
  • Unsere emotionalen Beobachter: 1987 Zuschauer in der Paul-Horn-Arena, davon 40 aus Gießen.
  • Unser nächster Auftritt: Samstag, 21. Dezember (19 Uhr), in der Osthalle gegen die EPG Guardians Koblenz.

Der Beitrag Der freie Sonntag ist gestrichen erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.

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